Der Kreistag sendet ein klares Signal: Die Strecke soll nur bis Weil der Stadt fahren, an den Kosten will man sich nicht beteiligen. Im Nachbarkreis wird indes diskutiert, ob die Kommunen ebenfalls ihren finanziellen Beitrag leisten sollen.

Weil der Stadt/Renningen - Es wird immer unwahrscheinlicher, dass die Zugverbindung von Calw in den Kreis Böblingen noch realisiert wird. Der Böblinger Kreistag schließt sich weitgehend den Forderungen aus dem Nordkreis an, die Bahn nur bis Weil der Stadt fahren zu lassen. Und im Kreis Calw gibt es heftige Debatten, ob die Kommunen sich zur Hälfte an den Kosten beteiligen sollen, die bis zu 48 Millionen Euro betragen.

 

Am Montag hat der Calwer Dezernent Albrecht Reusch dem Verkehrsausschuss in Böblingen Rede und Antwort gestanden. Darin hat er noch einmal den dringenden Wunsch überbracht, die Hermann-Hesse-Bahn doch bis Renningen fahren zu lassen. „Sonst wäre die Strecke nicht wirtschaftlich und würde nicht gefördert werden“, hat auch der Böblinger Verkehrsdezernent Andreas Wiedmann zu bedenken gegeben.

Doch zumindest CDU, FWV und FDP haben auch am Dienstag im Finanzausschuss deutlich gemacht, dass sie nicht einmal die weiteren Planungskosten tragen wollen, geschweige denn sich nennenswert an den Investitionen beteiligen. „Wir sitzen nicht in der dritten Reihe, sondern wir stehen schon am Bahnhof“, schwante es dem Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt im Kreistag. Der SPD-Sprecher ergänzte: „Und wir winken schon.“

„Vielleicht müssen wir doch zahlen“

Doch in den Zug einsteigen will man im Kreisparlament eigentlich nicht. Dazu wollten die Freien Wähler erst Auskunft haben vom Landratsamt, wie viel an der Planung Böblingen noch mitfinanzieren soll. Andreas Wiedmann stellte klar, dass man nur die Kosten übernehme, bis der Kreis Calw einen Antrag auf Förderung beim Land stelle. Danach müsse neu diskutiert werden. „Wir werden uns darüber schon im Vorfeld mit meinem Kollegen Helmut Riegger unterhalten“, sagte der Landrat Roland Bernhard. Doch das reichte den Räten nicht. „Wenn wir uns nicht äußern, müssen wir vielleicht doch zahlen“, mahnte die FDP-Fraktionschefin Heiderose Berroth. Und ihr CDU-Kollege Helmut Noë unterstrich noch einmal: „Wir unterstützen die Reaktivierung der Bahn, aber nur bis nach Weil der Stadt.“ Schließlich müsse auch noch der laufende Betrieb finanziert werden, und Noë betonte, die Schönbuchbahn stehe ebenfalls auf dem Prüfstand. Auch der SPD-Fraktionschef Tobias Brenner, dessen Partei zusammen mit den Grünen dem Projekt eigentlich positiv gegenüber steht, betonte: „Wir sollten die Bahn in einer ersten Stufe nur bis Weil der Stadt fahren lassen.“

Faißt bezweifelte die Aussage aus Calw, das Projekt sei unwirtschaftlich, wenn man in Renningen umsteigen müsse. „Bei der Prognose ist man nur von 3000 Bosch-Mitarbeitern ausgegangen, und Porsche wurde nicht berücksichtigt“, sagte er. Damit sei auch eine Schiene bis Weil der Stadt ausreichend attraktiv. Der Landrat bemühte sich einmal mehr um Diplomatie. Er unterstrich den Beschluss des Verkehrsausschusses: Calw soll nun in einer Art „Stresstest“ beweisen, dass der parallele Betrieb zwischen Weil und Renningen ohne Probleme mit dem Takt und mit Emissionen vonstatten gehe. Den Kreisräten sagte er: „Vertrauen Sie auf unsere Verhandlungskunst.“ Und er stellte klar: Im Kreis Calw selbst müssen die Kommunen die Hälfte der Kosten tragen. Darüber hat es erst vor wenigen Tagen im Gemeinderat von Althengstett eine heftige Debatte gegeben. Bürgermeister Clemens Götz sagte, vier Millionen Euro kämen auf seine Gemeinde zu. Im Rat wurde vermutet, die Kosten könnten gar bis 66 Millionen Euro steigen und verweigerten ihr Plazet. Das Kommunalparlament konnte sich nicht dazu durchringen, die Hesse-Bahn durchzuwinken, der Bürgermeister soll nun mit dem Calwer Landratsamt neu verhandeln.