Der Stuttgarter Kabelhersteller will Lokomotiven und Waggons ausrüsten. Zudem sollen für Elektrotankstellen Ladekabel geliefert werden.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Der Stuttgarter Kabelhersteller Lapp sieht das Geschäft mit Schienenfahrzeugen auf längere Sicht als Wachstumsmarkt an. Deswegen wolle das Unternehmen künftig auch Kabel für die Installation in Lokomotiven und Waggons liefern, erklärte Andreas Lapp, der Vorstandsvorsitzende der Lapp Holding AG. Als Referenzobjekt haben die Schwaben bereits die Ausrüstung für einen Hochgeschwindigkeitszug von Hyundai-Rotem gewonnen, der bei den Olympischen Spielen 2018 verschiedene Austragungsorte mit der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verbinden soll. In dem neuen Bereich werde aber kein rasches Wachstum erwartet, sagte Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation. Für das laufende Geschäftsjahr, das am ersten Oktober begann, rechnet der Technik-Vorstand mit einem Umsatzbeitrag von zwei Millionen Euro. In zwei bis drei Jahren könnte der jährliche Umsatz im Bahngeschäft dann zwischen sechs und acht Millionen Euro liegen, meinte Stawowy.

 

Ladekabel für Stromtankstellen

Mit Ladekabeln für Stromtankstellen will das Unternehmen auch vom Trend zur Elektromobilität profitieren. Dabei wolle man sich aber auf Ladekabel beschränken. An die Verkabelung von Fahrzeugen denke das Unternehmen nicht, sagte Stawowy. Das Geschäft mit der Elektromobilität soll nach den Worten von Andreas Lapp künftig einen „erklecklichen“ Umsatzbeitrag leisten. Auch die Digitalisierung der Wirtschaft unter dem Stichwort Industrie 4.0 soll Lapp Wachstum bringen. So habe man im Oktober das italienische Firma Ceam Cavi aus Padua gekauft. Dieser Spezialist für industrielle Datenübertragungssysteme habe zuletzt einen Umsatz von 25 Millionen Euro erzielt.

Weiter auf Wachstumskurs

Für das laufende Geschäftsjahr, das am 1. Oktober begann, rechnet Finanzvorstand Andreas Hermann mit einem Umsatzplus „im mittleren bis oberen einstelligen Bereich“. Auch das Ergebnis solle weiter verbessert werden. Gute Geschäfte würden in Deutschland, aber auch etwa in Italien erwartet. In China sei eine leichte Belebung spürbar. Dagegen gehe der Umsatz in Brasilien zurück, das dortige Werk schreibe rote Zahlen. Unsicherheitsfaktoren seien zudem die Politik von US-Präsident Trump und der Brexit, sagte Lapp. Das schwaches britische Pfund mache Einkäufe für die Lapp-Tochtergesellschaft im Vereinigten Königreich teurer.

Die Zahl der Mitarbeiter wächst

Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Lapp-Umsatz um 1,7 Prozent auf 901 Millionen Euro. Ohne Währungsschwankungen und gesunkene Kupferpreise hätte Lapp ein Umsatzplus von knapp acht Prozent erreicht, sagte der Finanzvorstand. Der Preis eines Kabels wird nach den Angaben auf der Basis des aktuellen Kupferpreises errechnet. Der Kupferanteil am Wert von Kabeln kann 60 Prozent und mehr erreichen. Inzwischen legt der Kupferpreis wieder zu. Europa ist mit einem Umsatzanteil von fast 70 Prozent der wichtigste Absatzmarkt von Lapp. Dort stieg der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um fünf Prozent auf 621 Millionen Euro. Wichtigster einzelner Markt ist Deutschland, wo der Umsatz unverändert bei 268 Millionen Euro lag. Das Ergebnis vor Steuern stieg um 3,9Prozent auf 42,9 Millionen Euro. Die Zahl der Vollzeitstellen wurde um 140 auf 3440 erhöht, der größte Zuwachs fand im Ausland statt. Einschließlich der Teilzeitbeschäftigten arbeiten 3530 Mitarbeiter bei Lapp, davon 1200 in der Region Stuttgart. Zu den größeren Investitionen gehörten die neue Europazentrale am Stammsitz Stuttgart-Vaihingen sowie ein Verwaltungs- und Logistikzentrum in Russland.