Sind die Stars Schuld an der Selfitis?
Oer: Sie spielen zumindest eine große Rolle, denn sie machen ja selber gerne Selfies von sich. Das ermöglicht es ihnen, den Paparazzi das Wasser abzugraben und sich so darzustellen, wie sie möchten. Auf Instagram laden sie ihre Fans ein, ihre Posen nachzumachen und sich ein bisschen was von ihnen abzuschauen.
Wie naiv muss man eigentlich sein, seine Selfies ins Internet zu stellen und Herstellern damit noch einen Freibrief zu geben, einen mit Werbung zu bombardieren?
Cohrs: Viel schlimmer ist doch, wie Hersteller junge Instagrammer oder Youtuber als Beeinflusser instrumentalisieren. Vordergründig dokumentieren die auf ihren Fotos oder Videos ihren Alltag. In Wirklichkeit bewerben sie dabei aber bestimmte Produkte, ohne dass diese Werbung als Werbung markiert wird. Und das sehe ich kritisch. Diese jungen Leute treten ja nicht als Models auf, sondern als normale Menschen. Gerade darum haben sie so großen Einfluss auf die Zielgruppe.
Können Eltern ihre Kinder davor bewahren, in diese Falle zu tappen?
Cohrs: Mit Verboten? Nö. Das wäre auch keine kluge Strategie. Viel wichtiger ist es, den Kindern einen vernünftigen Umgang mit dem Internet beizubringen und ihnen Grenzen zu setzen. Wir haben allerdings festgestellt, dass Kinder oft schon selber sehr genau wissen, was sie von sich ins Internet stellen können und was besser nicht. Sie wachsen ja in diesem Kosmos der sozialen Medien auf. Letztlich ist das Selfie ein Medium wie jedes andere. Es ist nicht per se böse.
Angeblich macht jeder Mensch etwa 25 676 Selfies von sich im Leben. Sind Sie zuversichtlich, dass Sie diese Zahl noch schaffen?
Cohrs: Nee, ich bestimmt nicht. Wobei man diese Zahl auch mit Vorsicht betrachten muss. Es war ein Hersteller für Zahnweiß, der das mal hochgerechnet hat. Oer: Ich habe etwas Vorsprung, aber um jemals auf 25 000 Selfies zu kommen, müsste ich deutlich häufiger knipsen.