In der Tourist-Info kann jeder in die Rolle des Reformators und seiner Frau Käthe schlüpfen.

Weil der Stadt - Der dunkle Gelehrten-Mantel wallt sich in der Touristen-Info, nur die Gesichter passen nicht so recht zum ehrfürchtigen Herrn Luther. Kein Wunder, es sind ja auch die Achtklässler der Realschule, die da keck hervorlinsen und ihr Kunstprojekt präsentieren. „Wir haben erst die Gemälde von damals genau untersucht“, erklärt die Schülerin Emily.

 

Die Luther-Porträts von Lucas Cranach dienten als Vorbild für das Kunstprojekt. „Schon 2014 hat die evangelische Pfarrerin Eva Ulmer einen runden Tisch zum Reformations-Jubiläum organisiert“, sagt Ute Klink, Lehrerin an der Weil der Städter Realschule. Daraufhin sann sie darüber nach, womit sich die Realschule beteiligen könnte. „Martin Luther ist ja gleich zweifach für uns interessant“, erklärt die Deutsch- und Religionslehrerin. „Er hat ja nicht nur die Reformation eingeleitet, auch zur Entwicklung der deutschen Sprache hat er beigetragen.“

Nicht nur in der Kirche feiern

Ihrer Kollegin Annette Weik sind vor allem die Werte der Reformation wichtig. „Was würde Luther heute tun?“, habe sie mit ihren Schülern diskutiert, erzählt sie. Und weil Annette Weik Kunstlehrerin ist, haben ihre Schüler diese Werte auch gleich kunstvoll aufs Blatt gebracht. „Vertrauen“ hat Jannik zum Beispiel geschrieben. „Ja, das ist mir wichtig“, erklärt der 13-Jährige.

Jannik, Emily und die anderen Schüler waren dann auch an dem zweiten Projekt beteiligt, das ihre Lehrerin Annette Weik vorgeschlagen hat. Luther und seine Frau Katharina von Bora (kurz Käthe) im Großformat auf die Leinwand zu bannen. „Erst haben wir die beiden vorskizziert, dann mit Pinsel und Acrylfarbe ausgemalt“, erzählt Emily.

Jetzt steht das Ergebnis in der Touristen-Info, und jeder Besucher kann in die Rolle Luthers schlüpfen oder endlich Käthe sein. „Uns war wichtig, dass das Reformationsjubiläum nicht nur in den Kirchen gefeiert wird, sondern auch in die Stadt hineingetragen wird“, erklärt Michaela Leven, die Chefin der Touristeninformation. Sie freut sich daher, dass die beiden Figuren bei ihr zu Besuch sind und von der Reformation erzählen.

Ein Finger muss weichen

„Luther hat zum Beispiel auch die Bibel übersetzt“, hat Zacharias gelernt. „Und er hat sich durchgesetzt“, das habe ihn beeindruckt, sagt der Achtklässler. „Und er war mal vogelfrei, er musste auf eine Burg fliehen“, ergänzt Dominik.

Die Schüler und auch ihre Lehrerinnen sind froh, dass der Luther und die Käthe jetzt endlich fertig sind. Denn kurz bevor es in die Touristeninfo ging, musste der Malerpinsel nochmals ausgepackt werden. „Wir hatten aus Versehen sechs Finger gezeichnet“, erklärt Emily. „Aber das haben wir korrigiert.“