Bowling einmal anders – statt einer schweren Kugel wird beim Bowling inklusiv im Weissacher Tal ein Ball gerollt. Jeden Donnerstag können künftig Menschen mit und ohne Behinderung auf diese Weise am Bildungszentrum gemeinsam spielen.

Weissach im Tal - Applaus für Simon Maier: drei Kegel hat der junge Mann, der beim Kreisjugendring Rems-Murr für den Fachbereich Inklusion zuständig ist und selbst im Rollstuhl sitzt, auf einmal getroffen. Seine Mitspieler beim Bowling inklusiv auf dem Gelände des Bildungszentrums Weissacher Tal freuen sich mit ihm. Die Vorschulkinder des Kindergartens Liebigstraße sind neben Maier die ersten Teilnehmer der neuen Sportveranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung, die Silke Müller-Zimmermann initiiert hat und künftig donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr anbietet.

 

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle

Zum Auftakt wird von diesem Freitagmorgen an 24 Stunden lang bis Samstag gebowlt – doch nicht im herkömmlichen Sinne, sondern inklusiv und nachhaltig. So wird statt einer schweren Kugel ein Ball gerollt. Dieser habe nicht nur den Vorteil, dass er wesentlich leichter sei und daher auch von Kindern und Menschen mit körperlichen Einschränkungen bewegt werden könne, erläutert Müller-Zimmermann. Er stamme zudem aus fairem Handel. Auch die Kegel sind keine gewöhnlichen. Die Weissacherin hat sie selbst gebaut aus mit Splitt gefüllten Kunststoffflaschen, alten Hosen, Tennisbällen und Socken. Auf diese Weise hat sie den aussortierten Materialien eine neue Bestimmung gegeben.

Auf die Idee sei sie voriges Jahr bei einer Präsentation der Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg gekommen, erzählt Müller-Zimmermann: „Damals hat ein Mann mit zwei Beinprothesen ein Sportprojekt vorgestellt.“ Begeistert davon habe sie überlegt, was für ein inklusives und nachhaltiges Projekt sie machen könnte. Nun setzt sie es in Kooperation mit der Initiative „Klimaschutz konkret im Alltag“, kurz Klik, und der Gemeinde Weissach im Tal im Rahmen der diesjährigen Nachhaltigkeitstage um.

Bei Simon Maier hat sie damit offene Türen eingerannt. Zwar gebe es schon einige inklusive Angebote, aber trotzdem sei in dem Bereich noch vieles zu tun. „Es geht darum, Berührungsängste abzubauen und die Menschen für das Thema zu sensibilisieren“, sagt er, „dafür sind solche Angebote wichtig.“ Umso mehr freue es ihn daher, wenn sich jemand wie Silke Müller-Zimmermann auf eigene Initiative bei ihm melde.

Der Teufel steckt oft im Detail

Dass im Alltag für Menschen mit Behinderungen der Teufel oft im Detail steckt, hat Müller-Zimmermann schnell erfahren. „Auf die Zugänglichkeit des Boulefeldes habe ich geachtet, dabei aber die Bande übersehen“, sagt sie. So konnte Maier zwar zum Feld gelangen, aber nicht in es hinein. Doch eine Lösung war schnell gefunden, die Kegel wurden ruckzuck einfach anderswo aufgebaut. „Man darf nur nicht zu verkopft sein und sich von Problemen abschrecken lassen.“

Probleme im Umgang mit Behinderten, die hätten ohnehin nur Erwachsene, urteilt Claudia Lang, die Gruppenleiterin der Vorschulkinder. „Kindern macht das überhaupt nichts aus.“ Spontan bietet sich Maier derweil der fünfjährige Justin als Balljunge an. Ist das Spielen mit dem Mann im Rollstuhl irgendwie anders? „Ne, ganz normal“, sagt Justin.