Der Junge Chor wechselt für sein alljährliches Weihnachtskonzert in die Matthäuskirche.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd/Vaihingen - Als Paul Theis vor zehn Jahren beim Jungen Chor Stuttgart angefangen hat, musste er noch jede Note einzeln einpauken, so erzählte der Chorleiter einst in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Nun soll der Mensch ja mit seinen Aufgaben wachsen – und das gilt nicht nur für Theis, sondern auch für seine Chormitglieder. „Unser Repertoire ist auf den ersten Blick gewagt“, kündigt Paul Theis das nächste Konzert an. Und ergänzt: „Da sind wir einen mutigen Schritt gegangen.“

 

Herausfordernde Stücke im Programm

In diesem Jahr ist der Junge Chor zum ersten Mal in der Matthäuskirche am Erwin-Schoettle-Platz zu Gast. Das traditionelle Weihnachtskonzert fand mehr als 30 Jahre lang in der Johanneskirche am Feuersee statt. Aufgrund einiger Unstimmigkeiten mit der Kirchengemeinde entschied man sich im vorletzten Jahr, künftig in anderen Kirchen aufzutreten. Neben Werken von Johannes Brahms hat der rund 40-köpfige Chor für den Auftritt im Stuttgarter Süden auch Stücke von Francis Poulenc einstudiert. Das sei schwierig, sagt Theis, weil die Stücke nicht die gewohnte Tonsprache sprechen, viele Sprünge darin sind und die Stimmen sehr stark beansprucht werden.

Hinter seinem Chor liegt also ein hartes Stück Arbeit, und das obwohl die Sängerinnen und Sänger allesamt Laien sind und nur aus Freude am Singen und an der Gemeinschaft dabei sind. Was den freiberuflichen Chorleiter und Musiker dazu bewogen hat, sie in diesem Jahr etwas stärker herauszufordern, war eine Einladung in die Tübinger Stiftskirche. „Das ist wirklich eine Chance, dort musizieren zu dürfen“, schwärmt er. „Da kann man wahrlich nicht mit einem Land-Wald-Wiesen-Repertoire auftreten.“

Dabei ist der Laienchor alles andere als ein konventioneller Gesangsverein. Seit Jahren ist er international unterwegs. Die Vereinsvorsitzende Silke Geiß ist einst vor allem wegen der anstehenden Weltreise in den Chor eingetreten. Von Singapur ging es damals über die australischen Städte Adelaide und Sidney nach Hawaii, nach San Francisco und dann nach St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Rund vier Wochen waren die Schwaben unterwegs und traten in Stuttgarts Partnerstädten auf. In diesem Jahr fiel die Reise etwas kleiner aus. Eine Woche tourte die Truppe durch Finnland. „Das war trotzdem ein tolles Erlebnis“, sagt Geiß, insbesondere wegen des kleinen Konzerts im Hauptbahnhof von Helsinki. „Da war so eine tolle Akustik“, erinnert sich Theis. Spontan habe er seinen Chor animiert, die finnische Nationalhymne anzustimmen. Innerhalb kürzester Zeit hätten sich 1000 Zuhörer eingefunden. So etwas vergisst man nicht.

Neue Konzertheimat im Stuttgarter Süden

Viel Arbeit hat der Chorleiter in die Ausbildung der Mitglieder gesteckt. „Aber es gibt immer noch einige darunter, die nicht so recht wissen, was sie tun“, sagt er und lacht. Alles in allem sei man in den vergangenen zehn Jahren zusammengewachsen. Trotzdem bleibt der Chor ein Laienchor, Theis muss immer wieder improvisieren. So probt der Chor seit einigen Jahren im Fanny-Leicht-Gymnasium, doch Platz für das Equipment gibt es dort nicht. Die Notenblätter liegen bei Theis daheim oder in seiner Kirchengemeinde.Paul Theis hofft, dass es in der Matthäuskirche gut klappen könnte. „Die erste Probe dort war schon vielversprechend“, sagt er.