Lieferprobleme und mangelhafte Qualität der Wahlplakate: Die Grünen fordern Schadensersatz von der Firma „Pappwelle“. Die Probleme treten offenbar bundesweit auf.

Stuttgart - Der Innovationspreis der deutschen Druckindustrie wird im nächsten Monat in der Liederhalle verliehen. Einer der Finalisten ist die Berliner Firma Pappwelle. Sie wurde wegen ihrer „nassfesten Wellpappe“ nominiert, die offenbar in der Außenwerbung als umweltfreundliche Alternative zu Kunststoffträgern zählt und dafür gepriesen werden könnte. Säßen die Grünen in der Jury, würde es aber wohl nichts mit der Auszeichnung.

 

Am Veranstaltungsort Stuttgart, aber nicht nur dort, sondern im ganzen Bundesgebiet, sind Klagen über Lieferprobleme und mangelhafte Qualität der Plakate laut geworden. Das gipfelt nun in der Aussage des Parteivorsitzenden Cem Özdemir, dessen Konterfei im Stuttgarter Wahlkreis Süd auf den ersten Plakat-Chargen ebenfalls Blasen geworfen hat, der Bundesverband habe den Vertrag mit Pappwelle aufgelöst und Schadenersatzforderungen gestellt.

Grünen-intern wird allerdings bezweifelt, dass bei der Firma viel zu holen sein wird. Einer von zwei Firmeninhabern ist André Stephan, einstiger Landesgeschäftsführer der Berliner Grünen und Wahlkampfmanager von Renate Künast bei der Bürgermeisterwahl 2011, bis man ihn betrunken am Steuer erwischte.

Bundesverband bietet Kreisverbänden kostenlosen Ersatz

Pappwelle teilte auf Anfrage mit, sie behandele Kundendaten vertraulich und werde sich „daher zum genannten Vorgang nicht äußern“. Die Antwort auf die Frage, ob es stimme, dass die Firma bereits einen Insolvenzantrag gestellt habe, blieb am Mittwoch unbeantwortet.

Der Lieferant habe vielen Kreisverbänden mangelhafte Plakate geliefert, bestätigt Andreas Kappler von der Pressestelle des Bundesverbands auf StZ-Anfrage. Diese Plakate verfügten nicht über die „vertraglich zugesicherte und getestete Wetterfestigkeit“. Der Bundesverband habe den Kreisverbänden kostenlosen Ersatz angeboten. Diese entschieden selbstständig, „wie sie auf die ärgerliche Situation reagieren“.

Polypropylen-Plakate: wetterfester, aber schlecht fürs Klima

In Stuttgart ist der Verdruss in der Tat groß. „Um bis zum Wahltag weiterhin grüne Präsenz in den Straßen zu zeigen“, hat sich der Kreisverband entschlossen, für die nächste Plakatierungswelle auf einen anderen Anbieter zurückzugreifen, so Brigitte Abele von der Geschäftsstelle. Sie preist die Ökobilanz der Alternativprodukte. Die Polypropylen-Plakate seien „voll recycelbar“. Auf ihrer Internetseite weist die Firma Pappwelle allerdings ausdrücklich darauf hin, dass Hohlkammer- und Wabenplakate aus Polymer-Kunststoffen zwar deutlich leichter seien als die herkömmlichen Spanplatten, außerdem falle das Kleistern weg, da sie direkt bedruckt würden. Negativ sei aber, dass „Polymere wie alle Kunststoffe auf Erdölbasis hergestellt werden – voll auf Kosten des Klimas“. Plakate wie das mit dem Konterfei des Bundesvorsitzenden Özdemir sind demnach „schlecht für die Ökobilanz und schlecht fürs Image“.

Sie sind aber offenbar wetterfester als „Easy Plak, das Plakat aus der Outdoorwelle“, das zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehe und voll recyclingfähig sei. Die spezielle nassfeste Wellpappe sei durch ihre besonders guten Papiersorten für den Außeneinsatz geeignet. Sie halte mindestens 50 Tage der Witterung stand – ausgenommen seien freilich Hochwasser, Sturm oder massiver Hagel. Gerade diese „drastischen Wetterereignisse“ hatte die Firma anfangs für die Probleme verantwortlich gemacht.

In der folgenden interaktiven Karte stellen wir die Bundestagskandidaten für die Region Stuttgart vor. Klicken Sie auf den jeweiligen Wahlkreis, um weitere Informationen und Links zu unserer Berichterstattung über die jeweiligen Kandidaten zu erhalten!