Im Juni geht es los: Die historische Stadtmauer wird saniert und auf ganz neue Füße gestellt.

Weil der Stadt - Gegen das große, mächtige Württemberg musste sich das kleine Weil all die Jahrhunderte behaupten, seit es der Habsburger Kaiser Rudolf I. 1280 zur selbstständigen Reichsstadt erhoben hatte. Klar, dass da eine mächtige Stadtmauer nicht fehlen durfte. In mehreren Etappen errichteten die mittelalterlichen Weil der Städter diesen Schutzring.

 

Lieb und teuer ist den heutigen Weil der Städtern diese Mauer noch immer, auch wenn sie im 21. Jahrhundert die Menschen nicht fernhalten, sondern in Form von Touristen anlocken soll. Von einer enormen Wichtigkeit für den Fremdenverkehr liest man denn auch im Masterplan für die Stadtmauer, den die Stadt 2015 verabschiedet hat.

Erster Bauabschnitt beginnt im Juni

Im Juni nun soll es endlich losgehen, in einem ersten Bauabschnitt versucht die Stadt, den Teil der Stadtmauer entlang der Paul-Reusch-Straße, zwischen dem Storchenturm und dem Roten Turm, zu sanieren und für die weitere Ewigkeit zu sichern. „Ja, wir stehen in den Startlöchern“, bestätigt Herbert Heiser, der beim städtischen Bauamt das Projekt Stadtmauer leitet.

Die wichtigste Maßnahme ist dabei ein neues Fundament, das die Mauer bekommt. Dafür werden 28 Pfähle aus Beton etwa neun Meter tief vor der Stadtmauer in die Erde gerammt und mit Beton so ausgegossen, dass die alte Mauer darauf stehen kann. „Das ist ja weiches Schwemmland von der Würm“, erklärt Herbert Heiser. Deshalb ist die Stadtmauer auch leicht geneigt. Wer genau schaut, der bemerkt, dass sie sich ganz oben bereits um einen Meter nach vorne gebogen hat. „Wir vermuten aber, dass das schon seit der Erbauungszeit um 1420 so ist“, beruhigt der Mauer-Experte Heiser. Akut einsturzgefährdet sei die schiefe Mauer von Weil der Stadt nicht, das zeigen die ständigen Begutachtungen.

Denn um jetzt endlich mit der großen Sanierung starten zu können, hat die Stadt umfangreiche Untersuchungen zur Mauer machen lassen. Luftbilder der Amerikaner aus dem Zweiten Weltkrieg wurden ausgewertet, um sicherzugehen, dass sich hier keine Blindgänger befinden. Die Technische Hochschule Stuttgart hat das Material der mittelalterlichen Baustoffe und des Mörtels genau untersucht, damit diese originalgetreu nachgeahmt werden können. Das Fundament wurde auch untersucht und dabei festgestellt, dass es drei Meter in die Erde hinunterreicht.

Was befindet sich innerhalb der Mauer? Das haben Experten jetzt herausgefunden.

Und die Mauer selbst war ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen. Denn dass sie etwa 1,5 Meter dick ist, das ist bekannt. Nicht aber, woraus sie überhaupt besteht. „Wir haben Bohrungen gemacht“, erklärt Experte Heiser. „Dabei haben wir festgestellt, dass sie aus zwei Mauern besteht, deren Zwischenraum dann mit Schutt und Geröll aufgefüllt wurde.“

Diese Erkenntnis fließt jetzt in die geplante Sanierung mit ein. Denn die Stadtmauer soll Edelstahlnadeln bekommen, die quer durchgebohrt werden. Sie halten dann die beiden Mauerseiten zusammen. Außerdem bekommt der Wehrgang einen neuen Bodenbelag und neue Stufen. „Dieser Belag wird auch der Teil der Sanierung sein, der sich am Ende optisch auswirkt“, sagt Herbert Heiser. Das neue Fundament und die Edelstahlnadeln sind später nicht mehr zu sehen.

820 000 Euro werden diese Maßnahmen kosten. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg spendiert dafür 100 000 Euro, das Landesdenkmalamt weitere 190 000 Euro. Und im November war bekannt geworden, dass das Projekt auch durch das Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes mit 200 000 Euro bezuschusst wird. „Darüber freuen wir uns besonders“, sagt Susanne Widmaier, die Erste Beigeordnete von Weil der Stadt. „Dafür hat sich nämlich Clemens Binninger, unser Bundestagsabgeordneter, eingesetzt.“

Eineinhalb Jahre wird die Sanierung der Mauer entlang der Paul-Reusch-Straße dauern. Mit dem Teil der Mauer beim Brühlweg will die Stadt noch warten, hier müssen Experten erst noch die Gegebenheiten untersuchen.