Statt eines Trios sitzt nur noch eine Solo-Ente auf dem Brunnen am Waiblinger Marktplatz. Doch dieses Mal haben keine Metalldiebe ihr Unwesen getrieben, sondern zwei der Skupturen sind von einem fahrerlosen Transporter beschädigt worden.

Waiblingen - Skulpturen aus Bronze erfreuen nicht nur Kunstliebhaber, sie locken immer öfter auch Edelmetalldiebe an, denen es freilich nur um eines geht: Sie wollen das Kunstwerk möglichst teuer versilbern. Auf der Stuttgarter Uhlandshöhe zum Beispiel hatten geldgierige Banausen die Statue „Eva“ des Künstlers Bernd Stöcker vor zwei Jahren kurzerhand an den Beinen abgesägt und entführt.

 

Wo eine Ente stand, klafft nun ein Loch

Kein Wunder, dass beim Waiblinger CDU-Stadtrat Hans-Ingo von Pollern die Alarmglocken schrillten, als er bei einer Stadtführung am Sonntag entdeckte, dass am Entenbrunnen unterhalb des Marktplatzes nur noch ein Bronzevogel statt der üblichen drei zu sehen ist. In einer Standplatte, die normalerweise fest mit den Füßen der Bronzeenten verbunden sind, klafft ein Loch, als habe man die Ente samt Watschelfuß herausgerissen, das zweite Bein scheint abgesägt worden zu sein. Es wäre nicht der erste Anschlag auf die Waiblinger Entenschar gewesen: Bereits im Jahr 2007 sei einer der Vögel gestohlen worden, bestätigt Oliver Strauß vom Fachbereich Städtische Infrastruktur bei der Stadt Waiblingen. Das entführte Federtier habe die Stadt Waiblingen damals in der Kunstgießerei Strassacker in Süßen (Landkreis Göppingen) neu gießen lassen, Kostenpunkt: ungefähr 6500 Euro.

Dieses Mal sei der Fall aber anders gelagert, erklärt Strauß: Die Enten seien nicht Opfer eines Diebstahls, sondern eines Verkehrsunfalls geworden. Der Lieferwagen eines Marktbeschickers habe sich Nachmittags nach dem Wochenmarkt selbstständig gemacht – und zwar schon am Samstag voriger Woche. Der Sprinter sei gegen den städtischen Brunnen gerollt und habe zum einen den Sockel beschädigt, der nun einen Riss hat. Zum anderen habe das Fahrzeug erheblichen Schaden an zwei der Skulpturen angerichtet. „Wir haben die Enten gesichert. Sie waren so verbogen, dass man sie hätte stehlen können.“ Die zwei Vögel seien vorerst im städtischen Betriebshof untergeschlüpft, nun werde man sie wie auch den Quellstein untersuchen und dann entscheiden, ob die Kunstwerke repariert werden können oder neu gegossen werden müssen. Die Sache sei ein Versicherungsfall.

Zum Glück wurde niemand verletzt

So schade es um die Enten ist, haben die Marktbesucher doch Schwein gehabt, dass der fahrerlose Transporter vom Brunnen gebremst wurde und nicht die rechts davon liegende Lange Straße hinabgerauscht ist. Auch am oft von Kindern und Rastenden belagerten Brunnen sei zum Glück niemand gesessen, sagt Oliver Strauß.

Der Entenbrunnen hat seit mittlerweile 30 Jahren seinen festen Platz an der Langen Straße in Waiblingen: Das Grünflächenamt hatte ihn aus einem in der Rems gefundenen Mühlstein und drei bronzenen Enten gestaltet, welche aus dem Nachlass des 1982 in Bietigheim-Bissingen verstorbenen Bildhauers Fritz Melis stammen. Bereits in den ersten Jahren nach seinem Aufbau machte der Brunnen Schlagzeilen, weil die auf einem Fuß stehende Ente mehrfach abgebrochen wurde. Den Unfall hat ausgerechnet dieses Exemplar überstanden.