Die Gundelsbacherin Iris Striegels bietet Trekkingtouren mit Eseln an. Dabei sind ihre Langohren gute Lehrmeister für Kinder und Entschleuniger für Erwachsene.

Weinstadt - Neugierig kommen die Esel gleich an den Zaun, um zu gucken, wer sie da besucht. „Die beiden Kleinen da sind Emil und Mathilde, ganz normale Hausesel, elf und neun Jahre alt. Der Große heißt Manolito und ist ein fünf Jahre alter Katalanischer Riesenesel. Und das ist Maya, eine vierjährige Großeselin“, stellt Iris Striegel ihre Herde vor. Denn eines der Grautiere alleine zu halten geht nicht. „Sie sind sehr sozial. Wenn wir nur mit einem weggehen, schreien die anderen, als wollten sie ihn rufen“, erklärt Iris Striegel. Und weil ein Esel auch nicht gern ohne seine Kumpanen unterwegs ist – „den Esel rausnehmen ist die eine Sache, wie weit er dann läuft eine andere“ – dürfen zum kleinen Rundgang mit der Reporterin an diesem Vormittag Emil und Mathilde im Doppelpack mit.

 

Erwachsene bringen die Langohren zur Ruhe

Mit ihnen ist die Gundelsbacherin auch vor fünf Jahren auf den Esel gekommen. Inzwischen teilt sie ihr Hobby mit Interessierten, bietet Eseltrekkingtouren rund um den idyllisch gelegenen Weinstädter Teilort an. „Unsere Kinder haben damals im Kindergarten erzählt, dass wir mit unseren Eseln spazieren gehen“, berichtet Iris Striegel. Daraufhin fragten sie die Erzieherinnen, ob sie nicht einmal für sie eine Eseltour organisieren könnte. So wurden Iris Striegels Langohren zur Attraktion für Kindergartengruppen, Schulklassen und Kindergeburtstage. Aber auch Erwachsene buchen für sich Eseltrekking. „Eine Frau war einmal mit ihrem dementen Ehemann da, und eine Familie hat das Wandern mit uns als Vorbereitung für eine Eseltour in Frankreich genutzt.“ Doch so unterschiedlich die Besucher sind, sagt Iris Striegel, die Wirkung der Esel auf sie ist immer die gleiche: „Sie entschleunigen einen, durch sie kommt man zur Ruhe.“

Und in der Tat hat es etwas Beruhigendes, Emil und Mathilde zu beobachten, wie sie gemächlich neben Iris Striegel und ihrem Mann Herbert Vaihinger erst hertrotten und dann auf einer Streuobstwiese vor sich hin grasen. Es ist nur das Rupfen zu hören, wenn die beiden sich ein neues Büschel vornehmen, ihr gleichmäßiges Kauen, ab und zu ein zufriedenes Schnauben – und man hat das Gefühl, ihnen dabei stundenlang zuschauen zu können.

Haben sie denn keine Sorge, dass die beiden sich aus dem Staub machen könnten, wenn sie diese frei auf der Wiese laufen lassen? „Nein, ein Esel läuft immer nur bis zum nächsten Grasbüschel“, antwortet Iris Striegel. Denn wenn die Grautiere eines sind, dann verfressen. „Das ist genetisch bedingt, weil Esel ursprünglich in Steinwüsten gelebt haben“, erklärt die Gundelsbacherin, „da gab’s nicht viel. Deswegen muss man fressen, was man kriegen kann.“ Daher haben die beiden, auch wenn sie unterwegs sind, nur das Futtern im Kopf. „Vor allem der Emil ist so einer. Wenn der merkt, dass er jemanden am Strick hat, der unsicher ist, dann hat er ruckzuck den Kopf im Gras“, ergänzt Herbert Vaihinger und lacht. „Aber genau das, dass sie selbst entscheiden, macht sie so liebenswert“, meint Iris Striegel, die schon als Kind ein Faible für die Langohren hatte.

Die Esel lehren Kinder Respekt

Warum? „Weil sie so sind, wie sie sind. Ich mag es, dass sie bissle ihren eigenen Kopf haben“, erklärt Iris Striegel. „Mit Gewalt geht da nichts.“ So sind Emil und Mathilde für Kinder auch gute Lehrmeister in Sachen respektvoller Umgang. Denn wenn die beiden nicht laufen wollen, hilft kein Reißen am Strick und kein Schieben. „Das ist dann, als hätten sie Betonklötze an den Beinen.“ Mit stur hat das jedoch nichts zu tun, betonen die beiden passionierten Eselhalter. „Sie sind nur vorsichtig“, sagt Herbert Vaihinger. Deswegen bleiben die Langohren, wenn ihnen etwas bedrohlich vorkommt – etwa ein Sack Äpfel, der am Vortag noch nicht am Wegesrand stand –, eben erst einmal stehen, um die Lage zu checken.

Während das Ehepaar Striegel-Vaihinger aus dem Erzählen über seine behuften Lieblinge nicht mehr herauskommt, grasen Emil und Mathilde unablässig, ohne die Köpfe nur einmal zu heben – bis es heißt, zurück auf die heimische Weide zu gehen. Davon hält Mathilde indes gar nichts. Frech widersetzt sie sich den Einfangversuchen ihrer Halter, macht ein kleines Fangspiel daraus – von wegen dummer Esel!

Wer die Esel persönlich kennenlernen möchte, hat dazu am Sonntag, 23. Oktober, beim Weinstädter Streuobsttag Gelegenheit. Von 11 bis 17 Uhr sind die Langohren dabei auf der Museumsstreuobstwiese, die am Ende der Auberlenstraße liegt, anzutreffen. Zudem ist auch um das Endersbacher Rathaus und das Heimat-museum an diesem Tag Programm geboten.

Weitere Informationen stehen im Internet unter www.gundelsbacher-esel.de.