Für ihren umstrittenen Debatten-Beitrag „Warum mich der Feminismus anekelt“ sollte die „Welt“-Autorin Ronja von Rönne mit dem Axel-Springer-Preis für Nachwuchsjournalisten geehrt werden. Doch sie lehnte die Auszeichnung ab und distanzierte sich von ihrem Text.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Was die Autorin Ronja von Rönne tut, schlägt Wellen. Und nicht immer liegt es an der Qualität ihrer Texte. Ihr Roman-Debüt „Wir kommen“ jedenfalls erfuhr mehr Aufmerksamkeit als es der effektvoll gähnende Text aus sich selbst hätte beanspruchen können. Zu dem, was ihm von außen zufiel, gehört der Tumult, den die Welt-Redakteurin im letzten Jahr mit ihrer Polemik „Warum mich der Feminismus anekelt“ ausgelöst hatte.

 

Mit cool gelangweilter Ironie erklärte sie darin den Kampf für Geschlechtergerechtigkeit für erledigt und obendrein für ästhetisch wenig ergiebig. Jede Frau sei letztlich ihres Glückes Schmied: „Der Feminismus bleibt im Flur stehen und beschwert sich, dass Frauen keine Türen offen stehen. Bis irgendwann eine Frau kommt, über den zeternden Flurfeminismus steigt und die Tür selbst aufmacht.“ Genau für solche ach so geschmeidig wider den Mainstream schwimmenden Beiträge hatten sich für die 24-Jährige, die bis dahin eher als Model auffällig geworden war, die Türen in die Redaktion der „Welt“ geöffnet. Nur folgerichtig, dass ihr dafür und den daraus resultierenden gewaltigen Shitstorm nun der Axel-Springer-Preis verliehen werden sollte.

Doch nun rudert sie zurück. Sie lehnte die Auszeichnung für Nachwuchsjournalisten ab. „Mein Plan war nie, die Galionsfigur des Antifeminismus zu werden, mein Text war eine spontane Wutrede im Kontext einer Debatte und sollte kein lebenslanges Statement sein“. So begründete von Rönne bei der Preisverleihung, weshalb sie die Ehrung nicht annehmen könne. Man kann dies nun als erfreulichen Akt der Emanzipation werten. „Das Bild vom bösen Chef, der seine Sekretärin lieber ein bisschen angrabbelt als befördert, erscheint mir fremd wie eine Welt, die ich nur aus Loriot-Sketchen kenne“, hatte die Autorin in ihrem Beitrag geschrieben. Aber dass ihre Chefs von einer jungen Frau erwarten, Positionen zu vertreten, die ansonsten reaktionären Zynikern schlecht genug zu Gesicht stehen, dürfte einer „Welt“-Erfahrung entsprechen, aus der die Nachwuchs-Journalistin inzwischen ihre Lehren zu ziehen weiß. Das lässt hoffen – für den Feminismus und überhaupt.