Ludwig Essig vom Greenteam Schwabenpower referiert kenntnisreich über ein schwieriges Thema. Derweil Inzwischen hat sein Freund Nils Körner den Infostand organisiert. Dort stehen die beiden Achtklässler Rede und Antwort.

Weissach - Begriffe wie „ökonomisch“, „geostrategisch“ oder „regulatorische Harmonisierung“ kommen ihm so flüssig über die Lippen, als ob er täglich damit umgeht. Dabei ist Ludwig Essig, der in der Alten Strickfabrik in Weissach vor rund 70 Zuhörern spricht, ganze 14 Jahre alt. Der Jugendliche versteht es, sein Publikum mitzureißen. Und das bei einem komplexen Thema, das selbst viele Erwachsene nur teilweise begreifen.

 

Zusammen mit dem BUND Weissach haben er und sein Mitstreiter Nils Körner vom Greenteam Schwabenpower zu einem Vortrag über TTIP und CETA eingeladen. Die englischen Abkürzungen stehen für Transatlantisches Handels- und Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA sowie für ein Wirtschafts-und Handelsabkommen mit Kanada. Die Verträge, die derzeit ausgehandelt werden, sollen Handelshemmnisse abbauen und Freihandelszonen schaffen. Politisch sind sie umstritten, weil die Gegner gravierende Nachteile für die Verbraucher zum einen und die demokratischen Systeme zum anderen befürchten.

Ein leidenschaftliches Plädoyer zum Schluss

Entsprechend formiert sich der Widerstand gegen TTIP und CETA. Über die möglichen Auswirkungen spricht Ludwig Essig fast eine Stunde lang. Er erklärt beispielsweise ausführlich, wie die geplanten privaten Schiedsgerichte funktionieren, die bei Streitigkeiten zwischen Konzernen und Staaten entscheiden sollen. Seinen Vortrag reichert er mit einer Power-Point-Präsentation und Videos an. Und mit fiktiven Zeitungsartikeln, in denen er die Folgen der Handelsverträge für die Menschen auf die lokale Ebene herunterbricht. „Wir sind die letzte Generation, die noch etwas ändern kann“, schließt er mit einem leidenschaftlichen Plädoyer seinen Vortrag.

Inzwischen hat Nils Körner den Infostand organisiert. Dort stehen die beiden Achtklässler – sie besuchen das Johannes-Kepler-Gymnasium in Leonberg – nach dem Vortrag Rede und Antwort und verteilen Broschüren des Umweltinstituts München. Den Vortrag von Ludwig übernahmen sie zum Teil aus dort vorhandenem Material, ergänzten und überarbeiteten ihn aber noch selbst. „Ich habe mich richtig tief ins Thema reingekniet“, sagt Ludwig Essig. Er und sein Schulfreund Nils Körner gehören zum Greenteam Schwabenpower, einer Nachwuchsgruppe der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

„Es macht uns Spaß, uns für die Umwelt einzusetzen“, sagt Nils Körner, der Energiebeauftragter in seiner Klasse ist. So haben die zwei schon einen Waffelverkauf „zum Schutz der Arktis“ organisiert, setzen sich für Bienenschutz ein und waren im November bei einem Marsch in Böblingen anlässlich des Pariser Klimagipfels dabei.

Jede freie Minute für den Umweltschutz unterwegs

„Wir stecken richtig Zeit rein in solche Aktionen“, meint er und schränkt gleich ein, „wenn die Schule es zulässt.“ Und was sagen die Eltern zu so viel jugendlichem Engagement? „Die unterstützen uns, wo es geht“, so Nils. Und Ludwigs Eltern, die beim Interview zeitweise dabei sind, nicken zustimmend.

Aber nicht die gesamte Freizeit der Jugendlichen fließt in das umweltpolitische Engagement. Es bleibt noch Raum für andere Aktivitäten. So spielt Nils Körner Tennis und auch mal ganz gern am Computer. Ludwig Essig ist beim Volleyball und den Strudelbachhexen aktiv. Doch beim Thema TTIP wollen sie weiter am Ball bleiben. Nach ihrem liebsten Schulfach gefragt, antwortet Ludwig Essig: „Erdkunde, da geht es auch um Globalisierung.“