Die Gemeinde Weisasach im Tal will die abgefackelte Unterkunft für Asylbewerber in der Welzheimer Straße in Unterweissach wieder aufbauen. Das Votum fällt ohne kontroverse Diskussion einstimmig aus.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Weissach im Tal - Einstimmig! Alle Weissacher Gemeinderäte haben am Donnerstagabend Ja gesagt zum Wiederaufbau des bei einem Brandanschlag am 24. August zerstörten Wohnhauses für Asylbewerber in der Welzheimer Straße – am selben Ort und für den ursprünglich geplanten Zweck, nämlich die Unterbringung von Flüchtlingen. Es hat keine kontroversen Diskussionen gegeben. Allein die Frage, ob das Haus ganz schnell wieder errichtet werden soll oder ob sich die Kommune lieber etwas mehr Zeit für eine gründliche Planung nehmen sollte, war umstritten.

 

Wer nach diesem deutlichen Votum, einem klaren Zeichen gegen Hass, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, dem Bürgermeister Ian Schölzel in die Augen geschaut hat, sah einen recht zufriedenen Mann. Der Schultes ist zwar todunglücklich wegen des feigen Anschlags und darüber, dass Weissach im Tal bundesweit als ein Symbol für „Dunkeldeutschland“ steht, wie es der Titel des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ suggerierte. Er ist aber jetzt auch zufrieden – dass alle Kommunalpolitiker klar Position bezogen haben, dass kein einziger auch nur ansatzweise versucht hat, die Straftat zu rechtfertigen, zum Beispiel mit dem Hinweis auf die Sorge vieler Menschen im Ort.

„Flüchtlinge sind willkommen“

Bernd Hecktor (Liste Weissacher Bürger) bezeichnete den Wiederaufbau des Hauses als „goldrichtig“. Die Kommunen im Land müssten Flüchtlinge aufnehmen. Denn Deutschland sei als großer Waffenlieferant mit Schuld an den Kriegen, die Menschen aus vielen Ländern der Welt nach Europa trieben. Jörg Schaal (CDU/FWV) sagte allerdings, er beobachte, dass sich viele im Land zwar tolerant zeigten. Doch sobald eine Unterkunft für Asylbewerber vor ihrer Haustüre geplant werde, dann protestierten sie. Diese Haltung sei problematisch.

Wilhelm König (Unabhängige Bürgerliste) sagte, die Unterkunft in der Welzheimer Straße müsse schnell und unbedingt am selben Ort wieder aufgebaut werden. Carl Höfer (CDU/FWV) begründete seine Entscheidung auch wirtschaftlich. „Flüchtlinge sind willkommen, aber wir müssen die Finanzen im Blick behalten.“

Bürgermeister: Weissach ist bunt

„Weissach ist bunt“, sagte Ian Schölzel während der Sitzung des Gemeinderats, die ausnahmsweise in der Seeguthalle stattfand. Die Verwaltung hatte mit einem großen Zuschauerandrang gerechnet und deshalb viele Stuhlreihen aufgebaut, von denen einige aber nicht benötigt wurden. Rund 50 Weissacher verfolgten die Debatte, in der es keine Unmutsäußerungen, einmal aber Beifall gab.

Schölzel sagte, die Gemeinde sei gut aufgestellt, es gebe einige dezentrale Wohnungen für Asylbewerber. Zurzeit lebten 37 Flüchtlinge im Flecken, sie seien gut integriert. Der Arbeitskreis Integration leiste tolle Arbeit. In den nächsten Tagen reche die Gemeinde mit dem Zuzug weiterer fünf Flüchtlinge. Jeder Flüchtling in Weissach, der arbeiten wolle, habe Arbeit. Der Schultes machte unmissverständlich klar, dass in der Kommune weitere Unterkünfte geschaffen werden müssten, zusätzlich zum wiederaufgebauten Haus – sowohl dezentrale kleine, aber eben auch zumindest eine größere Erstaufnahmeeinrichtung des Landkreises.

Womöglich zwei Großeinrichtungen mit 260 Plätzen

Der Kreis will in einem leer stehenden ehemaligen Druckereigebäude in der Stuttgarter Straße rund 160 Asylbewerber unterbringen. Schölzel sagte, dass Weissach bereit sei, sich dieser Aufgabe zu stellen, die Kommune fordere aber, dass nicht mehr als 80 Personen in dem Haus einquartiert werden. Er berichtete auch von den Plänen des Landratsamts ein weiteres leer stehendes Industriegebäude in der Stuttgarter Straße zu belegen. Die 7000-Seelen-Kommune käme in diesem Fall auf rund 260 Plätze. Das überfordere die Bürger. Man biete an, ganz schnell ein oder zwei Gebäude mit je rund 20 Plätzen auszuweisen, auch für Minderjährige, die ohne Eltern gekommen sind. Aber die Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, müssten „gerecht“ auf alle Kommunen verteilt werden – im Land, aber eben auch im Kreis.

Kontrovers wurde dann doch noch diskutiert: über die Frage, ob die Gemeinde das Druckereigebäude kaufen und dann an den Kreis vermieten solle. In diesem Fall hätte Weissach „die Hand drauf“, also ein Mitspracherecht, sagte Hecktor. Höfer indes warnte davor, das Gebäude überteuert zu erwerben. Dann könnte es im Ort schnell heißen: „Die Gemeinde wirft das Geld raus.“ Entschieden wurde an diesem Abend nur, das niedergebrannte Haus wieder aufzubauen.