Seit 2014 will das Sportamt die Zeit zwischen Frühlings- und Volksfest nutzen und den Wasen mit innovativen Sportangeboten bestücken. Nun musste der „Wasensportsommer“ aber zum zweiten Mal abgesagt werden. Die Verwaltung steht sich selbst im Weg.

Bad Cannstatt - Nächstes Jahr soll er wirklich kommen, der „Wasensportsommer“. In den Sommerwochen zwischen Frühlings- und Volksfest will das städtische Sportamt den Cannstatter Wasen mit allerlei innovativen kostenlosen Sportangeboten bestücken. Am heutigen Freitag hätte es losgehen sollen. Beziehungsweise eigentlich schon vergangenes Jahr. Doch sowohl 2014 als auch dieses Jahr scheiterte das Vorhaben verwaltungsintern.

 

Das Sportamt, „das immer innovativ und kreativ tätig sein möchte“, scheine prädestiniert dafür, Vorgänge auszulösen, die es so noch nie gab“, sagt dessen Leiter Günther Kuhnigk und erinnert an das lange Hin und Her um die von seinem Amt geplante legale Downhillstrecke. Denn der Wasensportsommer musste nun schon zum zweiten Mal verschoben werden, da das Baurechtsamt noch nicht die entsprechende Genehmigung erteilen konnte. Er meine das jedoch nicht als Angriff auf die Kollegen, betont der Sportamtsleiter. „Das Baurechtsamt wartet ja nicht nur auf unsere Anträge“, sagt er und meint, dass die Kollegen auch anderweitig viel zu tun hätten.

Eine baurechtliche Umwidmung ist erforderlich

Ob nun mit oder ohne Unmut innerhalb der Verwaltung: Fakt ist, dass das fertig erdachte und bereits im aktuell auslaufenden Doppelhaushalt mit 80 000 Euro finanzierte Konzept zum zweiten Mal aus dem selben Grund nicht umgesetzt werden kann. Der Cannstatter Wasen ist baurechtlich nämlich als Veranstaltungsfläche gewidmet, wie es im Fachjargon heißt. Damit Sportgeräte aufgebaut werden dürften, und das nicht nur einmalig, muss die betreffende Fläche „zur Nutzung für Sport- und Bewegungsmöglichkeit umgewidmet werden“, wie Günther Kuhnigk erklärt.

Vergangenes Jahr ging er noch von einem vereinfachten Verfahren aus, damals durfte ein privater Anbieter seinen Padel-Platz auch bereits aufbauen. Für eine Genehmigung der weiteren geplanten Sportangebote forderte das Baurechtsamt vom Sportamt dann aber doch exakt vermessene Pläne inklusive Dingen wie Rettungswegen. Dafür musste extra ein Landschaftsplanungsbüro beauftragt werden, der Aufwand stieg enorm, die Zeit reichte nicht aus. Heuer waren die Pläne fertig, doch das Baurechtsamt hat erneut eine Hürde gesetzt: Es „müssen nochmals zusätzliche Genehmigungsanforderungen erfüllt werden, die 2014 nicht absehbar waren“, sagt Günther Kuhnigk, wird aber nicht genauer. Jedenfalls reichte die Zeit dafür erneut nicht aus.

Günther Kuhnigk ärgert es nicht, dass nun noch ein Jahr ins Land geht. Er halte es für sinnvoll, das Verfahren lieber in Ruhe, dafür aber endgültig abzuschließen und kommendes Jahr zu starten, wie er sagt. Das bewilligte Geld liege auf Halde und könne 2016 problemlos genutzt werden, etwa zur Anschaffung von Sportgeräten.

Unbekannte Sportangebote auf 10 000 Quadratmetern

Geplant sind unterschiedliche Sport- und Bewegungsangebote für alle Altersklassen auf dem an die König-Karls-Brücke grenzenden, rund 10 000 Quadratmeter großen Teil des Wasen-Geländes. Wichtig ist dem Sportamt, dass die Bürger eher unbekannte und neue Sportarten ausprobieren können, wie etwa Calisthenics, ein Training mit dem eigenen Körpergewicht oder eben Padel, eine Mischung aus Squash und Tennis. Doch auch Klassiker wie Basketball oder Angebote für gehandicapte Menschen wie Rollstuhlsport soll es geben.

„Ich finde es wirklich einen spannenden Ansatz“, sagt Günther Kuhnigk über das Konzept. Wenn das Angebot entsprechend Anklang findet und die Erstanschaffungen erst einmal bezahlt sind, ist er überzeugt, dass der Wasensportsommer in den weiteren Jahren aus den Bordmitteln finanziert werden kann. Sollte das Angebot 2016 schlecht angenommen werden, wäre das wohl doppelt ärgerlich für die Stadt. Dann wären nicht nur die Investitionen, sondern auch die aufwendige dauerhafte Umwidmung des Wasens seitens des Baurechtsamt vorerst umsonst gewesen.