In diesen Tagen feiert das Collegium Wirtemberg, die Vereinigung der Uhlbacher und Rotenberger Weingenossenschaften, Zehnjähriges. Nicht immer waren sich die Wengerter der beiden Weinbaugemeinden grün.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Wir sprachen mit Hansjörg Eisele (Uhlbach) und Siegfried Berner (Rotenberg) über die alten, aber nicht immer nur guten Zeiten.

 
Herr Berner, Herr Eisele, haben Sie sich schon mal geprügelt?
Berner: Wie kommen Sie da drauf?
Nun, Sie, Herr Berner, kommen aus Rotenberg, Sie, Herr Eisele, aus Uhlbach. Da war man sich nicht immer grün.
Eisele: In meiner Jugend war das schon so, dass man zu den Rotenbergern kaum Kontakt hatte. Wir waren mehr nach Obertürkheim hin orientiert, wo man später auch zur Schule ging. Wir haben uns gefrotzelt, aber das war harmlos.
Berner: Man muss auch sehen, dass die Weinberge schon fast ineinander verflochten waren. Insofern kann man nicht sagen, dass wir uns spinnefeind waren.
Im katholischen Hofen und protestantischen Mühlhausen, heißt es, sollen die Konfessionen früher zu Konflikten geführt haben.
Eisele: Bei uns war der Unterschied geografischer Art. Aus Uhlbacher Warte haben die Rotenberger auf uns herabgeschaut. Die haben ja auch einen besseren Weitblick. Wir Uhlbacher bezeichneten die Rotenberger als Hochwohlgeborene. Wegen der Sicht – und weil sie der Grabkapelle wegen näher am König dran waren.
Berner: Meine Mutter kam aus Uhlbach, mein Vater aus Rotenberg. Nach dem Krieg mussten wir Rotenberger in Uhlbach zur Schule, da gab’s schon mal Zoff, aber das war nie ernst. Als meine Tochter, Jahrgang 1973, zur Schule nach Uhlbach sollte, sagte mein Schwiegervater zu meiner Frau: „Was, du schickst des Mädle da unten zur Schul!“
In einer Schrift zum Zehn-Jahr-Jubiläum des Collegium Wirtemberg ist von einer „mutigen Verschmelzung“ die Rede.
Berner: Das war sie auch. Man hat aus zweien eins gemacht, um effizienter arbeiten zu können, was letztlich ein Segen für alle war. Das Volumen ist gewachsen, und man konnte wirtschaftlicher produzieren. Die gestiegene Qualität hat auch mit einer neuen Generation von Winzern zu tun, mit Leuten wie Martin Kurrle. Die alten Kellermeister haben gute Arbeit geleistet, keine Frage, aber die jungen hatten Weinbau studiert, da kam ganz anderes Wissen dazu.
Eisele: Wichtig war, dass die Entscheidung vom Zusammenschluss der beiden Genossenschaften von vielen getragen war. Nur so konnte was Gutes daraus werden. Auf beiden Seiten musste eine Mehrheit von 70 Prozent erreicht werden. Bald haben auch die Skeptiker gemerkt, dass es zusammen besser geht. Am überzeugendsten war, dass die Weine von Jahr zu Jahr besser wurden.
Der neue Name Collegium Wirtemberg war mit Bedacht gewählt.
Berner: Ja, ich finde die Bezeichnung hat mehr Anmut als Genossenschaft. Außerdem klingt Genossenschaft nach Massenproduktion. Die Führungsmannschaft hat von Anfang an einen guten Umgang gepflegt. Unter den Weingärtnern herrscht eine gute Grundstimmung.
Dachten Sie, dass das so reibungslos funktioniert?
Eisele: Es gab anfangs schon Schwierigkeiten, oft wegen ganz banaler Dinge. So mancher Uhlbacher hat überlegt: Wie soll ich da mit meinem alten Karren über den Berg kommen, um meine Trauben in der Kelter in Rotenberg abzuliefern. Im Grunde aber haben sie erkannt, dass es mal wieder an der Zeit wäre, einen neuen Schlepper zu kaufen oder den alten zu richten.
Berner: Wichtig war auch, dass der neue Chef in der Kelter in Rotenberg ein Uhlbacher war, nämlich Martin Kurrle.