Die Firma Kox in Weinstadt hat dem knatternden Arbeitsgeräte ein eigenes Museum gewidmet. Vor allem eine Säge aus den 30er Jahren versetzt mit ihrem Gewicht von mehr als 50 Kilo und einer Schwertlänge von einem Meter Besucher ins Staunen.

Weinstadt - Mit einer historischen Motorsäge, welche die Firma Kox als Geschenk von einem benachbarten Sägewerk bekommen hatte, hat alles angefangen – damals, als der international aktive Lieferant von Verschleißteilen für die Forstwirtschaft noch in der Heimat des Firmengründers Rolf Korb in der gleichnamigen Gemeinde Korb residiert hat. Zu jener motorisierten Bügelsäge aus den 1940er-Jahren sind nach und nach immer mehr Repräsentanten der gut 80-jährigen Geschichte der Kettensägen gekommen – unter anderem die Geräte eines begeisterten holländischen Sammlers. Und nachdem die Firma vor einigen Jahren nach Weinstadt umgesiedelt war, haben die Forstarbeitsausstatter mit den Prachtstücken eine ständige Ausstellung direkt neben dem eigenen Lagerverkauf in der Endersbacher Werkstraße eingerichtet.

 

Inzwischen ist ein beeindruckendes privates Motorsägenmuseum daraus geworden mit rund 150 Exponaten von den ersten, mordsgewichtigen Zweimannsägen aus den frühen 1930ern über die besagte Bügelsäge bis hin zu den ersten handlicheren, getriebelosen Einmannsägen der 50er Jahre. Kurz: ein täglich geöffnetes und mit historischen Bildern sowie allerlei anderem historischem Forstwerkzeug angereichertes Paradies für echte Motorsägenfans. Oder: „Ein Zeugnis der Technisierung der Arbeit der Holzer“, wie der Kox-Geschäftsführer Jürgen Henne das Museum nennt, für das sogar schon ganze Gruppen auch von weiters her angereist seien, um die Meilensteine der Kettensägengeschichte zu bestaunen.

51,5-Kilo-Gerät lässt Besucher staunen

Das Prunkstück der Schau findet da stets Bewunderer: die legendäre NSU-Ural. 51,5 Kilogramm wiegt das Monstrum mit einer Schwertlänge von einem Meter und einem zweizylindrigen Boxermotor. Von 1938 an ist die Zweimannsäge zum Fällen und Einschneiden gebaut worden und ist laut dem Fachblatt Forst & Technik heutzutage im In- und Ausland ein äußerst begehrtes Sammlerstück. Die Motoren, die mit je zweimal 200 Kubikzentimetern Hubraum und sechs PS Leistung sowie mit einer so genannten Fliehkraft-Rutschkupplung, einer Bosch-Zündkerze und einer Zwangskühlung durch einen Hochdruckventilator Sägen dieser Bauform angetrieben haben, dienten damals der Wehrmacht auch als Bootsmotoren.

Viel Leistung sei nötig gewesen bei den ersten Motorsägen, erläutert Jürgen Henne bei einem Rundgang durch die Ausstellung. „Die haben das Holz praktisch runtergekratzt.“ Dafür habe es große Motoren mit Getrieben und Sägen mit entsprechend hohem Gewicht gebraucht. Auch die riesigen Holzkisten, in denen die damaligen Waldarbeiter ihre Ausrüstungen in den Forst schleiften, sind im Museum zu sehen. Die in Endersbach ebenfalls zu bewundernde Solo Rex war dann im Jahr 1958 hierzulande die erste Motorsäge ohne Getriebe. Mit ihr ist das Gewicht auf rund 12,5 Kilo gesunken. Dies hat das Sägen in Wald und Flur um einiges einfacher gemacht.

Früher gab es eine große Zahl an Herstellern

45 Hersteller der Arbeitsgeräte listen die Weinstädter Sammler für die Nachkriegszeit auf. „Die Vielfalt war damals deutlich größer“, erklärt Henne. Einen Eindruck von der früheren Auswahl gibt in der Endersbacher Werkstraße unter anderem ein Regal mit rund 20 unterschiedlichen Einmannsägen aus den 60er-Jahren. Nicht nur Benziner sind da mit dabei sondern auch Dieselsägen. Es gab Maschinen mit Boxermotor ebenso wie Exoten mit Wankelmotor und Elektrosägen, die vor allem in Sägewerken zum Einsatz kamen. Ein um 1960 produziertes Gerät der Marke Jonsered steht in Endersbach gleich im Doppelpack – als Rechts- und als Linkshänderexemplar.

Kostproben der Arbeit mit den Maschinen von AS Schefenacker, Everest, Stihl, Husqvarna, Wright und Co geben die Weinstädter Sammler auch, allerdings nur als originalgetreu mit alten Sägen inszenierte und im Internetbereich der Firma abrufbare Videos. Diese seien bei Vorführung auf Messen immer der absolute Renner,sagt die Online-Marketingfrau Isabelle Randler: „Sobald das Motorsägenknattern ertönt, kommen alle angerannt.“