Kathrin Haasis
findet es praktisch, dass es auch eine schnelle Variante von Wein gibt – zum Beispiel bei Herrn Kächele.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - In Sachen Wein muss der Schwabe einiges einstecken. Abgesehen davon, dass der Trollinger nur ein Reingeschmeckter aus dem Süden ist, kann der Lokalpatriot nicht einmal das Schorle für sich beanspruchen. Der Duden verortet die Herkunft des Wortes sogar in Niederbayern. Angeblich soll dort das Mischgetränk aus Wein und Wasser seit dem 18. Jahrhundert Schorlemorle beziehungsweise Schurlemurle geheißen haben. Dass der Schwabe zu dem Zeitpunkt längst auch sein Viertele geschlotzt hat, lässt das Buch fast schon niederträchtig außer Acht. Laut anderen Deutungsversuchen stammt das Schorle wiederum aus den Niederlanden. Die Holländer sollen ihre Bezeichnung „schorriemorrie“ für Gesindel vom türkisch-persischen „schurmur“ abgekupfert haben, das passenderweise Durcheinander heißt.

 

Immerhin kann nicht einmal der Duden den Schwaben die Erfindung absprechen, das Weinschorle in Bierflaschen zu verpacken. Und dieses handliche Format kommt gerade wie gelegen, denn Schwäbisch ist unheimlich angesagt – auch wenn im Kindergarten kein einziges Kind mehr den Dialekt beherrscht. Die Massen strömen ins Landesmuseum, um sich die Schwaben-Ausstellung anzuschauen, im Internet fordern Stuttgarter mit einer Unterschriftensammlung eine eigene Ampel für Äffle und Pferdle. Und ein gewisser Herr Kächele (sowie andere Gastronomen ebenfalls) hat der Maultasche mit seinen regionalen Fast-Food-Lokalen ein modernes Image verpasst. Der Inhaber Jens Caspar serviert dazu eine Weinschorle weiß-sauer, die mit Wein aus dem Remstal und von Wengertern gemacht worden ist: Trotz eines Anteils von 40 Prozent Wasser hat sie ein fruchtiges Bukett, das „Durcheinander“ ist frisch und kernig mit einem leicht herben Abgang. Süffig steht auf der Flasche, was kein leeres Versprechen ist. Auch wenn das Weinschorle reingeschmeckt ist: Die Schwaben haben das Beste daraus gemacht.