Die Gebühren-Rangliste weist für den Rems-Murr-Kreis teilweise erhebliche Unterschiede auf: Während ein Vier-Personen-Haushalt in der Stauferstadt Waiblingen mit gerade mal 400 Euro pro Jahr rechnen muss, kostet die gleiche Wassermenge in Backnang gut 150 Euro mehr.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Dass die Preise für Sprit, Strom und Gas explosionsartig in die Höhe schießen können, haben im vergangenen Jahr auch die Verbraucher im Rems-Murr-Kreis am eigenen Geldbeutel gespürt. Die Steigerungsraten bei den Energiekosten, wenngleich von der Berliner Politik mit gleich mehreren Rettungsschirmen sogar etwas abgefedert, gelten neben dem Anstieg der Lebensmittelpreise als der Haupttreiber der Inflation – und sind der Grund, dass inzwischen auch Durchschnittsverdiener die Sorge haben müssen, dass am Monatsende kein Geld mehr auf dem Konto ist.

 

Weniger ins Auge fiel wohl den meisten Menschen, dass sich vielerorts auch der Preis fürs Trinkwasser seit Jahren in einem Steigflug befindet. Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg rufen die jeweiligen Stadtwerke teils deutlich höhere Tarife auf, die durchschnittlichen Kosten für einen Kubikmeter sind im Rems-Murr-Kreis in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 15 Prozent gestiegen. Und: Die Schere zwischen Kommunen mit einem günstigen Wasserpreis und Orten mit teuren Tarifen geht immer weiter auf. Besonders krass ist der Preisanstieg in Winnenden: Die 3,57 Euro, die in der Mopsmetropole aktuell für den Kubikmeter Trinkwasser verlangt werden, bedeuten trotz einer vergleichsweise moderaten Grundgebühr einen Aufschlag von fast 40 Prozent. Noch teurer ist das Nass nur in Backnang, wo die Stadtwerke ihren Bürgern für die 1000-Liter-Einheit 3,68 Euro abknöpfen – und dank ihrer bereits vor Jahrzehnten zu eher ungünstigen Konditionen mit der Nordostwürttemberg-Wasserversorgung abgeschlossenen Lieferverträge traditionell die rote Laterne tragen.

Besonders krass ist der Preisanstieg in Winnenden

Allerdings haben andere Kommunen im Rems-Murr-Kreis inzwischen aufgeholt. Schorndorf etwa hat sich in der Wasserpreis-Liga um stattliche 15 Plätze verschlechtert; dort müssen die Haushalte für einen Kubikmeter Trinkwasser mittlerweile auch schon 3,40 Euro auf den Tisch blättern. In Fellbach ist das Wasser mit 2,93 Euro pro Kubikmeter vergleichsweise günstig, zu noch besseren Konditionen drehen die Waiblinger den Hahn auf: Gerade mal 2,64 Euro müssen in der Stauferstadt für einen Kubikmeter bezahlt werden, mehr als ein Euro weniger als im gar nicht so weit entfernten Backnang.

Mit dem Bodensee vor Augen steigt der Wasserpreis in die Höhe

Aufgefallen sind die teils erheblichen Unterschiede dem Landtagsabgeordneten Gernot Gruber. Der SPD-Politiker aus Backnang hat tiefer in die landesweite Liste der Wasserpreis-Daten geblickt und war von den Kostensprüngen selbst überrascht. Denn auch wenn es auf den Liter gerechnet nur um Cent-Bruchteile geht, macht sich die immer weiter auseinander klaffende Preisschere durchaus im Geldbeutel bemerkbar. „Bei einem exemplarischen Jahresverbrauch von 150 000 Litern kostet das Wasser einen Vier-Personen-Haushalt in Backnang 155 Euro mehr als eine Familie in Waiblingen“, rechnet Gernot Gruber mit Blick auf das vom Land Baden-Württemberg veröffentlichte Ranking von insgesamt 86 Stadtwerken und regionalen Wasserversorgern vor.

Landesweit am günstigsten ist das Wasser bei den Stadtwerken in Emmendingen mit Bezugskosten von 2,21 Euro pro Kubikmeter. Der Vier-Personen-Haushalt muss jährlich mit 331 Euro fürs sprudelnde Nass rechnen. Deutlich mehr geben die Bürgerinnen und Bürger in Hagnau am Bodensee aus. Obwohl sich das Großreservoir direkt vor der Haustür befindet, liegt der Bezugspreis bei 3,73 Euro pro Kubikmeter. Für die Modellmenge von 150 000 Litern müssen die Wassernutzer jährlich fast 560 Euro berappen. Im Rems-Murr-Kreis ist Waiblingen mit 396 Euro am günstigsten und Backnang mit 551 Euro am teuersten. Der landesweite Durchschnitt liegt bei 454 Euro für den Jahresverbrauch und bei exakt 3,03 Euro pro Kubikmeter.

Der landesweite Durchschnitt liegt bei 454 Euro für den Jahresverbrauch

Allerdings: Durch Kombitarife einzelner Stadtwerke mit anderen Produkten fällt eine stichhaltige Rangliste selbst den Landesbehörden schwer. Einen reduzierten Arbeitspreis bieten etwa die Stadtwerke Tauberfranken und Mühlacker als Paketlösung an. Generell ergeben sich die unterschiedlichen Wasserpreise vor Ort aus der Frage, wann die Bezugsverträge abgeschlossen worden sind, welche Mengenziele seinerzeit vereinbart wurden und ob das bestellte Wasser den Bedarf einer Kommune noch deckt. Auch die Frage, wie viele eigene Quellen ein Ort nutzt und ob das Nass vom Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg, von der Landeswasserversorgung oder aber von der Bodenseewasserversorgung bezogen wird, kann beim Preis eine Rolle spielen.