Der Wein kommt aus der Flasche, das ist für echte Weinfreunde klar. Weniger bekannt ist seit wann es welche Flaschenform gibt oder warum das Glas den Siegeszug angetreten hat.

Wie kommt der Wein in der Regel auf den Tisch? Natürlich in der Flasche. Und das wird trotz praktischer und inzwischen auch durchaus handhabbarer Bag-in-Box-Kartons zumindest in unseren Landen auch weiterhin so bleiben. Allerdings war dies nicht immer so. Einst wurde Wein in Fässern und Bottichen gelagert und in Metall- und Keramikkrügen serviert. Bisweilen waren als Aufbewahrungs- und Servierbehälter auch Weinschläuche im Spiel, gefertigt aus Tierhäuten.

 

Die Glasflasche kam erst im 17. Jahrhundert auf. Bis sie sich auch außerhalb der Sphäre der Reichen und Adligen ausbreitete verging noch einige Zeit. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie zum üblichen Behältnis für Wein. Der Grund für den Siegeszug der Weinflasche: Glas ist für die Aufbewahrung ideal, weil chemisch neutral. In der verkorkten Flasche kann der Wein nachreifen. Er ist haltbarer, und auf zuvor verwendete und dem Geschmack wenig zuträgliche Mittel wie Harzen, Zuckern oder Verdünnen konnte fortan verzichtet werden.

Literflaschen als deutsche Besonderheit

Hierzulande hält sich die schon seit Jahrzehnten im Mehrwegsystem erhältliche Literflasche für Trinkweine im unteren Preissegment zwar noch. Doch weltweit ist inzwischen das 0,75-Liter-Format üblich und die wuchtige Bordeauxflasche die am meisten verwendete. Klassiker sind außerdem die ebenfalls eher kompakte, gedrungene Burgunder- und die elegant in die Höhe strebende Riesling-, beziehungsweise Schlegelflasche.

Verbindliche Regelungen für Maße oder Gestalt der Weinflaschen gibt es so kaum. Für die Füllmenge gibt es in der Europäische Union seit knapp 50 Jahren die Norm von 0,75 Litern bei der Standardgröße. Ansonsten bestimmen eher Gepflogenheiten die Form der Flasche. Die Hohe, schlanke Flasche steht hier eher für leichte, weiße Weine oder Rosé, die kompakte gedrungene Form mit gewichtiger gläserner Hülle eher für einen schweren kräftigen Roten. Eine Rolle spielt auch die Glasfarbe. Für in der Regel nicht auf lange Lagerzeiten angelegte Weiß- und Roséweine werden in der Regel klare und grüne Flaschen verwendet, Rotwein kommt in grüne oder braune Flaschen. Für Weine, die länger lagern sollen, sind dunkle Flaschen quasi Pflicht. Licht verhindert die langsame Reifung und kann sich auf Zustand und Farbe des Getränks auswirken.

Flache und markante Schultern

Dass auch alle für den Transport der Weinflaschen inzwischen üblichen Sechserkartons unterschiedlich sind, liegt an der Höhe der Flaschen. Während etwa Bordeaux- und Burgunderflaschen sich mit 30 bis 32 Zentimetern bei einem Durchmesser von maximal 90 Millimetern begnügen, kommt die Schlegelflasche auf die stolze Höhe von 37,5 Zentimetern bei maximal 82 Millimetern quer. Das Gewicht liegt dabei bei einer vollen Standardflasche Wein im Schnitt bei rund 1,3 Kilogramm. Neben der Bordeauxflasche mit ihren markanten „Schultern“ und dem nach innen gewölbten Boden, dem der Druckfestigkeit dienenden „culot de bouteille“, ist die Burgunderflasche weltweit am meisten verbreitet. Sie fällt vom Hals an flacher ab, hat keine breiten Schultern und die Wölbung des Bodens ist weniger ausgeprägt.

Abgefüllt werden in diese Flaschen alle roten und weißen Burgunderweine, Chardonnay, Beaujolais, Weine von der Rhône (etwas breitere Form) und der Loire. In Italien wird sie zum Beispiel für Barolo, in Deutschland für Grau- und Spätburgunder eingesetzt. Die flötenförmige Schlegelflasche gilt als typisch für deutsche Weine, voran für Riesling. Sie ist deutlich schlanker und höher als die beiden französischen Hauptformen. Der Boden ist kaum gewölbt. Verwendet wird sie gerne auch für Weißweine im Elsass, Österreich und in der Schweiz.

Die ganz Großen

Ein eigenes Markenzeichen – speziell für Weine gehobener Qualität aus Franken – ist seit gut 250 Jahren der flachbauchige Bocksbeutel. Verwendet wird er angeblich bereits seit dem frühen Mittelalter. Die flache Form erinnert an alte, gut am Körper zu tragende Feldflaschen. Ähnliche Formen finden sich bei portugiesischen Weinen.

Eine weitere regionale Besonderheit ist die „Sachsenkeule“. Ihre Form ähnelt tatsächlich einer Keule und wurde vor knapp 100 Jahren in Sachsen eingeführt, um ein dem Bocksbeutel ähnliches Markenzeichen zu entwickeln. Wie beim Bocksbeutel ist allerdings auch hier die Form bei der liegenden Lagerung problematisch.

Große Weine gehen gerne in großen Flaschen: Gemäß der Überzeugung, dass vor allem für Weine, die lange gelagert werden sollen, ein großes Flaschenformat von Vorteil sein kann, haben sich mit der Zeit die unterschiedlichsten Größen auch namentlich etabliert. Die Liste der Weinflaschengrößen beginnt beim Viertel mit 0,25 Liter. Kaum mehr vertreten ist hierzulande die als Fillette oder bei uns als Schoppen bekannte Halbliterflasche. Auf die Standardflasche folgt in der Größentabelle die doppelt so große Magnum- und schließlich die drei Liter fassende Doppelmagnumflasche. Danach wird es biblisch bei den Flaschennamen, etwa mit Jeroboam (5 Liter), Mathusalem (6), Balthasar (12), Nebukadnezar (15) oder Solomon (20) oder Melchisedech mit 30 Litern.

Info: Weinflaschen und Mehrwegsystem

Bisher Die Literflasche für Wein gehört seit langem zum etablierten Mehrwegsystem hierzulande. Allerdings spielt diese beim Wein nur beim Basiswein eine Rolle, viele Weingüter haben die Literflaschen ganz aus ihrem Portfolio geworfen. Sämtliche Dreiviertelliter-Flaschen waren seither Einwegbehältnisse und landen im Altglas.

Neu Seit Frühjahr diesen Jahres ist in Baden-Württemberg ein neuer Mehrwegpool für 0,75-Liter-Flaschen am Start. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Wein-Mehrweg in Möglingen. Dieser Gesellschaft können Unternehmen beitreten, die Flaschen nutzen und in Umlauf bringen. Mit dabei sind bisher die Heuchelberg Weingärtner, die Genossenschaftskellerei Heilbronn, die Weinkellerei Hohenlohe, die Lembergerland Kellerei Rosswag und die Weingärtner Markelsheim.

Serie Unsere neue Wein-Serie erscheint wöchentlich mit mehreren Teilen. har