Das Umweltministerium in Baden-Württemberg zeichnet Städte und Gemeinden für ihre Bemühungen um den Klimaschutz aus.

Stuttgart - Klimaneutrale Stadt - "unter dem Begriff kann sich der interessierte Bürger etwas vorstellen", davon ist Lörrachs Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm überzeugt. Das ist als Lob gemeint für einen vom Umweltministerium veranstalteten Wettbewerb, bei dem Städte und Gemeinden ausgezeichnet werden sollen, die sich auf einem guten Weg zur klimaneutralen Kommune befinden. Bis dahin ist noch ein ordentliches Stück zu gehen. Denn laut Erkenntnissen des Weltklimarates gilt eine Kommune als klimaneutral, wenn deren C02-Ausstoß ein bis zwei Tonnen pro Jahr und Einwohner beträgt. Zuletzt freilich lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Kommunen im Land bei 6,8 Tonnen. Laut Umweltministerin Tanja Gönner wird das Jahr 2050 anvisiert, um dieses Ziel zu erreichen.

Mit Urkunde, Foto samt Ministerin und auch einer Finanzspritze wurden am Montag im Stuttgarter Landtag neun Städte und Gemeinden ausgezeichnet, die sich überdurchschnittlich für Klimaziele engagieren. Diese jetzt sogenannten klimaneutralen Kommunen sollen als gute Beispiele Schule machen, so formulierte Tanja Gönner. Und damit deren Vorbildfunktion möglichst konkret wird, werden Machbarkeitsstudien zu 70 Prozent vom Land finanziert. Dazu werden aus einem mit zwei Millionen Euro gefüllten Topf zunächst 535.000 Euro entnommen. Die Gutachter der Studien sollen vor Ort ermitteln, welche Rahmenbedingungen für eine klimaneutrale Kommune erfüllt sein müssen, welche Maßnahmen notwendig werden und welche Kosten dabei entstehen. Neben den Untersuchungen werden auch erste Projekte, die den Weg zur klimaneutralen Kommune ebnen, vom Land mit Geld bedacht.

Lörrach als einer der Vorreiter


Im Falle von Lörrach ist dieser Preis nicht die erste Auszeichnung dieser Art. 2002 erhielt die Stadt im Dreiländereck als erste Kommune Baden-Württembergs das Schweizer Label Energiestadt, nachdem Wärme von einer Geothermiezentrale der Schweizer Nachbarn abgenommen wurde. Und 2007 wurde Lörrach als wiederum erster Kommune im Land der "European Energy Award" in Gold überreicht. Gudrun Heute-Bluhm spricht von Wärme aus Biomasse, von Ökostrom oder von einem Solarkataster. Mit dessen Hilfe können sich Hausbesitzer darüber informieren, ob sich der Bau einer Solaranlage auf dem Dach empfiehlt. Und das Land war bei dieser Vorzeigekommune vom integrierten Verkehrskonzept, von der Konzentration auf energetische Sanierung städtischer Gebäude, von Plusenergiegebäuden oder der E-Mobilität beeindruckt. Für Gudrun Heute-Bluhm steht jedenfalls fest, "ohne kommunale Mitwirkung lassen sich die Klimaschutzziele nicht erreichen".

Ob es einen weiteren Wettbewerb dieser Art geben wird, lässt Ministerin Gönner offen. Auf jeden Fall solle die bundesweite Vorreiterrolle des Landes beim Klimaausstoß ausgebaut werden, sagte sie, schließlich liege Baden-Württemberg beim CO2-Ausstoß um mehr als 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Das freilich hat weniger mit den so engagierten Kommunen zu tun, sondern vielmehr mit der CO2-neutralen Energieproduktion der Kernkraftwerke im Land.