Lokales: Tom Hörner (hör)
Offenbar spielte bei so einem Zusammenschluss Psychologie eine wichtige Rolle?
Berner: Aber natürlich, als es um den neuen Namen ging, trafen sich Vorstand und Aufsichtsrat der beiden Genossenschaften auf neutralem Boden, bei der Freiwilligen Feuerwehr in Uhlbach. Sämtliche Mitglieder wurden aufgerufen, einen Namensvorschlag zu machen. Es war klar, dass der Württemberg, auf dem die Grabkapelle steht, im Namen vorkommen muss. Da der Begriff Württemberg geschützt ist, kamen wir auf das historische Wirtemberg.
Eisele: An Collegium hat man lange rumgemacht, aber irgendwann war man sich einig. Das Wort signalisiert: Alle sind eingebunden. Zum Jubiläum schrieb ich ein Gedicht, in dem es heißt: „Mir sen jetzt übern Wei verbandelt / ond beispielhaft en onsrer Welt, / denn wer noch onserm Muschter handelt / derf sicher sei, des Bündnis hält.“
Berner: Zwischen Uhlbach und Rotenberg hat nie Feindschaft geherrscht, nur normales Konkurrenzdenken. Und es gibt einen Beleg dafür, dass das Fundament für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit schon früh gelegt wurde.
Und der wäre?
Berner: Die Ortsgrenze zwischen Uhlbach und Rotenberg soll mitten durch die Schankstube des Wirtshauses Krone verlaufen sein. Zur Sperrstunde um Mitternacht tauchte der Rotenberger Büttel auf, um die Zecher zu vertreiben. Die taten das auch und setzten sich auf die Seite der Uhlbacher.
Und wie war das Verhältnis der Rotenberger zu den Untertürkheimern?
Berner: Manch einer sagte, die Untertürkheimer stellen den Kragen wie der Gockel. Untertürkheim war eben eine reiche Weingärtnergemeinde. Viele hatten Grundstücke am Neckarhafen, die für teures Geld verkauft wurden. Deshalb haben auch die Untertürkheimer schon früh die größten Unimogs gefahren.
Welchen Einfluss hatte die Rebflurbereinigung der siebziger Jahre auf die beiden Weinbaugemeinden?
Berner: Einen enormen. Ohne sie gäbe es die Betriebe heute nicht mehr. Die Umwälzung war ein entbehrungsreicher Kraftakt. Da war mit Geldverdienen nicht viel los.
Eisele: Zum Glück waren die meisten Betriebe Mischbetriebe. Man machte nicht nur Wein-, sondern auch Obst- und Beerenbau. Das Gebiet oben auf der Egelseer Heide hieß Klein-Holland, weil dort Tulpen angepflanzt wurden.
Berner: Die breite Struktur hat dazu geführt, dass die Leute von morgens bis abends gearbeitet haben. Aber so konnten die Betriebe in der Zeit überleben, in der es wegen der Rebflurbereinigung keinen Wein gab. Es waren harte Jahre. Die Jungen mussten die Alten überzeugen, das war nicht leicht.
Sie beide haben noch ein paar Weinberge. Wollen Ihre inzwischen erwachsenen Kinder weitermachen?
Berner: Mein Sohn ist selbstständig, meine Tochter arbeitet in der Werbebranche, die haben beide keine Zeit. Aber bei der Ernte helfen sie mit. Und natürlich trinken sie gern Wein. So was pflanzt sich fort.
Eisele: Bei mir ist es ähnlich. Wenn einer meiner drei Enkel mal Interesse haben sollte, bekommt der meinen Weinberg.
Noch ein Wort zu Ihren Lieblingsweinen.
Berner: Ich mag Lemberger. Aber auch ein Cabernet ist für mich was Tolles.
Eisele: Ich trinke gern Weißen, beispielsweise einen Chardonnay, auch weil ich den selbst anbaue. Zu welchem man greift, hängt immer auch von der Stimmung ab.
Viel hat sich geändert, das Collegium hat über 30 Rebsorten, aber das Uhlbacher Schlürfele, einen Trollinger, gibt’s noch immer.
Eisele: Als es darum ging, ob man den abschafft, kam aus dem Ochsen in Uhlbach Widerstand. Das ist einer der meistverkauften Weine, wenn etwas gut läuft, muss man es laufen lassen. Wenn wir im Schlürferchörle bei den Proben eine Pause machen, gibt es nur Schlürferle.