Das Wachstum des Sportwagenherstellers zwischen Weissach und Mönsheim geht weiter. Jetzt kündigt Porsche drei neue Gebäude im Mönsheimer Wald an, unter anderem eine neue Mensa. Dies stößt aber auf zunehmend mehr Kritik.

Weissach/Mönsheim - Das Wachstum des Sportwagenherstellers zwischen Weissach und Mönsheim geht weiter. Erst im Juli wurde die 3,5 Hektar große Erweiterung des Porsche-Geländes für 150 Millionen Euro eingeweiht, die Bauarbeiten für ein neues Antriebs-Prüfungsgelände laufen bereits. Schon kündigen die Zuffenhausener drei neue Gebäude im Mönsheimer Wald an, unter anderem eine neue Mensa. Dies stößt aber auf zunehmend mehr Kritik, nicht nur bei Naturschützern – wie in der Gemeinderatssitzung in Mönsheim jetzt deutlich wurde.

 

Genau gesagt geht es um ein knapp ein fußballfeldgroßes Gelände von 0,9 Hektar am Schellenberg, das Porsche zu Bauland machen will. Das Waldstück mit alten Linden steht neben dem provisorischen Parkplatz an der Straße zwischen Weissach und Mönsheim, dort sollen parallel zu den drei bestehenden Gebäuden drei neue entstehen (siehe Karte). Der Porsche-Sprecher Lukas Kunze sagt auf Anfrage: „Es können bis zu drei Gebäude werden, müssen es aber nicht.“ Der größte Teil stehe übrigens auf Weissacher Markung.

Martin Rath, bei Porsche zuständig für den Standort Weissach, stellte die Pläne im Gemeinderat vor. Das Grundstück gehört Porsche bereits, ist allerdings noch im Bebauungsplan als Grünfläche ausgewiesen. Die Mönsheimer Räte stimmten zwar bei zwei Gegenstimmen zu – in der Diskussion wurde allerdings starkes Misstrauen gegenüber dem Autobauer deutlich.

Einmal soll das sogenannte „Innovations- und Integrationszentrum“ einen neuen Gebäudeteil in Nord-Südrichtung bekommen, außerdem sollen drei neue Hallen in Nord-West Ausrichtung dazu kommen. Der Porsche-Planer nannte keine genauen Details. „Es geht in der Hauptsache um die Entwicklung von Elektronikkomponenten“, erklärte der Porsche-Mann Martin Rath.

Auch soll die Logistik für die 6000 Mitarbeiter verbessert werden, Büros oder gar eine neue Kantine könnten dort entstehen, wo heute noch Wald ist. Dazu muss ein idyllisch am Rand des Zentrums gelegener Baumstreifen zum Teil gerodet werden.

Kritik von Umweltschützern

Unter Umweltaktivisten brodelt es schon lange im Heckengäu. „Wie viel Wachstum von Porsche verträgt Mönsheim noch? Durch Lastwagen und Lärm wird unser gesamtes Heckengäu zerstört“, wetterte etwa Simone Reusch von der Bürgerliste im Gemeinderat. Vom Widerstand gegen die stetige Erweiterung des Porsche-Zentrums zeugt ganz handfest übrigens noch ein riesiges Schild mit der Aufschrift „Natur schützen, Porsche stoppen“, das am Mönsheimer Waldrand hängt.

Auch in Weissach führt die Expansion des Sportwagenherstellers zu scharfer Kritik – die Unabhängige Liste dort und der BUND haben immer wieder Proteste organisiert, und werfen Porsche eine „Salamitaktik“ vor – immer komme eine neue Scheibe dazu, Stück für Stück. „Diese Kritik scheint angesichts der neusten Pläne berechtigt“, erklärt Jörg Härter, des Vize-Vorsitzende des Weissacher BUND. Die Umweltschützer lehnen es generell ab, dass sich das Forschungszentrum in die Fläche entwickelt. Von den neuen Plänen waren sie ebenso überrascht wie manche Gemeinderäte.

Diese äußerten in der Sitzung deutlich ihren Unmut. Wie zum Beispiel der Vize-Bürgermeister Walter Knapp (Freie Wähler): „Die alten Linden müssen gefällt werden. Ich sehe dann nur noch silberne Gebäude statt Bäume.“ Und seine Fraktionskollegin Kornelia Stahl fragte: „Wie wollen Sie denn ausgleichen, dass Sie die Grünfläche nun voll bauen?“

Prosche setzt auf Dialog

Der Porsche-Planer Martin Rath versuchte, die Bedenken zu zerstreuen: „Wir wollen sicher kein hartes Erscheinungsbild im wunderschönen Heckengäu erzeugen.“ Bekanntlich muss jeder Eingriff in die Natur durch Aufforstung oder das Anlegen eines Biotops wieder gut gemacht werden. Auch hier wirft man den Autobauern seit Jahren Versäumnisse vor. „Porsche hat bis heute die schon vor Jahren gerodete Fläche für die Werkserweiterung nicht ausgeglichen“, sagte Simone Reusch, die auch bei den Naturschützern der BUND-Ortsgruppe Heckengäu aktiv ist.

Der Mönsheimer Bürgermeister Thomas Fritsch versuchte zu beschwichtigen: Porsche habe Geld für Aufforstungsarbeiten als Ausgleich bereits bezahlt. Wegen einiger Pachtverträge habe man aber noch nicht alles aufforsten können. Porsche-Sprecher Lukas Kunze sagt dazu: „Wir wären bereit, aber die Flächen liegen nicht auf Porsche-Gelände.“ Er kündigt an, dass die Firma auf Dialog setzen werde.

„Trotzdem kommt der Eindruck auf, dass die Firma Porsche ihre Hausaufgaben nicht macht“, erklärte der umtriebige Hans Kuhnle (Bürgerliste). Allerdings bekennt Kuhnle sich zu Porsche und sieht mehr Vor- als Nachteile durch die Erweiterung. Sein Fraktionskollege Joachim Baumgärtner forderte eine Alternativplanung von dem Unternehmen: „Das ist ein über Jahrhunderte gewachsener Bestand. Ich denke, so etwas kann man gar nicht ausgleichen.“ Am Ende der Debatte stimmten allerdings nur zwei Räte dagegen, die große Mehrheit im Gremium gab für die neuste Erweiterung grünes Licht. Mancher aber sozusagen mit geballter Faust in der Tasche.