Bei der Holzernte in den Wäldern werden bisher vor allem schwere Maschinen verwendet, die den Boden zerstören. Der Landesbetrieb Forst will nun mehr Pferde einsetzen.

Weil im Schönbuch - Horscht, der Schwarzwälder Kaltblüter, zieht im Unterholz gemächlich einen gefällten Baumstamm hinter sich her. In der Waldschneise angekommen, löst der Holzrücker Uwe Eitel an dem Pferd das Geschirr, ein Greifer einer Erntemaschine nimmt den

 

Stamm auf und transportiert ihn an die Lagerstelle. Interessierte konnten sich in diesen Tagen auf Einladung des Landesbetriebs Forst im Schönbuch vorführen lassen, wie die Holzernte mit Pferden funktioniert. Die Vierbeiner sollen künftig mehr als bislang zum Einsatz kommen, weil dadurch die Waldböden geschont werden. Das Land gewährt pro geernteten Festmeter Holz einen Zuschuss von zwei Euro.

Laut Thomas Deines von der Landesforstbehörde werden jährlich im Schönbuch bis zu 300 000 Festmeter geschlagen. Dabei kommen Pferde nur selten zum Zug. Deines schätzt, dass nicht einmal fünf Prozent der Erntemenge mit Vierbeinern eingefahren werden. Das liege auch daran, dass es bisher wenig Anbieter von Rücke-diensten gebe – im Kreis Böblingen zum Beispiel nur einen: Carsten Rempp in Gäufelden, der sich mit seinen beiden süddeutschen Kaltblütern einen Nebenverdienst sichert. Er hat einen Kurs besucht, einen Ausbildungsgang zum Holzrücker gebe es noch keinen, bemängelt die Pferdewirtschaftsmeisterin Christel Erz, die in Laichingen (Alb-Donau-Kreis) Kutschfahrten, ein Training für Mensch und Tier und Lehrgänge über die Waldarbeit anbietet.

Wenn es feucht ist, gleitet ein Stamm besser

„Rund 400 Kilogramm schwere Stämme können die Tiere ziehen, je nach Bodenbeschaffenheit. Wenn es feucht ist und das Holz leicht über den Boden gleitet, geht es natürlich leichter“, sagt Erz. 20 Baumstämme und damit vier bis fünf Festmeter schaffe ein Pferd pro Stunde. Laut Deines werde ein Festmeter durchschnittlich mit 6,50 Euro vergütet. Ein Pferd könne aber nicht so lange arbeiten wie ein Raupenfahrzeug, das zudem schwerere Lasten bewältige. Dessen Anschaffungspreis liege jedoch bei rund 800 000 Euro, heißt es bei der Forstbehörde. Unterm Strich dürfte der Einsatz von Vierbeinern also sogar rentabel sein.

Allerdings müssen die Pferde spätestens nach vier Stunden eine längere Pause von mindestens eineinhalb Stunden einlegen und genügend fressen. Diese Zeit brauchen sie, um das Futter zu verdauen und neue Kraft zu tanken. Wenn das beachtet werde, sagt Cornelie Jäger, die Landestierschutzbeauftragte, „habe ich nichts gegen den Arbeitseinsatz einzuwenden“. Allerdings müsse man berücksichtigen, „dass die Tiere zum Ausgleich den nötigen Auslauf benötigen“. Ein Mal am Tag müssten sie sich frei bewegen können. Darüber hinaus sei auch eine artgerechte Unterbringung wichtig, sagt Cornelie Jäger: „Die Pferde brauchen gute Boxen, die groß genug sind.“

Initiative Waldkritik: Boden rücksichtslos zerstört

„Wir können uns vorstellen, künftig mehr auf die Tiere zurückzugreifen. Den Maschineneinsatz und die Arbeit der Pferde kann man sinnvoll koordinieren“, erklärt Martin Strittmatter, der Geschäftsführer des Landesbetriebs Forst. Vor allem wäre es aus ökologischer Sicht ein Vorteil, wenn man nicht nur ausschließlich die drei Tonnen schweren Raupen in den Rückegassen verwenden müsse. Und wenn zudem eine 20 Tonnen schwere Erntemaschine in die Gasse fährt, hinterlässt sie bisweilen tiefe Furchen.

„Im Schönbuch ist der empfindliche Waldboden rücksichtlos zerstört worden“, sagt Harald Kunz von der Initiative Waldkritik, einem Zusammenschluss von Bürgern, die sich zuletzt vehement zu Wort meldete. Doch mit ihrer Kritik ist sie bisher kaum durchgedrungen. Der Landesbetrieb Forst lässt sie nicht gelten: „Wir halten bei den Rückegassen, die rund zehn Prozent der Gesamtfläche ausmachen, einen Mindestabstand von 40 Metern ein.“ Selbstverständlich berücksichtige man die Witterung. Wenn es zu feucht sei, werde die Arbeit unterbrochen, um gravierende Schäden zu vermeiden.