Manche Stadträte befürchten, dass die Debatte über die Nutzung des Boehringer-Areals zur Farce wird. Die SPD will deshalb einen stadtweiten Diskurs anstoßen und dem Oberbürgermeister so das Wasser abgraben.

Göppingen - Die Überlegungen, wie das Boehringer-Areal am westlichen Stadteingang künftig genutzt werden soll, stehen noch ganz am Anfang. Zurzeit untersuchen Experten im Auftrag der Stadt Göppingen, für welche Teile des Geländes sich welche Nutzung eignen würde, was wie saniert werden und was erhalten werden könnte. Obwohl diese Untersuchung erst im Frühjahr fertig ist und erst dann mit der konkreteren Planung und der Ausweisung des Geländes als Sanierungsgebiet begonnen werden kann, ist die Debatte schon jetzt von Misstrauen geprägt.

 

Viele Stadträte befürchten, dass der Oberbürgermeister Guido Till längst sehr konkrete Vorstellungen hat, wie die Stadt die Industriebrache nutzen soll und dass er diese durchdrückt, ohne eine offene Debatte über Alternativen zuzulassen. Damit es nicht so weit kommen kann, will die SPD Anfang Dezember einen stadtweiten Diskurs über das Boehringer-Areal anstoßen. Die Fraktion organisiert zu dem Thema zurzeit eine Podiumsdiskussion. Dass Martin Maier, der Leiter der städtischen Business-Park-Gesellschaft, die für das Areal zuständig ist, jetzt noch nicht bei einer öffentlichen Veranstaltung über die Zukunft des Geländes diskutieren möchte, verstärkt das Misstrauen der Genossen.

Veranstaltungshalle oder Technik-Museum – oder womöglich beides?

Den Stadträte geht es vor allem um die Zukunft der ehemaligen Gießerei. Denn während relativ unstrittig ist, dass der größte Teil des ehemaligen Firmengeländes auch künftig für Gewerbe genutzt werden soll, stehen für die Gießerei, die fast doppelt so groß ist wie die Werfthalle im Stauferpark, andere Überlegungen im Vordergrund. Till sieht die Gießerei offenbar schon jetzt als mögliche neue Veranstaltungshalle. Denn bekanntlich wird die Werfthalle im Stauferpark nicht mehr lange uneingeschränkt für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, weil sie an die Firma Kleemann verkauft wurde. Viele Stadträte, vor allem aus den Reihen der SPD-Fraktion, sehen in der Gießerei nicht nur eine Veranstaltungshalle, sondern auch eine neue Unterkunft für das Technikforum Göppingen mit seiner Sammlung historischer Maschinen.

Wie groß das Misstrauen ist, zeigte sich erst jüngst im Gemeinderat, als es um die vorbereitende Untersuchung ging, die gemacht werden muss, damit das Areal als Sanierungsgebiet ausgeschrieben werden kann. Die Stadt hatte bei den Zielen der Sanierung, die schriftlich festgehalten werden müssen, zur Gießerei nur „Sanierung und Nutzung als städtische Veranstaltungshalle“ geschrieben.

Gemeinderat segnet Ergänzung der Sanierungsziele ab

Der Gemeinderat habe bisher noch nicht diskutiert, geschweige denn beschlossen, wie die Gießerei genutzt werden solle, kritisierte Michael Freche (Lipi) dieses Vorgehen. Auch Michael Grebner (SPD) wies darauf hin, dass „die bisherigen Ideen des Technikforums durchaus interessant sind“ und nicht unter den Tisch fallen dürften. Ähnlich sahen die Grünen die Sache, und selbst die CDU wies darauf hin, dass sichergestellt werden müsse, dass man die Nutzung der Gießerei offen diskutiere.

Im technischen Ausschuss löste der Baubürgermeister Helmut Renftle den Konflikt mit dem Angebot, die Ziele um den Aspekt „Unterbringung des Technikforums“ zu ergänzen. Der Gemeinderat segnete die Ergänzung eine Woche später ab. Der SPD-Chef Armin Roos wies dabei allerdings noch einmal ausdrücklich daraufhin, dass die SPD sehr genau darauf achten werde, dass es nicht bei „Lippenbekenntnissen“ bleibe und dass die Mitglieder des Technikforums auch in die Debatte einbezogen würden. Immerhin hatten sie in der Vergangenheit auf eigene Kosten einen Architekten beauftragt, Entwürfe für ein Museum mit Handwerkergasse in der Gießerei zu erstellen. Entwürfe, die manche Stadträte durchaus ansprechend finden.