Der derzeitige Schneefall ändert nichts an der Zunahme des Feinstaubs in Stuttgart, erklärt Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst. Er geht davon aus, dass noch bis mindestens Donnerstag alle Alarmkriterien erfüllt sein werden.

Stuttgart -

 
Herr Riedl, der Deutsche Wetterdienst hat am vergangenen Samstag eine Wetterlage prognostiziert, die die Stadt Stuttgart einen Feinstaubalarm von Montag an ausrufen ließ. Haben sich Ihre Prognosen für den Bereich der Landeshauptstadt bestätigt?
Ja, es waren am Montag alle meteorologischen Kriterien erfüllt, die man vorher für das Auslösen des Alarms definiert hat und bei denen die Feinstaubwerte ansteigen.
Beschreiben Sie doch bitte, wie diese Kriterien im Einzelnen aussehen?
Wir sprechen grundsätzlich von einer austauscharmen Wetterlage, die die Konzentration von Schadstoffen in der Luft ansteigen lässt. Die beiden wichtigsten Kriterien sind fehlender Regen und eine ungünstige Windrichtung. Für Stuttgart bedeutet dies, dass der Wind aus Süd bis Nord-Nord-West wehen sollte und nicht wie aktuell aus östlichen Richtungen. Da fluten über das Neckartal weitere Schadstoffe in die Stadt.
Niederschlag gab es aber am Wochenende in Form von teils heftigen Schneeschauern?
Das stimmt, aber Schneefall ändert nichts an der Zunahme von Feinstaub. Regen und abgeschwächt auch Schneeregen haben die Fähigkeit, den Feinstaub aus der Luft auszuwaschen, an Schnee bindet sich der Feinstaub dagegen nicht.
Und diese beiden Kriterien – mangelnder Regen und falsche Windrichtung – reichen, um den Feinstaubalarm auszulösen?
Nein, aber sie sind die Basis. Dazu müssen noch zwei weitere Kriterien aus einer Liste von drei dazukommen. Erst wenn vier der fünf Kriterien vorhergesagt werden, sind die Voraussetzungen erfüllt.
Und wie sehen diese zusätzlichen Kriterien aus?
Da ist zum einen eine starke, nächtliche Bodeninversion. Das bedeutet, dass die direkt über dem Boden gemessene Temperatur mindesten fünf Grad kälter sein muss als in der Luft darüber. Ein weiterer Punkt ist ein schwacher Vertikalaustausch. Wenn der Bereich, in der sich die Luft nur schwer durchmischt, kleiner als 500 Meter über dem Boden ist, wird der Feinstaub nach oben praktisch gedeckelt. Das ist die klassische Inversionswetterlage. Der letzte Punkt ist die Windgeschwindigkeit, die über drei Meter pro Sekunde liegen sollte. Wenn zwei dieser drei Punkte zusätzlich zu den Basiskriterien erfüllt sind, kommt es zum Alarm.
Und wie sieht es für Stuttgart aktuell aus?
Stand Montag sind sogar alle fünf Punkte erfüllt. Wir rechnen damit, dass dies auch bis mindestens Donnerstag so bleiben wird. Für Freitag deutet sich eine Entspannung an, aber das ist im Moment noch zu weit entfernt für eine seriöse Prognose.