Die Strudelbachhexen starten am Freitag im Waschhausgässle in die fünfte Jahreszeit. Mit der berühmt-berüchtigten Hexentaufe nehmen sie dabei den auch den zwölfjährigen Nils Körner in ihren Kreis auf – und der ist schon ziemlich aufgeregt.

Weissach - Bis Nils sechs Jahre alt war, hatte er furchtbare Angst vor den Hexen. Das befreiende Schlüsselerlebnis, das ihm nicht nur die Angst genommen, sondern sogar eine heftige Begeisterung ausgelöst hat, war ein Faschingsumzug: „Ich habe dort zum ersten Mal die Strudelbachhexen gesehen und war nicht mehr zu halten. Ich wollte selbst eine werden“, erinnert sich der Zwölfjährige.

 

Sechs Jahre später ist es soweit. Wenn am 6. Januar die Zeit der Narren anbricht, stellt sich Nils im Flachter Waschhausgässle der Hexentaufe und wird damit zu einem aktiven Mitglied des Vereins. Als passives Mitglied musste er bislang auf ein Kostüm verzichten und sich mit einer schlichten Hexenjacke begnügen.

Doch von Freitag an darf er sich bei Umzügen nun endlich in voller Kostümierung zeigen. Die Maske hat er einem ehemaligen Mitglied abgekauft und auch die Schuhe sind nicht selbst gemacht, dafür aber das restliche Outfit: „Ich habe das Stoff-Set gekauft und die Mutter eines Freundes war so nett, alles zusammenzunähen“, sagt er stolz.

Angst vor der Hexentaufe? Vielleicht ein bisschen . . .

Eine Hexentaufe gestaltet sich in jedem Jahr etwas anders und die Anwärter haben nicht die leiseste Ahnung, was sie erwartet. „Es wird auf jeden Fall nass und ekelig“, ist Nils überzeugt. In der Vergangenheit musste beispielsweise so manch eine Azubi-Hexe in ein Becken mit kaltem Wasser, gefüllt mit Fischen, steigen. Oder aber man wurde in einen Käfig gesperrt und mit einer merkwürdigen, klebrigen Masse und Federn überzogen. Der Höhepunkt der Zeremonie ist stets das Ablegen des feierlichen Gelöbnisses, gefolgt vom Herunterwürgen eines dubiosen Gebräus: „Das ist jedes Jahr eine andere Mischung“, erzählt Nils mit schaudern und gleichzeitig einem breiten Grinsen im Gesicht. „Irgendwelche Säfte und was man sonst noch so mischen kann. Echt ekelig!“ Aber wozu diese ganze Tortur, möchte man meinen? „Na, weil das ein riesen Spaß ist“, sagt er und lacht.

Ein Jahr lang hat Nils sich als Anwärter vorbereitet und den Verein besonders intensiv unterstützt. Seine Eltern und Freunde stehen hinter seiner Leidenschaft: „Es gibt ja andere, die halten gar nichts von diesem Hobby und nennen es Teufelei“, bemerkt er.

Was hält der Papst von der Fasnet?

Fasching ist nun einmal kein christliches Fest. Bereits im Mittelalter wurde die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern ausgiebig gefeiert. Angesichts der Fastenzeit hatten die Menschen das Bedürfnis, sich noch einmal ordentlich zu vergnügen – auf Moral und Anstand verzichtete man dabei großzügig. Die katholische Kirche duldete diesen Brauch und so manch ein Papst feierte gut und gerne mit. Martin Luther jedoch stellte diesen Hedonismus in Frage. So geriet die Fastnacht in den evangelischen Regionen in Vergessenheit; erst seit der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts erfreut sie sich wieder wachsender Beliebtheit. Aber über solche Dinge machen sich Nils und die Strudelbachhexen nun wirklich keine Gedanken:„Es geht hier einfach nur um den Spaß!“, freut er sich.