Dana ist mittlerweile auf dem hölzernen Kletterturm in der Situation, die man aus fernen Kindertagen vom Fünf-Meter- Brett kennt: Man stieg hoch, in einem Anfall schwachsinnigen Mutes. Nun gibt es nur noch zwei Wege nach unten: springen oder vor aller Augen rückwärts abklettern. Teufel oder Beelzebub. Und so gibt Dana mit einem schmerzlichen Blick ihre Kamera ab und nähert sich, an Seilen gesichert, dem jungen, kräftigen Mann, der ihr helfen soll – und dem Abgrund. Unten breiten sich walisische Felder aus, golden glänzen große Rollen von Stroh. Da hinunter geht es, und zwar mittels "Abseiling". Dana guckt jetzt wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Der erste Schritt ist der schlimmste, an die Kante stehen, mit dem Rücken ins Tal, sich hinauslehnen – und los geht es. Und unten dann, man ahnt es schon, grinst auch sie.

 

Ich finde mein Waterloo am Talybont- Stausee, die Hügel um ihn herum besiegen mich. Wir haben uns Mountainbikes ausgeliehen, ganz gemütlich geht es am See entlang, immer leicht ansteigend. So könnte man nun um den See radeln, nebenher plaudern und in die Landschaft schauen. Aber dann ist da diese Abzweigung, steil bergauf. Ich bin so vermessen, Michael hinterherzuradeln. Aber Übermut tut eben nun mal selten gut. Roter Schlamm, Wasser und große Steine, fast schon Felsen, unmöglich für mich zu fahren. Also schieben, steil den Wald hinauf. Was für eine Blamage. Doch genau dafür sind diese Touren ja da, um über sich hinauszuwachsen oder eben mit Niederlagen umzugehen.

Auf meinem Waterloo-Gipfel stehen vier Mädchen mit Rucksäcken, Zelt, Isomatten. Sie drehen und wenden Wanderkarten, sie haben noch einiges vor heute. Sie nehmen teil am Duke of Edinburgh Award: Um eine Medaille zu bekommen, unternehmen junge Briten Expeditionen, unterstützen wohltätige Projekte, üben ein Handwerk aus oder fahren zu einem Arbeitseinsatz ins Ausland. Die vier Waliserinnen sind auf Expedition in Wales. Wir rasten unterm Wegkreuz, das uns im Zweifelsfall auch nicht weitergeholfen hätte. Bergab gebe ich dem Berg die Kante, man muss nur schnell genug fahren, um steile Bäche runterzuradeln. Wieder etwas gelernt.

Graham Symonds muss nichts mehr lernen. Jedenfalls nichts, was mit Wasser zu tun hat. Symonds war im walisischen Kajak- Nationalteam. Er macht drei Paddelschläge in seinem Kanu, setzt elegant an einer Sandbank am Ufer auf und zeigt auf Fischotterspuren. Den Bach überkront ein Blätterdach, hier könnten Schlangen von den Bäumen hängen, und ist das da vorne nicht ein Krokodil? Nein, es ist ein dümpelnder Stamm, die grüne Hölle ist nicht der Amazonas, nur ein Nebenarm des Wye, dem Grenzfluss zwischen Wales und England. Hierher kommt Prince Charles zum Lachsangeln. Wie die Berserker hauen wir auf die Wasseroberfläche ein, Hans-Jörg, ein kräftiger Kerl, hebelt das Boot mit einer eigenen Technik stromaufwärts: Er rammt das Paddel in den schlammigen Grund, wie einen Stocherkahn. Ich kralle mich mit den Fingern ins lehmige Ufer und ziehe, während ein anderer Mitpaddler unterm Gebüsch kentert.

Der Fischotter hat längst die Flucht ergriffen. Biber sind ohnehin ausgerottet. Von den Mönchen, wie uns ein Fremdenführer in der Ruine von Tintern Abbey weismachen will. Dieses gigantische gotische Gerippe aus Fensterrosetten und Pfeilern ragt nahe des Flüsschens Wye in die Luft, erbaut im 12. Jahrhundert von Zisterziensermönchen. In dieser Abtei lebten vier dutzend Mönche. Die walisischen Mönche hätten bemerkt, dass Biber schwimmen, daraus geschlossen, dass sie Fische sind und ihr Fleisch somit freitags gegessen werden darf.

Spannung in Dinas Rock

Dana ist mittlerweile auf dem hölzernen Kletterturm in der Situation, die man aus fernen Kindertagen vom Fünf-Meter- Brett kennt: Man stieg hoch, in einem Anfall schwachsinnigen Mutes. Nun gibt es nur noch zwei Wege nach unten: springen oder vor aller Augen rückwärts abklettern. Teufel oder Beelzebub. Und so gibt Dana mit einem schmerzlichen Blick ihre Kamera ab und nähert sich, an Seilen gesichert, dem jungen, kräftigen Mann, der ihr helfen soll – und dem Abgrund. Unten breiten sich walisische Felder aus, golden glänzen große Rollen von Stroh. Da hinunter geht es, und zwar mittels "Abseiling". Dana guckt jetzt wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Der erste Schritt ist der schlimmste, an die Kante stehen, mit dem Rücken ins Tal, sich hinauslehnen – und los geht es. Und unten dann, man ahnt es schon, grinst auch sie.

