Anlässlich des Tags der Bibliotheken lud der Verein Leseohren eine erste Klasse zur Vorlesestunde in die Stadtbibliothek ein. Dabei dürfen auch die Kleinen aktiv werden.

Die 18 Kinder der ersten Klasse der Ameisenbergschule in Stuttgart hüpfen und springen, sie schütteln die Füße, klatschen in die Hände und ziehen an ihren Ohren. Aber die Erstklässler veranstalten am Dienstagmorgen in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz kein Kinderturnen. Sie sind hier zum Vorlesetermin mit dem Verein Leseohren und fünf Mitgliedern der Direktion der Stadtbibliothek. „Es ist wichtig, einen Bezug zwischen Kindern und Vorleserinen und Vorlesern herzustellen, deshalb das Warm-up“, erklärt Karin Rösler das bunte Treiben. Für ein Vorlesevergnügen sei es außerdem wichtig, „dass ich Lust darauf und Freude daran habe. Dann kann ich auch fast alles vorlesen“, so Rösler, die heute ebenfalls den Kindern vorliest und die vor über 20 Jahren das Projekt Leseohren gegründet hat, „weil wir einfach gemerkt haben, dass die Sprachkompetenz nicht mehr so homogen war“, wie sie erzählt.

 

Vorlesen ist in vielen Familien unbekannt

Dass solche Projekte für die Kinder heute genauso wichtig sind, wie bei der Gründung des Vereins, bestätigt die Lehrerin der Kinder der Ameisenbergschule, Imken Schwarz: „Einigen Kindern wird zuhause gar nicht vorgelesen, andere können in der ersten Klasse schon ganze Bücher lesen“, so die Pädagogin. Dabei habe Vorlesen viele Vorteile für die Entwicklung der Kinder, betont Jacqueline Heillgarten vom Verein Leseohren: „Vorlesen fördert die Fantasie und die Lesekompetenz. Der erste Start ins Lesen ist das Vorlesen“. Und die Lehrerin der Erstklässler ergänzt: „Vorlesen fördert die Konzentration und allgemein die Fähigkeit zuzuhören. Außerdem wirkt es sich positiv auf den Spracherwerb aus“.

Heute wird allen 18 Erstklässler der Ameisenbergschule innerhalb der Reihe „Berufsgruppen lesen vor“ von fünf Mitgliedern der Direktion der Bibliothek vorgelesen. Nach dem Warm-up wird jeder der fünf Vorleserinnen eine Gruppe Kinder zugeteilt. In kleinen Leseinseln startet dann das Lesevergnügen für die Kinder.

Lautes Lachen und imposantes Löwengebrüll

Und schon bald hört man aus der einen Ecke lautes Lachen und aus der anderen ein imposantes Löwengebrüll. Letzteres stammt von der Direktorin der Stadtbibliothek Katinka Emminger. Vier Grundschüler hängen an ihren Lippen, während Emminger die Geschichte vom Löwen in der Bibliothek vorliest, dabei Geräusche macht, Stimmen imitiert und die Kinder dazu motiviert, sich zu bewegen und sich so groß wie ein Löwe zu machen. Auch Emminger hat Freude an ihrer heutigen Vorlesestunde mit den jungen Bibliotheksbesuchern: „Ich lese meiner Tochter jeden Abend vor. Das ist unser Ritual. Vorlesen macht einfach Spaß“, sagt Emminger. Und auch die Grundschüler haben sichtlich Freude an der Vorlesestunde.

Kontakt für Vorlesepaten

Patenschaft
Wer selbst Interesse hat, Kindern vorzulesen, die dieses Vergnügen von daheim nicht kennen, kann sich beim Leseohren-Verein melden unter https://www.leseohren-aufgeklappt.de