Das Stuttgarter Landgericht hat einen Mann aus dem Kreis Böblingen frei gesprochen. Im Zeugenstand hatte seine ehemalige Frau kleinlaut zugegeben, die Vorwürfe, Vergewaltigung in 147 Fällen, erfunden zu haben.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sie war nur ein vermeintliches Opfer: Eine 28-jährige Frau hat im Zeugenstand zugegeben, dass sie ihren Ex-Mann fälschlicherweise der Vergewaltigung beschuldigt hatte. Der 41-Jährige ist deshalb von der 19. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart frei gesprochen worden. Beim Prozessauftakt Anfang November hatte ihm die Staatsanwaltschaft Vergewaltigung in 147 Fällen vorgeworfen, außerdem hieß es, er habe seine frühere Frau mehrfach geschlagen. Der Mann aus Waldenbuch ist erwiesenermaßen unschuldig, die Vorwürfe waren frei erfunden. Bereits zum Prozessauftakt hatte er betont, dass die Behauptungen seiner Ex-Frau „überhaupt nicht“ stimmen würden.

 

Schockiert über die Vorwürfe

Der Angeklagte, der 1990 mit seinen Eltern aus Syrien nach Deutschland kam, hatte die Frau bei einem Urlaub in seiner Heimat kennengelernt. Sie ist seine Cousine. Bei der Hochzeit nach islamischem Recht war sie 15 Jahre alt, die Trauung fand im Jahr 2001 in Deutschland statt. Kurz darauf bezog das Paar eine Wohnung in Waldenbuch. Ein Jahr später traute es sich auch vor dem Standesamt. Mittlerweile sind die Eheleute wieder geschieden. Sie haben zwei Kinder, die in den Jahren 2005 und 2006 geboren wurden. Er sei im Moment allein erziehender Vater von zwei Kindern, erklärte der 41-Jährige vor Gericht. Der Druckmedientechniker ist arbeitslos.

„Ich bin schockiert über die ganzen Vorwürfe“, sagte er zu Beginn der Verhandlung, „nichts davon stimmt.“ Die 28-Jährige hatte ihn nach der Trennung bei der Polizei angezeigt. Sie legte ihm 147 Vergewaltigungen in den Jahren von 2007 bis 2013 zur Last. Außerdem habe er ihr ein Feuerzeug an den Kopf geworfen und sie mit einem Kabel gepeitscht. „Sie war einfach krank“, sagte dagegen der Mann. Seine Frau habe ihn betrogen, auf ihrem Handy habe er „Liebesworte und Liebesbeteuerungen“ für einen anderen Mann entdeckt. Das sei für ihn der Anlass für die Trennung gewesen. Sie habe daraufhin gedroht, sich umzubringen, und vor den Kindern zu einem Messer gegriffen, berichtete er.

Staatsanwalt fordert zehn Monate

Einen Grund für ihre Lügengeschichten nannte die Frau vor Gericht nicht. Bei ihrem Auftritt im Zeugenstand wirkte sie recht kleinlaut und verlegen. Nur ein Punkt der Anklage war korrekt: Der 41-Jährige soll tatsächlich ein Mal mit dem Kabel zugeschlagen haben. Der Angriff mit dem Feuerzeug war dagegen offenbar erfunden: Der Angeklagte hatte die Verletzung seiner Frau im Gesicht mit einem versehentlichen Zusammenprall mit der Abzugshaube erklärt. Für die Körperverletzung mit dem Kabel forderte der Staatsanwalt jedoch noch zehn Monate Haft. Der Richter sprach den Mann allerdings frei. Er finde die Belastung für den 41-Jährigen schon hoch genug, erklärte er in seinem Urteil – weil ihm schlimme Straftaten unterstellt worden seien, die er gar nicht begangenen habe, und er damit habe leben müssen.