Am Sonntag wählen die Bürger in Konstanz einen neuen OB. Ein Kandidatentrio liegt fast gleichauf.

Konstanz - Ein Sextett an Kandidaten tritt am Sonntag zum zweiten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in Konstanz an. Das Feld hat sich gelichtet, denn zum ersten Wahlgang waren es noch 13 Kandidaten. Realistische Chancen auf eine Wahl aber hat nur ein Trio aus zwei Frauen und einem Mann. Es sind jene drei Aspiranten, die auch im ersten Wahlgang vor zwei Wochen an der Spitze der Wählergunst lagen. Da ist die Stuttgarter Regierungsdirektorin Sabine Reiser (CDU). Die 50-Jährige hatte den ersten Wahlgang in der mit 85 000 Einwohnern größten Stadt am Bodensee mit 26,8 Prozent der Stimmen für sich entschieden. Dicht gefolgt von dem in Radolfzell ansässigen Unternehmensberater Ulrich Burchardt (ebenfalls CDU). Der 41-jährige gebürtige Konstanzer kam im ersten Anlauf auf 25,9 Prozent der Stimmen.

 

Dritte im Bunde ist die Konstanzer Patentreferentin Sabine Seeliger, die 20,1 Prozent der Wähler für sich begeisterte. Die 43-Jährige tritt für die Grünen an und möchte Konstanz als grüne Hochburg halten. Der Anwalt Horst Frank hat 1996 den ersten OB-Posten für die Ökopartei in Deutschland erobert. Der 63-Jährige tritt nach zwei Amtsperioden aus Altersgründen nicht mehr an.

Alle Kandidaten tragen Hypothek mit sich herum

Wer in diesem Trio die besten Aussichten hat, ist nur schwer auszumachen. Beobachter gehen davon aus, dass es darauf ankommen wird, wer sein Wählerpotenzial am besten mobilisieren kann. Dieses scheint ausbaubar zu sein, denn vor zwei Wochen sind nur 42 Prozent der 63 000 Wahlberechtigten an die Urnen gegangen.

Die Kandidaten tragen allesamt eine Hypothek mit sich herum. Reiser versucht nach einer gescheiterten OB-Kandidatur 2000 in Überlingen und einer fehlgeschlagenen Landratskandidatur 2007 im Bodenseekreis im dritten Anlauf ein politisches Amt zu ergattern.

Da sich Reiser und Burchardt bei konservativen Wählern gegenseitig das Wasser abgraben, dürfte vor allem für Sabine Seeliger noch Aufholpotenzial vorhanden sein. Drei ausgeschiedene Kandidaten haben sich für Seeliger ausgesprochen. Nachdem auch SPD-Kandidat Sven Zylla aufgegeben hat, ist ein Gerangel zwischen Reiser und Seeliger um die Unterstützung der SPD entstanden, die beide für sich reklamieren.

Wahlkampfthema Biogasanlage

Überraschend kein Thema im Wahlkampf wurde Seeligers Tätigkeit als Geschäftsführerin einer Biogasanlage der Stadtwerke Konstanz. 2008 hatte die Gesellschaft mit einem Schaden von rund 400 000 Euro Insolvenz anmelden müssen. Seeliger weist darauf hin, dass sie drei Jahre zuvor ausgeschieden war. „Wir hatten technische Probleme. Ich habe keine Fehler gemacht“, sagt sie. Das sei ihr von der Geschäftsleitung der Stadtwerke Konstanz auch so bestätigt worden.

Der Unternehmer und Berater Burchardt ist auch ins Gerede gekommen. So groß könne die Firma nicht sein, hieß es. Die Uli Burchardt GmbH machte im Jahr 2010 kaum 128 000 Euro Umsatz bei 8000 Euro Gewinn. Burchardt sagt, er habe im Krisenjahr 2009 die Firma von zehn festen Mitarbeitern verkleinern müssen. Gegenwärtig beschäftigt er zwei Mitarbeiter, einen als Freien, eine ist im Mutterschutz.