Früher war früher, heut ist alles zu spät: Unser Kolumnist Michael Weier hat Witze gemacht, dass früher Tanklastwagen vor Betrieben standen – und damit die heutigen Wengerter verärgert.

Stuttgart - Mit Kritik muss der Kolumnist immer rechnen, dieses Mal kam sie gleich von zwei Seiten. Erst schimpfte mich ein Kollege: Die dauernde Werbung für den württembergischen Wein sei ihm ein bisschen zu viel. Und vom Fellbacher Herbst wurde mir zugetragen: Mancher Wengerter sei sauer, mein in der letzten Kolumne verwendeter Humor kam nicht so gut an.

 

Zum Kollegen muss ich sagen: Recht hat er, ich mache Werbung für den Württemberger. Zwar trinke ich auch gerne internationale Tropfen. Aber zum Glück leben wir in einer Gegend, in der es ordentliche Eigengewächse gibt. Und ich vermute, die Leser dieser Kolumne interessieren sich weniger fürs Ribera del Duero als fürs Bottwartal. Wenn ich falsch liege, melden Sie sich bitte! Ich hege in der Tat auch patriotische Gefühle. Die wurden mir allerdings abgesprochen. Wegen einer Überschrift! Gepanschter Wein hieß die umstrittene Kolumne. Bei dem Wort gepanscht schrillen offenbar alle Alarmglocken der Wengerter. Dabei wollte ich nur beschreiben, dass vor nicht allzu langer Zeit in Württemberg eine Cuvée als gepanschter Wein galt – also als eine Mischung aus verschiedenen Sorten im Gegensatz zum reinrassigen Trollinger zum Beispiel. Dabei handelt es sich bei einem Verschnitt natürlich nicht um Panscherei! Niemand panscht! Und schon gar nicht der Kollege Aldinger, den ich beim Kreieren einer Cuvée beobachten durfte.

Vielleicht war die Idee nicht gut, mich in der gleichen Kolumne daran zu erinnern, dass früher zuweilen Tanklaster aus südlichen Ländern bei größeren Betrieben auf dem Hof gesichtet worden sind. Das klingt fast so böse wie panschen. Dabei steckte in den Tanks nur Wein, schön dunkler Rotwein. Auch heute noch dürfen in sortenreine Weine legal andere Rebsorten zugegeben werden – der Farbe wegen zum Beispiel.

Die Württemberger produzieren längst genügend Trauben bester Qualität, so dass es unwirtschaftlich wäre, Saft aus Italien einzuführen. Für die Genossenschaften ist es sogar verboten, per eigener Auflage. Dies erwähne ich, weil ich einen Anruf erhalten habe: Just der Tanklaster sei das Problem. Denn womöglich sehe den ein Kunde tatsächlich auf dem Hof der Genossenschaft! Aber dann bringe der keinen Wein aus Italien, der holt höchstens welchen ab! Die Italiener sind scharf auf die Hefe aus deutschen Kellern, die lässt sich wunderbar brennen. Der Tanklaster könnte aber auch Wein aus der Genossenschaft mitnehmen, um ihn zum Abfüller zu bringen. Kaum ein Betrieb ist nämlich in der Lage, dabei selbst Kohlensäure zuzufügen, etwa bei Seccos.

Was ich gelernt habe: Mische niemals Witz mit Wein. Denn wenn die Winzer diese Cuvée in den falschen Hals bekommen, verstehen sie keinen Spaß.