Der beliebte Komiker verkündet live, dass er nicht die Nachfolge von Thomas Gottschalk übernehmen wird. Jetzt wird weiter munter spekuliert.

Stuttgart - Um zehn nach zehn war es so weit: Thomas Gottschalk schaffte es mit gewohnt traumwandlerischer Sicherheit, eine peinliche Situation herbeizuführen und fragte Hape Kerkeling feierlich, ob er sein Nachfolger bei „Wetten, dass..?“ werden wolle. „Nein, ich möchte nicht“, antwortete Kerkeling, dem die ganze Chose sichtlich unangenehm war, und begründete seine Entscheidung damit, dass er andernfalls nicht mehr genügend Zeit für all seine Projekte hätte. Vermutlich tat sich der Komiker, der seit seinem frömmelnden Reisebericht „Ich bin dann mal weg“ bizarrerweise der Liebling der Deutschen ist, mit der Absage selbst einen Gefallen; an Popularität hätte er durch die Übernahme der Moderation eigentlich nur verlieren können.

 

Die kurze Szene brachte es binnen Minuten zur Topmeldung bei Spiegel-Online ebenso wie bei Bild.de; das Springerblatt berichtete sogar via Liveticker (!) über die große Samstagabendshow, und man fragt sich, welcher Nachricht es wohl gelungen wäre, die Schlagzeile von Kerkelings Nein zu verdrängen. Wahrscheinlich allein die von dem längst überfälligen EU-Dekret, dass künftig Helmut Schmidt in Athen den Laden übernehmen werde, um persönlich und in großer Koalition mit Peter Scholl-Latour die griechische Schuldenkrise zu beenden.

Schon vor Gottschalks vorletzter „Wetten, dass..?“-Sendung hatte die Frage für Wirbel gesorgt, ob der als Gast angekündigte Kerkeling live erklären würde, dass er das Erbe des Blondschopfs antreten würde. Die beiden Entertainer entschieden sich, der Hysterie mit Witz zu begegnen; und so kam nach dem Abklingen des Titeljingles nicht Gottschalk, sondern Horst Schlämmer, Kerkerlings bekannteste Rolle, in die Leipziger Messehalle gestapft und übernahm die Anmoderation. Schlämmer grunzte nicht nur die ganze Zeit vergnügt, sondern verkündete dann auch, dass „die Hackfresse Kerkeling“ die Show nicht bekomme, weil er eine unverschämt hohe Gage von „fünftausend Mark“ pro Ausgabe gefordert habe; aber da war noch nicht ersichtlich, ob diese Einlage wirklich etwas zu heißen hat oder nicht.

Hunzikers "Traum-Dekolleté"

Gottschalk kam dann doch noch aus den Kulissen und führte gemeinsam mit Michelle Hunziker („Traum-Dekolleté“, tickerte der Bild-Redakteur nervös) durch den Abend. Die Show geriet dieses Mal deutlich überdurchschnittlich, was sowohl an den Wetten als als auch an Gottschalk lag, der einen blendenden Tag erwischte. Selbstironisch scherzte der Moderator über seine „journalistische Tiefgründigkeit“, die im Plausch mit den Promis regelmäßig im Nichts versande. Und nach Kerkelings Absage versuchte er die Situation zu entspannen, indem er alle Gäste fragte, ob sie nicht für ihn einspringen wollten; Justin Timberlake sagte sofort zu und gab mit den Worten „Willkommen, Wetten dass! Ich liebe Euch“ eine Kostprobe seiner Deutschkenntnisse, worauf der Gastgeber erwiderte: „Na, besser bekomm ich das ja auch nicht hin.“ Lustig war auch, wie Gottschalk dem armen Clueso nach dessen Auftritt mit Udo Lindeberg onkelhaft die Schulter knetete und etwas von „Nachwuchs“ und „Schüler“ faselte, als hätte der Sänger seit gestern erst seine Mittlere Reife in der Tasche.

Wettkönig wurde Stefan Pochmann, der einen Zauberwürfel mit verbundenen Augen und unter Wasser löste. Damit lag er voll im Trend, schließlich sind Nerds derzeit wahnsinnig angesagt. Apropos: vielleicht will ja Ranga Yogeshwar Gottschalks Job. Jedenfalls ist laut ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut jetzt wieder „alles möglich“.