Backwahn in Beinstein, eine Ehrenamts-Pragmatikerin und kostenlose Kunst: in Band zwei der Waiblinger Wundertüte geht es wieder um große und kleine Leute aus der Stauferstadt.

Waiblingen - Gute Geschichten lassen sich auf Dauer einfach nicht unterdrücken“, so schreiben die Buchmacher Gisela Benkert, Iris Förster, Ursel Sauerzapf und Wolfgang Wiedenhöfer im Vorwort zur Waiblinger Wundertüte 2.0. Genau 19 Geschichten über besondere Waiblinger sind es diesmal, die von den Vieren und einigen Gastautoren irgendwo in den Waiblinger Gassen aufgesammelt wurden. Oder wie sie den Prozess des Werdens beim neuen Buch selbst beschreiben: „Wir machen wundertütenmäßig einfach da weiter wo wir aufgehört haben – tolle Themen standen ja längst auf der Warteliste“.

 

Da ist zum Beispiel gleich als Einstiegszuckerle der Wundertüte die Jeans-Doktorin Tajana Gali, die in ihrem Atelier beim Waiblinger Pfarrgarten jeder noch so ruinierten Lieblingshose das Leben und dem geneigten Träger sein Denimschätzle rettet. Patienten werden per Paket aus München oder Berlin geschickt. Nur in Waiblingen kennt kaum einer die Jeanspraxis.

Ein „Gerechter unter den Völkern“

Bei der Begegnung mit den heute 90 und 88 Jahre alten Schwestern Gabriele und Beate Bauer, deren Erinnerungen an Kriegs- und Nachkriegstage unter dem Titel „Unser heiliges Geheimnis“ mit in die Wundertüte gepackt sind, ist Iris Förster gleich auf ein anderes tütentaugliches Stück Waiblinger Historie gestoßen. Auf die Geschichte von Alfred Leikam, der wegen seiner aufrechten Haltung im Konzentrationslager landete, später Notar, Politiker und Bürgermeister war und heute in Yad Vaschem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wird.

Wahrhaft südländische Ausgelassenheit hat wiederum der Autor Wiedenhöfer direkt am Ufer des Waiblinger Mühlkanals miterlebt, als in einer lauen Sommernacht die Wirtin der dortigen Tapasbar und einige ihrer Mitarbeiter so gegen Mitternacht kurzerhand Schwimmklamotten angezogen und sich von der Terrasse des Lokals aus in die kühlen Fluten des Mühlkanals gestürzt haben.

Aberglauben und Backwahn

Ein Fund bei Sanierungsarbeiten in der Zwerchgasse waren schließlich die handgeschriebenen Brieflein mit Zaubersprüchen und Segensformeln, die als „Hexenbrief“ quasi einen kleinen Einblick geben in die abergläubische Vergangenheit der Altvorderen in Waiblingen. Ach ja, und in der Geschichte über den Backwahn in Beinstein erfährt der geneigte Leser unter anderem, wozu im schwäbischen Backhäusle der Hudelwisch gebraucht wird.

Zur kulinarischen Vorstellung des Werkes gibt es am Donnerstag, 26. November, eine Buchverkostung unter dem Motto Tischgespräch im Kulturhaus Schwanen. Mit dabei sind dann Melanie Diener, Kathrin Altpeter und der Alt-Bürgermeister Hans Wössner, die auch in der Wundertüte 2.0 eine Rolle spielen. Musikalisch und bildreich umrahmt gibt es kulinarische Häppchen und solche aus der Wundertüte. Der Eintritt kostet 12 Euro im Vorverkauf und 14 an der Abendkasse.