Ich finde mein Waterloo am Talybont- Stausee, die Hügel um ihn herum besiegen mich. Wir haben uns Mountainbikes ausgeliehen, ganz gemütlich geht es am See entlang, immer leicht ansteigend. So könnte man nun um den See radeln, nebenher plaudern und in die Landschaft schauen. Aber dann ist da diese Abzweigung, steil bergauf. Ich bin so vermessen, Michael hinterherzuradeln. Aber Übermut tut eben nun mal selten gut. Roter Schlamm, Wasser und große Steine, fast schon Felsen, unmöglich für mich zu fahren. Also schieben, steil den Wald hinauf. Was für eine Blamage. Doch genau dafür sind diese Touren ja da, um über sich hinauszuwachsen oder eben mit Niederlagen umzugehen.

Auf meinem Waterloo-Gipfel stehen vier Mädchen mit Rucksäcken, Zelt, Isomatten. Sie drehen und wenden Wanderkarten, sie haben noch einiges vor heute. Sie nehmen teil am Duke of Edinburgh Award: Um eine Medaille zu bekommen, unternehmen junge Briten Expeditionen, unterstützen wohltätige Projekte, üben ein Handwerk aus oder fahren zu einem Arbeitseinsatz ins Ausland. Die vier Waliserinnen sind auf Expedition in Wales. Wir rasten unterm Wegkreuz, das uns im Zweifelsfall auch nicht weitergeholfen hätte. Bergab gebe ich dem Berg die Kante, man muss nur schnell genug fahren, um steile Bäche runterzuradeln. Wieder etwas gelernt.

Graham Symonds muss nichts mehr lernen. Jedenfalls nichts, was mit Wasser zu tun hat. Symonds war im walisischen Kajak- Nationalteam. Er macht drei Paddelschläge in seinem Kanu, setzt elegant an einer Sandbank am Ufer auf und zeigt auf Fischotterspuren. Den Bach überkront ein Blätterdach, hier könnten Schlangen von den Bäumen hängen, und ist das da vorne nicht ein Krokodil? Nein, es ist ein dümpelnder Stamm, die grüne Hölle ist nicht der Amazonas, nur ein Nebenarm des Wye, dem Grenzfluss zwischen Wales und England. Hierher kommt Prince Charles zum Lachsangeln. Wie die Berserker hauen wir auf die Wasseroberfläche ein, Hans-Jörg, ein kräftiger Kerl, hebelt das Boot mit einer eigenen Technik stromaufwärts: Er rammt das Paddel in den schlammigen Grund, wie einen Stocherkahn. Ich kralle mich mit den Fingern ins lehmige Ufer und ziehe, während ein anderer Mitpaddler unterm Gebüsch kentert.

Der Fischotter hat längst die Flucht ergriffen. Biber sind ohnehin ausgerottet. Von den Mönchen, wie uns ein Fremdenführer in der Ruine von Tintern Abbey weismachen will. Dieses gigantische gotische Gerippe aus Fensterrosetten und Pfeilern ragt nahe des Flüsschens Wye in die Luft, erbaut im 12. Jahrhundert von Zisterziensermönchen. In dieser Abtei lebten vier dutzend Mönche. Die walisischen Mönche hätten bemerkt, dass Biber schwimmen, daraus geschlossen, dass sie Fische sind und ihr Fleisch somit freitags gegessen werden darf.

Die Mönche verjagte Heinrich VIII. um 1540. Da ihm seine Frau Katharina statt eines Sohns nur ein Mädchen gebar, die spätere Königin Maria, genannt Bloody Mary, wollte er sich scheiden lassen. Der Papst war dagegen, Heinrich gründete die Anglikanische Staatskirche und entmachtete alle Klöster. Dass die Mönche den walisischen Biber ausgerottet haben, halten wir für ein anglikanisches Märchen. Zur Sicherheit bestellen wir abends Lamm. Davon gibt es schließlich genügend. Und stärken müssen wir uns auf jeden Fall. Denn die nächsten Abenteuer warten mit Sicherheit schon auf uns.

Info: Anreise: KLM (ab Stuttgart, http://www.klm.com) und Swiss (ab München, http://www.swiss.com) fliegen regelmäßig nach Cardiff.

Brecon Beacons Nationalpark: Tel. 00 44/18 74/62 44 37, http://www.breconbeacons.org.

Outdoor-Aktivitäten in Südwales: Kanuverleih Monmouthcanoe, Tel. 00 44/16 00/71 34 61, http://www.monmouthcanoe.co.uk; Seilgarten Llangorse Multi Activity Centre, Tel. 00 44/18 74/ 65 82 72, http://www.activityuk.com; Mountainbike- Verleih Drover Holidays, Tel. 00 44/14 97/82 11 34, http://www.droverholidays.co.uk; Klettern an Dinas Rock: Call of the Wild at Severn Sisters, Tel. 00 44/16 39/70 03 88, http://www.callofthewild.co.uk.

Allgemeine Informationen: Visit Wales Centre, Tel. 00 44/87 01/21 12 51, http://www.german.visitwales.com.