Der Streit zwischen den Freien Wählern und den Freien Wählern erinnert manchmal an die Satire „Leben des Brian“. Günther Frölich aus Weissach ist der Bezirkschef der Freien Wähler, die zur Landtagswahl antreten – und würde den „echten“ Freien Wählern am liebsten „Spalter!“ zurufen.

Weissach - In der berühmten Satire „Das Leben des Brian“ von Monty Python gibt es den absurden Streit zwischen der „Judäischen Volksfront“ und der „Volksfront von Judäa“. Wo genau der Unterschied ist, kann wohl niemand erklären, aber man ruft sich gerne lautstark gegenseitig „Spalter!“ zu.

 

So ähnlich geht es bisweilen zwischen den Freien Wählern und den Freien Wählern zu. Wobei die Kräfteverteilung sehr ungleich ist. Jedenfalls ist Günther Frölich aus Weissach ein wichtiger Vorkämpfer der Freien Wähler – nämlich derjenigen, die bei überregionalen Wahlen antreten.

Daher kurz noch mal die Erklärung dazu: Der Bundesverband der Freien Wähler tritt bei Landtags- und Bundestagswahlen an, nur in Bayern mit einigermaßen Erfolg. Der – sehr starke und große – Landesverband Baden-Württemberg lehnt das unter dem langjährigen Landeschef Heinz Kälberer ab und hat sich vom Bundesverband abgespalten. Und mit ihm die meisten Freien Wähler, die man hier kennt, also die Bürgermeister und die meisten Gemeinderäte. Aber es gibt eben auch diejenigen, die treu zum Bundesverband und dessen Vorsitzenden Hubert Aiwanger stehen. Und für diese kleine Gruppe, die gut 100 Mitglieder im Land hat, steht Günter Frölich.

Nach so viel Vorrede nun zum Eigentlichen, nämlich der Person des 59-Jährigen selbst,um den es hier ja gehen soll. Er ist ein durchaus streitbarer Weissacher, mischt sich auch mit kontroversen Leserbriefen immer wieder in die Kommunalpolitik ein. Vor allem aber will er bei der Landtagswahl kandidieren und hofft, dass seine Version der „Freien Wähler“ doch noch landesweit politisch mitreden.

„Warum sollen wir nach der Kreisebene aufhören, Politik zu machen?“, fragt er die Kritiker – wie etwa den Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt, der demnächst Landesvorsitzender der „anderen“, echten Freien Wähler wird. Und der Aktivisten wie Frölich am liebsten das Etikett „Freie Wähler“ entziehen würde. Und so breitet Frölich ein eher diffuses Weltbild aus, für das er steht. Etwa Griechenland-Skepsis, klare Ablehnung der Autobahn-Maut, für Volksabstimmungen bundesweit, aber auch eine Art erweitertes Betreuungsgeld: „Wir wollen ab dem dritten Kind eine Rente für die Frau von 1000 Euro im Monat.“ Aber auch die Wehrpflicht soll wieder her.

Günther Frölich meint es ernst. Und er hat durchaus eine ernsthafte Vita, mit der er seine politischen Forderungen unterstreicht. Geboren ist er 1954 in Stuttgart, als Sohn eines kommunalen Beamten. Mit drei Brüdern wächst er recht behütet auf, spielt Fußball und wird 1970 Landesmeister im Kugelstoßen. Nach einer Mechanikerlehre bei Werner & Pfleiderer geht er an die Technische Oberschule, macht sein Abitur und studiert dann auf Lehramt Sport und Biologie in Konstanz.

Doch nach einem Sportunfall ist damit Schluss, Frölich sattelt auf Versorgungstechnik um – was sich im Nachhinein als großer Glücksfall erweist. Er arbeitet zunächst in Stuttgart und Böblingen, macht sich dann 1994 in Heimerdingen selbstständig, gründet das Büro Frölich & Knapp. Das Geschäft läuft, die Messen in Stuttgart, München oder Frankfurt werden versorgt, aber auch die Festhalle in Ditzingen. Frölich reist um die Welt, stattet ein Hotel in Chile mit Klimatechnik aus, inzwischen hat das Büro fünf Angestellte. Vor 18 Jahren ist er nach nach Weissach gezogen. Der 59-Jährige ist ein vielseitiger Mann, spielt Tennis, ist passionierter Jäger und hat zwei Töchter, inzwischen ist er dreifacher Großvater.

Und doch will er unbedingt politisch aktiv sein. Eine politische Heimat hat der umtreibige Mann in all den Jahren aber zunächst nicht gefunden. „Ich war vor 40 Jahren bei den ersten Grünen mit dabei“, sagt er, durchaus ein wenig stolz. Als 1982 der Einzug in den Bundestag gelang, wurde in Böblingen mit dem Liedermacher Konstantin Wecker gefeiert. In den 80er Jahren hat er sogar einmal Petra Kelly interviewt, doch die Ökopartei war ihm dann doch zu fundamentalistisch. „Aber die Bewegung war notwendig, ich sehe das auch heute noch positiv“, sagt er über diese Zeit.

In Ditzingen, wo er lange Zeit gewohnt hat, hat er 1994 für die SPD kandidiert. „Meine Eltern haben immer SPD gewählt“, erinnert sich Frölich. Und sogar mit den Jungliberalen hat er angebandelt. Aber erst vor drei Jahren fand er die Partei, die für ihn passt: Eben die Freie-Wähler-Partei, die damals noch von der schillernden fränkischen Landrätin Gabriele Pauli geführt wurde. „Ich wollte etwas tun“, sagt der Weissacher. Und bezeichnet sich selbst als Freigeist, der in diese kleine Bewegung passt. Er wurde nun sogar zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Allerdings räumt er ein, dass man einen großen Teil der Mitglieder an die eurokritische „Alternative für Deutschland“ (AfD) verloren habe.

Es ist also eher ein schwieriges Projekt, zumal die offiziellen Freien Wähler sich nach wie vor massiv distanzieren und die wenigsten prominenten Kommunalpolitiker mitmachen wollen. Aber Frölich schreckt das nicht ab. Vielleicht gefällt er sich auch ein wenig in der Rolle desjenigen, der wider den Stachel löckt.

Sein Ziel ist klar: „Wir wollen bei der Landtagswahl ein Prozent erreichen und dazu in allen Wahlkreisen antreten.“ Dann gäbe es immerhin Wahlkampfkosten-Finanzierung. Und wenn nicht? Der Kampf geht weiter. Die Volksfront von Judäa hat schließlich auch nicht aufgegeben. Da mögen die anderen noch so oft „Spalter“ rufen.