Die Stadt Weinstadt will sich am Rande des Schönbühls Flächen sichern und dazu ihr Vorkaufsrecht ausüben. Das ehemalige Jugendheimgelände selbst und der Saffrichhof gehören einem Kaisersbacher Unternehmer. Er plant eine ökologische Modellsiedlung.

Mir kommt das Ganze komisch vor“, sagte der Weinstädter CDU-Rat Hakan Olofsson in der als Sondersitzung anberaumten Gemeinderatsdebatte am Donnerstagabend. Deren Thema war die Ausübung des städtischen Vorkaufsrechts für zwei insgesamt rund 2,2 Hektar große Grundstücke am südlichen Rand des Schönbühls und einen Ackerstreifen entlang eines Feldwegs vom Saffrichhof in Richtung Manolzweiler. Er habe keine Probleme damit, dass die Stadt die Flächen erwerbe, sagte Olofsson, der schließlich wie die Mehrheit der Räte für diesen Vorschlag stimmte – getreu dem von ihm selbst ausgegebenen Motto „Kaufen, was zu kaufen ist“. Trotzdem: „Ich glaube, da steckt mehr dahinter, als wir erfahren. Und das stinkt mir gewaltig“, so Olofsson.

 

Dieses Gefühl beschlich auch außenstehende Beobachter der Debatte. Doch die Verwaltung ließ sich nicht in die Karten gucken, sondern beharrte darauf, dass man die Flächen wahrscheinlich für Erschließungen und Ausgleichsmaßnahmen für eine Vitalisierung des ehemaligen Jugendheimgeländes brauche, wie der Leiter des Liegenschaftsamtes, Karlheinz Heinisch, erklärte. Hierfür sei eventuell auch ein Ausbau des besagten Feldwegs auf eine Fahrbahnbreite von sieben Metern nötig.

Irritierend war jedoch, dass in der Beschlussvorlage fast beiläufig unter den Begründungen für den Grundstückskauf auch Gemeindebedarfsflächen für einen Spielplatz oder eine Kindertagesstätte aufgeführt waren. Zudem eine mögliche Wohnbebauung , durch welche „die beiden Bereiche Saffrichhof und der Kernbereich Schönbühl zusammenwachsen“ könnten. Dies war in der Sitzung indes überhaupt kein Diskussionsthema. Lediglich die Rätin Annette Rebmann (GOL) sprach es an, woraufhin der Erste Bürgermeister Thomas Deißler konterte: „Was man vorhat, lässt sich nur für den Saffrichhof definieren.“

Dessen Bebauungsplan hätte bis nach der Sommerpause fertig sein können. Doch der Eigentümer – der Unternehmer Thomas Barth – wolle abwarten, bis klar sei, wie es mit dem Schönbühl weitergehen könne. Barth hatte das Jugendheimgelände und den Saffrichhof Anfang des vergangenen Jahres dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) abgekauft. Er plant, dort eine ökologische Modellsiedlung zu errichten (wir berichteten). Bisher wurde für den Bebauungsplan dort nur ein Aufstellungsbeschluss gefasst und eine Bürgerbeteiligung ist angedacht.

Barth, der die gesamte Debatte verfolgte, versuchte, sich zu Wort zu melden. Doch er bekam vom Oberbürgermeister Jürgen Oswald kein Rederecht erteilt und wurde, als er sich trotzdem einmischte, gerügt. Was er zu sagen hatte, brachte Barth aber dennoch vor. Er könne im Kernbereich ebenfalls Ausgleichsflächen von 2,2, Hektar anbieten – doch das interessierte offenbar nicht. Es blieb dabei: Die Stadt will die beiden Feldflächen plus den Ackerstreifen. Zudem beschloss der Rat zusätzlich einen Hektar an besagtem Weg zu kaufen, um ihn im Falle eines Straßenausbaus anderen betroffenen Eigentümern als „Tauschfläche“ anbieten zu können. Offen bleibt indes, was das Landwirtschaftsamt von den städtischen Kaufabsichten hält, nachdem es bereits Barth als Nicht-Landwirt den Erwerb der einst zum Jugendheimgelände gehörenden Ackerflächen verwehrt hat und es wohl auch einen interessierten Bauer gibt.

Barth ist nach eigener Aussage „perplex“ von dem Gebaren des Gemeinderates. Statt sich immer wieder „an der Gummiwand der Stadt eine blutige Nase zu holen“ denkt er über andere mögliche Nutzungen nach. Das Land habe Interesse am Saffrichhof als sofort verfügbare Unterkunft für Flüchtlinge bekundet, berichtete er nach der Sitzung. Daher wolle er die Häuser nun doch nicht abreißen. Und die Werkstattgebäude des Jugendheims könne er sich gut als Schulungsräume vorstellen, um Flüchtlingen eine Ausbildung zu ermöglichen.