Kalt, trüb und nass – mit diesen Worten würden die meisten wohl das Frühjahr 2013 beschreiben. Auch der Wonnemonat Mai machte seinem Namen keine Ehre. Doch die Meteorologen machen Hoffnung.

Stuttgart - Manche nahmen den Mai 2013 mit Humor. Auf dem sozialen Netzwerk Facebook kursierte ein Foto, das grauen Himmel und dicke Regentropfen zeigte. „Der kleine November will aus dem Mai abgeholt werden“, stand auf dem Bild. Im Mai 2013 fühlten sich wohl viele an den Spätherbst erinnert. Das letzte Wochenende des Monats, der allgemeinhin als Wonnemonat gilt, war besonders kalt.

 

Vor dem meteorologischen Sommeranfang am 1. Juni liefen die Menschen mit Mützen und Schals herum, während Bademode sich als Ladenhüter erwies. Besonders tief waren die Temperaturen laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in der Nacht auf den 25. Mai. An der Wetterstation am Schnarrenberg herrschte leichter Bodenfrost, auch die Lufttemperatur ließ mit 2,3 Grad frösteln. Am 26. Mai wurde tagsüber ein neuer Negativrekord aufgestellt. 8,2 Grad war es an diesem Tag kalt. Natürlich gab es auch warme Tage. So wurden am 6. Mai 22,2 Grad gemessen. Doch insgesamt überwog das kühle Wetter deutlich, während in anderen Jahren gerade in der zweiten Maihälfte schon oft die 30-Grad-Grenze erreicht worden ist. Diesmal gab es keinen einzigen Sommertag. Der gesamte Mai war im Durchschnitt 12,1 Grad warm und somit 1,2 Grad kälter als im langjährigen Monatsmittel. „In der zweiten Monatshälfte haben sich in diesem Jahr die Tiefdruckgebiete sehr hartnäckig über Deutschland festgesetzt“, sagt Klaus Riedl vom DWD.

Tief Bob blies nach dem 20. Mai kalte Luft heran

Eines dieser Tiefs, Bob genannt, blies nach dem 20. Mai noch einmal arktische Luft nach Süddeutschland. Von der Biskaya aus bewegte es sich gegen den Uhrzeigersinn um Deutschland herum. Im Norden angekommen, lenkte es kalte Luft aus Skandinavien nach Deutschland. Deshalb musste in Baden-Württemberg am letzten Maiwochenende oftmals noch einmal die Heizung angedreht werden. Doch nicht nur die Temperaturen waren im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten mehr als ein Grad unter dem Durchschnitt. Der Mai brachte auch mehr Niederschlag als üblich, insgesamt 137 Liter pro Quadratmeter. Das entspricht knapp 169 Prozent des im Mai üblichen Mittelwerts. Besonders kräftig regnete es am 3. Mai und am 30./31. Mai. Die vielen Niederschläge verursachten in Süd- und Ostdeutschland bekanntlich extremes Hochwasser. Dafür gab es mit 121,6 Stunden nur 61,5 Prozent des Sonnenscheins, der sonst im langjährigen Vergleich verzeichnet wird. Seit 1950 herrschte nur einmal noch trüberes Wetter: Im Mai 2010 schien insgesamt nur 101,4 Stunden lang die Sonne.

Allerdings verwehrt sich Klaus Riedl gegen den Eindruck, dass das gesamte Frühjahr 2013 zu kalt und zu trüb gewesen sei. Zwar sei der März noch recht winterlich gewesen, doch es waren Hochdruckgebiete, die nicht nur Kälte, sondern eben auch viel Sonnenschein brachten. Der April war dagegen leicht zu mild, aber auch leicht zu trüb. Außergewöhnlich aus der Sicht der Meteorologie sei lediglich der Mai gewesen, sagt Klaus Riedl. „Zum letzten Mal gab es so schlechtes Wetter im Mai im Jahr 2010. Da war es sogar noch kälter“, sagt er.

Juni verspricht Besserung

Für den Juni macht der Wetterexperte Hoffnung. Zwar gibt es im ersten Sonnenmonat eine regelmäßig wiederkehrende Kälteperiode, die Schafskälte. Klaus Riedl hält es aber nicht für ausgeschlossen, dass es sich bei dem kalten Ausklang des Mais bereits um dieses Wetterphänomen gehandelt hat. „Weder die Schafskälte noch irgendein vergleichbares Wetterphänomen tritt ja an einem festen Kalendertag auf, da gibt es einen zeitlichen Spielraum“, sagt er.

Der Wetterforscher hält nichts von langfristigen Prognosen. Aber er vergleicht die Zahlen mit denen in anderen Jahren, in denen der Mai sehr kühl war. „Da waren die Sommer oft schön. So war es zum Beispiel 2010“, sagt er. Ein Grund dafür könnte sein, dass ein warmer Boden im Mai durch Verdampfung eine hohe Luftfeuchtigkeit und in Folge viele Regentage im Juni und Juli erzeugt. „Ist der Mai kühl, fehlt die Feuchtigkeit in der Luft, die dann in Mitteleuropa ein Phänomen erzeugt, dass wir mit dem Monsun in Asien vergleichen“, sagt Riedl. Zumindest macht er damit Hoffnung, dass Bademode in diesem Jahr nicht nur in den Auslagen der Geschäfte zu sehen ist.