Katrin Sass spielt auch in den neuen Folgen der preisgekrönten DDR-Familiensaga „Weissensee“ eine Sängerin und Bürgerrechtlerin. Im Gespräch erinnert sie sich an den Mauerfall 1989 und warum sie damals mit ihrer besten Freundin gebrochen hat.

Stuttgart - - Die derzeit wohl beste deutsche Fernsehserie geht in eine neue Runde: Die ARD zeigt eine neue Staffel der preisgekrönten DDR-Saga „Weissensee“ über eine Familie in Ostberlin. Die sechs neuen Folgen spielen zur Zeit des Mauerfalls. Für die Bürgerrechtlerin und Sängerin Dunja Hausmann brechen turbulente Zeiten an. Verkörpert wird diese von Katrin Sass, die eine der populärsten Schauspielerinnen in der DDR war.
Frau Sass, die Handlung der neuen Staffel von „Weissensee“ setzt am Tag des Mauerfalls ein. Was haben Sie am 9. November 1989 gemacht?
Daran erinnere ich mich noch ganz genau: Ich stand am Abwaschbecken in meiner Wohnung in Babelsberg, als die Nachricht von der Maueröffnung verbreitet wurde. Ich bin zu meinem Mann rübergelaufen, der an einem Drehbuch rumkritzelte, und habe gesagt: „Siegfried, ich glaube, irgendwelche Leute dürfen jetzt ausreisen, oder habe ich mich verhört?“ Da sagte er: „Nicht irgendwelche, sondern wohl die, die einen Ausreiseantrag gestellt haben.“ Als dann der berühmte Satz von Schabowski fiel, wussten wir, dass alle rausdürfen, und zwar gleich. Das war die Erlösung.
Sind Sie dann gleich nach Westberlin?
Nicht sofort. Zwar haben sich die ganze Nacht Freunde und Kollegen gemeldet und die Parole ausgegeben, dass wir alle so schnell wie möglich auf den Ku’damm müssen. Aber mein Mann und ich haben uns entschieden, erst am nächsten Tag zu gehen. Wir sind dann an die Glienicker Brücke und haben die Schlange gesehen. Da wollte ich mich aber nicht anstellen – und so sind wir erst am dritten Tag rüber.
Haben Sie sich über die Wiedervereinigung gefreut?
Gefreut ist gar kein Ausdruck, ich bin fast in Ohnmacht gefallen. Und ich freue mich auch heute noch darüber. Natürlich macht man auch die eine oder andere Einschränkung, aber ich möchte nicht bei diesem ganzen Gemeckere mitmachen, das man allenthalben so hört.
Also gehören Sie nicht zu denen, die der DDR nachtrauern?
Nein, damit habe ich überhaupt nichts am Hut. Wenn mir natürlich ein sogenannter Besser-Wessi dumm kommt, dann werde ich schon mal aggressiv und sage: „Du musst mir jetzt beim besten Willen nicht erzählen, wie das bei uns so war.“