Kein Haar in der Suppe

Die Übernahme durch die Samariterstiftung ist eine gute Lösung für die Kunden, die Mitarbeiter und auch für die Gemeinde selbst. Thomas K. Slotwinski

Ganz am Anfang sah es nicht so aus, als würde das Herauslösen der Sozialstation aus kommunaler Trägerschaft glatt über die Bühne gehen. Mitarbeiter fühlten sich nicht ausreichend informiert, es war sogar von Druck die Rede. Bürgermeister Töpfer hat diese Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen. Angesichts der Rahmenbedingungen, mit denen die Sozialstation nun unter das Dach der Samariterstiftung kommt, fällt es in der Tat schwer, irgendwelche Haare in der Suppe zu finden.

Das fängt beim Träger an. In 60 Einrichtungen der Samariterstiftung werden 4500 Menschen von 2600 Mitarbeitern betreut. Hier sind Profis am Werk. Entsprechend einwandfrei ist der Ruf der drei Häuser in Leonberg und der beiden in Weissach.

Eine Aussage, die bei einigen Gemeinderäten Skepsis hervorruft. „Wie sieht Ihr Leistungsprogramm in drei Jahren aus?“, will Andreas Pröllochs, der Fraktionschef der Bürgerliste, wissen. Horst Klink von der Unabhängigen Liste fürchtet, dass die Preise für die Kunden zu hoch sind, seine Fraktionskollegin Susanne Hermann hat im Vertrag „offene Fragen“ entdeckt. Und Gerhard Strauß (Bürgerliste) fragt sich, warum früher so hohe Defizite entstanden sind und nun sich alles rechnen soll. Volker Kühnemann (Freie Wähler) hingegen sieht den Übergang rundum positiv: „Die Mitarbeiter wahren ihren Besitzstand, die Verwaltung wird entlastet, und mit der Samariterstiftung haben wir einen erfahrenen Träger.“

Vorstand: „Die Nachfrage wird steigen“

Eberhard Goll versucht die Bedenken der Lokalpolitiker zu zerstreuen: Durch die von der Stiftung betriebenen Pflegeheime in Weissach und Flacht und die drei Einrichtungen in Leonberg seien Synergieeffekte möglich. „Die hiesige Sozialstation ist gut eingeführt, da wird die Nachfrage eher steigen“, gibt sich der Vorstand der Samariterstiftung optimistisch.

Dass das Leistungsspektrum nicht auf Jahre festgezurrt wird, hat in den Augen des Bürgermeisters positive Aspekte. „Dadurch sind auch neue Angebote möglich. Sonst würde sich die Stiftung die Frikadelle ans Knie nageln“, bringt Daniel Töpfer ein eher seltenes Bild.

Ganz raus ist Weissach aus der Soziastation übrigens noch nicht: Von möglichen Defiziten würde die Gemeinde im kommenden Jahr 137 500 Euro übernehmen, ein Jahr später 90 000 und 2019 nur noch 50 000 Euro. Danach ist allein die Stiftung verantwortlich. Aber solch große Löcher soll es ja nicht mehr geben.

Kommentar

Kein Haar in der Suppe

Die Übernahme durch die Samariterstiftung ist eine gute Lösung für die Kunden, die Mitarbeiter und auch für die Gemeinde selbst. Thomas K. Slotwinski

Ganz am Anfang sah es nicht so aus, als würde das Herauslösen der Sozialstation aus kommunaler Trägerschaft glatt über die Bühne gehen. Mitarbeiter fühlten sich nicht ausreichend informiert, es war sogar von Druck die Rede. Bürgermeister Töpfer hat diese Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen. Angesichts der Rahmenbedingungen, mit denen die Sozialstation nun unter das Dach der Samariterstiftung kommt, fällt es in der Tat schwer, irgendwelche Haare in der Suppe zu finden.

Das fängt beim Träger an. In 60 Einrichtungen der Samariterstiftung werden 4500 Menschen von 2600 Mitarbeitern betreut. Hier sind Profis am Werk. Entsprechend einwandfrei ist der Ruf der drei Häuser in Leonberg und der beiden in Weissach.

Den Beschäftigten der Sozialstation entstehen offenkundig keine Nachteile, niemand verliert seinen Arbeitsplatz. Dass ein erfahrener Sozialträger sich vorbehält, das Angebot womöglich in absehbarer Zukunft zu ändern, ist nicht nur nachvollziehbar, sondern kann sogar notwendig werden. Auch das Geschäft mit der Pflege und der sozialen Betreuung ist einem Wandel unterzogen. Was heute gut ist, kann schon morgen nicht mehr zeitgemäß sein.

Nicht zuletzt ist der Übergang gut für die Gemeinde. Rund 400 000 Euro Miese in jedem Jahr kann keine Kommune dauerhaft verkraften. Es sei dahingestellt, ob diese Erkenntnis nicht schon früher im Rathaus hätte reifen müssen. Auf jeden Fall ist es richtig, dass Töpfer jetzt gehandelt hat.