Die Idee der Weinstädter, zur interkommunalen Gartenschau auf den Kappelberg nahe Beutelsbach einen Turm zu errichte, ist jetzt vom Bund der Steuerzahler gerügt worden. Den OB Jürgen Oswald ficht das nicht an: Er will weiterhin die Bürger beteiligen.

Weinstadt - Obwohl es ihn längst noch nicht gibt und noch offen ist, ob es ihn in der geplanten Form je geben wird, hat er es schon ins Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler geschafft: der Holzturm auf dem Kappelberg bei Beutelsbach. Er soll an die einstige Burg erinnern, die als Wiege des Hauses Württemberg gilt. Geblieben ist davon nur eine Ruine, die in den 1960er Jahren zum Vorschein kam und dann – teilweise frei interpretiert – wieder aufgebaut wurde. Um bei der Interkommunalen Gartenschau im Jahr 2019 mit einer landesgeschichtlich bedeutenden Stätte glänzen zu können, beschloss der Gemeinderat, selbige durch den Wiederaufbau des Turms hervorzuheben.

 

Dies führte in der Bevölkerung zu Debatten über das nicht begehbare Holzkonstrukt, für dessen Planung und Bau 320 000 Euro im Haushalt eingestellt sind. Es gab Gegenvorschläge wie den Bau eines originalgetreuen Steinturms. Außerdem sammelte eine Gruppe Beutelsbacher Unterschriften gegen das Projekt. Mehr als 1000 Bürger hätten unterzeichnet, berichtet Hildegard Fink-Ehret, eine Initiatorin. Die Hauptargumente: der Turm sei zu teuer und berge Gefahren, da Jugendliche auf den Turm klettern und abstürzen könnten.

Die Diskussionen über den Turm sind offenbar dem Bund der Steuerzahler (BDST) zu Ohren gekommen, der das Projekt prompt auf seine Liste der Geldverschwendungen setzte. Der BDST schreibt in seinem Schwarzbuch, „dass – bei aller Liebe zur lokalen Geschichte – auf einen Turm, der einfach nur so dasteht, auch verzichtet werden könnte“. Schließlich müsse man sich angesichts der Kosten fragen, welchen Nutzen das Projekt habe, begründet der BDST-Referent Michael Beyer die Einschätzung: „Zumal es wahrscheinlich nicht das Allerdringlichste ist.“

„Das Projekt hat einen immateriellen Wert“, setzt dem der Oberbürgermeister Jürgen Oswald entgegen. Was es alles bewirke, lasse sich weder absehen noch in Geld beziffern. Schließlich gehe es nicht darum, nur einen Turm bauen zu wollen, „sondern darum, die landesgeschichtliche Bedeutung des Platzes herauszuarbeiten“. Dazu hat die Stadt die Kritik aus der Bevölkerung aufgenommen und bezieht die Weinstädter über eine Ideenwerkstatt mit ein. Im nächsten Schritt würden die Vorschläge dann auf ihre Realisierbarkeit hinterfragt und „die zugkräftigsten“ davon dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt.