Am Programm kann es nicht liegen, dass Macron derart Furore macht. Es gibt noch keines. Anfang März will er es präsentieren. Allenfalls Bruchstücke sind bislang zu haben, eine Mischung aus Allgemeinplätzen und aufsehenerregenden Einzelmaßnahmen. Mit Tweets wie „Unternehmer sind im Alltag Agenten der Hoffnung“ oder „die Landwirtschaft, das sind die Männer und Frauen, die uns Tag für Tag ernähren“, verbreitet er kaum mehr als emotionalen Nebel. Vorschläge wie jener, Jugendliche mit einem Kulturpass zu beglücken, der ein 500-Euro-Guthaben für Bücher, Filme oder Eintrittskarten aufweist, addieren sich nicht zu einem Programm.

 

Was es aber bereits gibt, ist eine verführerische Botschaft. Macron verheißt umfassende Erneuerung, einen kollektiven Aufbruch in die Moderne. Die von der wenig erfolgreichen Präsidentschaft des Zauderers François Hollande enttäuschten Franzosen sehnen sich danach. Laut Umfragen wünscht die Mehrheit Reformen. Dass Macron sich als über den Parteien stehender Macher empfiehlt, der fern der von Linken oder Rechten ausgetretenen Pfade neue Wege weist, macht das Versprechen noch attraktiver. Laut Umfragen genießen die Parteien nur noch bei zwölf Prozent der Franzosen Vertrauen. Und da Macron das Publikum bis jetzt nicht mit einem Programm behelligt, kann es sich der Illusion hingeben, dass die sozialliberale Erneuerung schmerzlos vonstattengeht.

Neben der Freiheit soll auch die Brüderlichkeit wiederaufleben

Die im Sportpalast Versammelten lassen sich nur gar zu gern verführen. „Ich will nach dem Fall der Berliner Mauer in Europa keine neuen Mauern hochziehen, ich will ein der Welt zugewandtes Frankreich, das die digitale und ökologische Revolution vorantreibt, von ihr profitiert, verkündet Macron. „Ich will aber auch, dass neben der Freiheit die Brüderlichkeit wiederauflebt“, fährt er fort. „On va gagner, on va gagner“, schallt es ihm vielstimmig entgegen, „wir werden gewinnen“.

Getragen von einer Woge der Zustimmung, schreitet der Redner zur wichtigsten und zugleich schwierigsten Übung. Am öffentlichen Spagat zwischen rechter und linker Politik versucht er sich, am Beweis, dass sein arbeitgeberfreundliches Projekt zugleich ein arbeitnehmerfreundliches ist. Er bekundet seine Absicht, Steuer- und Abgabenlasten der Unternehmen dauerhaft zu reduzieren, Kranken- und Arbeitslosenversicherung auf eine neue finanzielle Basis zu stellen. Es folgt die überraschende Feststellung, dass dies nicht nur mehr Jobs, sondern auch mehr Gehalt bringen werde. „Jeder Mindestlohnempfänger wird unter dem Strich am Ende monatlich 100 Euro mehr haben“, verspricht Macron. „Président“-Sprechchöre sind die Antwort.