Vorsicht ist allerdings nicht nur beim Erklimmen der Stufen, sondern auch beim Gang durch die nächste Ebene geboten: Immer wieder schieben sich niedrige Balken in den Weg. „Zum Glück sind wir relativ klein“, sagt Klaus Kinter und lacht. Viele der Balken mussten bei der Sanierung des Gebäudes ausgetauscht werden: „Da hat man für ein Tagelöhnerhaus billigstes Fundholz genommen“, erzählt der Architekt Kurt Fischer, der den Umbau geplant hat. Ersetzt wurden diese nicht etwa durch neue Balken, sondern durch einige Pfeiler aus dem alte Rathaus in Grunbach. Aus diesem stammt auch der Eckpfosten, an dem noch die Jahreszahl 1769 zu erkennen ist. Sowieso ist ein Gang durch das Haus der Familie Kinter ein Gang durch die Ortsgeschichte. Die Tür zwischen Windfang und Wohnbereich stammt aus dem Gasthaus Hirsch, ebenso wie der Holzboden auf der zweiten Ebene. Die Terrasse ist gepflastert aus Steinen, die früher einmal auf dem Grunbacher Kirchplatz lagen.

 

Während alte Baumaterialien mitgenommen wurden in das Haus an der Unteren Hauptstraße, musste vieles andere ausgemustert werden: „Wir haben hier einfach nicht den Platz dafür.“ An Möbeln sind nur ein Schreib- und Esszimmertisch sowie das Sofa im vergangenen Sommer mit umgezogen. Oft passt in die kleinen schrägen Zimmerchen nicht mehr als ein Matratzenlager – die Enkel der Kinters lieben die urigen Schlafplätze. Ansonsten besteht die Einrichtung vor allem aus schlichten, weißen Möbeln und unzähligen Bücherregalen. „Da bei uns immer viele Bilder an der Wand hängen, können wir keine Möbel brauchen, die wirken müssen“, sagt Jutta Kinter, die sich in ihrem Haus mehr als wohlfühlt. Jetzt im Sommer schätzt sie vor allem ihre Terrasse hinter dem Haus. Viel Grün gibt es nicht, „aber das ist auch gut so. Wir sind beide keine Gärtner“, sagt die Hausherrin und lacht.

Könnten sie sich überhaupt noch vorstellen, in einem ganz normalen Neubau zu leben? „Nein, niemals“, sagt Klaus Kinter, der zum Glück auch schnell wieder eine Heimat für seine unzähligen Bilder gefunden hat: „Mein Atelier befindet sich jetzt in der ehemaligen Schleckerfiliale, nur ein paar Meter weiter“, sagt er. Und dort sollte der 77-Jährige nach Wunsch seiner Frau auch endlich einmal ans Werk gehen: „Es gibt einen Platz im Erdgeschoss, da haben wir noch kein richtiges Bild dafür.“