In Tübingen studierte er deshalb katholische Theologie, wohnte im Wilhelmsstift, dem Priesterseminar. Ob er Priester werden wollte, wusste er damals noch nicht, wollte sich den Weg aber offen halten – und hat sich dann dagegen entschieden, 1978 heirateten Heinrich und Karin Lutz.

 

So wurde Heinrich Lutz eben Pastoralreferent – ein Beruf, der mit ihm groß wurde. Bei seinem Abitur 1973 wurde der Beruf eingeführt, als er 1978 anfing zu arbeiten, gab es gerade mal 40 Pastoralreferenten im Südwesten, heute sind es 400. 1978 war aber auch das Jahr, in dem Johannes Paul II. Papst wurde. „Das war dann plötzlich wie eine Bremse“, erinnert sich Lutz. „Dem ganzen Aufbruch folgten nur Rückschritte.“ 1990 etwa wollte Rom den Laientheologen die Predigt von der Kanzel verbieten. „Die Kirche besteht aus Menschen, und Menschen machen Fehler“, sagt Lutz, auch im Blick auf die Debatten über Missbrauch in der Kirche und über Protzbischöfe.

„Die vielen positiven Seiten überwiegen jedoch“, war er immer überzeugt. Und an diesen positiven Seiten der Kirche wollte Heinrich Lutz sein Leben lang mitarbeiten, bis 1990 in Göppingen, seitdem in Weil der Stadt. Die „Gemeindeerneuerung“ nennt er sein wichtigstes Projekt, 1996 war das, als er viele Bibelarbeiten, Hauskreise und besondere Gottesdienste organisierte. „Zufällig wohne ich in Merklingen“, sagt er – so war er all die Jahre der erste Ansprechpartner für die Katholiken dort, in Münklingen, Hausen und Simmozheim. 1997 begleitete er in Merklingen zum Beispiel die Kirchenrenovierung, 2002 den Neubau der Orgel.

Nebenher unterrichtete Heinrich Lutz noch acht Stunden Religion am JKG und verwaltete den katholischen Kindergarten. Mit all dem ist jetzt Schluss. „Am meisten freue ich mich auf die freien Abende und die freien Wochenenden“, sagt er. Aber auch auf die Familie, die drei Enkel, die Hobbys in Haus und Garten. „Ich bleibe aber Pastoralreferent i.R.“, sagt er und lacht. „Also in Rufweite.“ Denn nicht nur sein Engagement, auch sein Beruf bleibt erhalten, zum Beispiel in Person seines Nachfolgers Joachim Scheu, der bisher als Seelsorger im Heimsheimer Gefängnis gearbeitet hat und jetzt im Mai in Weil der Stadt anfängt. Und auch das Lachen von Heinrich Lutz, das bleibt.