Der Bürgerantrag, das ehemalige Mineralbad Cabrio in Weinstadt-Endersbach in ein Integrationszentrum umzuwandeln, findet in der Bürgerschaft große Unterstützung. Mehr als 1000 Einwohner stehen dahinter. Nun muss der Gemeinderat darüber entscheiden.

Weinstadt - Eine Unterschriftenliste folgt in Weinstadt zurzeit in kurzem Abstand auf die nächste. Nachdem der Oberbürgermeister Jürgen Oswald jüngst jene der Holzturmskeptiker entgegengenommen hatte (wir berichteten), überreichte ihm nun am Mittwochnachmittag die Bürgergruppe Kult(ur)-Freibad für Weinstadt die ihrige.

 

1043 Unterzeichner unterstützen das Ansinnen, einen Bürgerantrag zum ehemaligen Mineralbad Cabrio zu stellen. Der Inhalt: der bereits vom Gemeinderat beschlossene Abriss des Bades soll aufgeschoben werden, um in eine Planung einzusteigen, wie das Gebäude als Integrationszentrum – möglichst mit Mineralfreibad – reaktiviert werden könnte (wir berichteten).

Nicht gegen, sondern für etwas

Genau das ist das Bemerkenswerte an dieser Initiative, dass man einmal nicht nur gegen etwas ist, sondern vielmehr selbst etwas bewegen und umsetzen möchte. Dies nötigt auch dem Oberbürgermeister Respekt ab. „Diese Form des Bürgerengagements ist positiv zu sehen“, sagt er auf Nachfrage. Bei einer Informationsveranstaltung zu der vom Kreis geplanten Flüchtlingsunterkunft auf der Liegewiese des Ex-Bades Mitte September, bei der auch die Initiative präsent war und emsig Unterschriften sammelte, war Oswald indes noch wenig von der Idee begeistert gewesen. Er hatte zwar Gesprächsbereitschaft signalisiert – mehr aber nicht.

Nun zeigt sich das Stadtoberhaupt der Sache gegenüber aufgeschlossener, wenn er auch seine Position zu einer Umwandlung des einstigen Hallenbades nicht geändert hat. „Meine persönliche Meinung ist, dass Weinstadt kein drittes Freibad braucht, sondern eine mittelfristige Perspektive für ein Hallenbad für Vereine und Schulen“, betont Oswald. Die Bausubstanz des Cabrios sei zu marode, um das Gebäude weiter nutzen zu können. Hinsichtlich der Verwendung des Areals sei er aber offen, vor allem, wenn dabei „etwas Integratives“ entstehe, von dem die Bevölkerung ebenfalls etwas habe. Dabei begrüße er es, dass die Initiative bereit sei, auch über andere Nutzungen nachzudenken.

In Kontakt mit dem Freundeskreis Asyl

Dies bestätigt auch Silke Schwarz von Kult(ur)-Freibad für Weinstadt, sie betont aber: „Wir sind schon so ehrlich, dass wir sagen, dass für uns eine Mineralbadnutzung das Allerwichtigste ist.“ Gleichwohl könne man sich beispielsweise auch den Bau eines Aktivspielplatzes, eines Fußball- oder Beach-Volleyball-Feldes vorstellen. „Irgendetwas eben, damit die Bürgerschaft einen Grund hat, dort hin zu gehen.“ Ansonsten bliebe die Flüchtlingsunterkunft, durch Bäume und Sträucher rundherum von Blicken abgeschirmt, isoliert. Um die Trennung zwischen Asylbewerbern und Ortsansässigen in „ihr und wir“ aufzulösen, seien auch gemeinsame Veranstaltungen wie etwa ein internationaler Weihnachtsmarkt, Musik- oder Grillabende denkbar. Mit dem Freundeskreis Asyl stehe man diesbezüglich bereits in Kontakt.

Doch bis es so weit überhaupt kommen kann, wird der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung erst einmal formal über die Zulässigkeit des Bürgerantrags abstimmen müssen und sich anschließend innerhalb von drei Monaten inhaltliche damit auseinandersetzen. Auch gilt es, die Kosten für eine eventuelle Reaktivierung des Bades zu ermitteln. Dazu wird die Stadtverwaltung mit der Bürgergruppe Ende Oktober eine Ortsbegehung machen.