Manche Kinder von Zuwanderern entwickeln ein ganz eigenes Deutsch, das sich vom Hochdeutsch unterscheidet. Ist das Mängeldeutsch?
Scharff Rethfeldt: „Mängeldeutsch“ – das ist ein Begriff, der der Sache nicht gerecht wird. Das zeigt, dass Sie die Welt durch eine „monolinguale Brille“ betrachten. Das bedeutet: Sie denken an ein einsprachig aufwachsendes Kind. Aber in unserer Gesellschaft – gerade in Großstädten wie Stuttgart – sieht die Wirklichkeit doch längst anders aus. Da wächst ein Kind mit einer türkischen Mutter und einem deutschen Vater auf, die Großeltern mütterlicherseits sprechen vielleicht kurdisch. Für das Kind gehören alle drei Sprachen zum Leben.
Aber schlechtes Deutsch bleibt schlechtes Deutsch.
Scharff Rethfeldt: Für die Sprachentwicklung eines Kindes ist es nicht entscheidend, wie ausgewogen oder wie gut ein Kind eine bestimmte Sprache beherrscht. Es spielt eine viel größere Rolle, in welchem Maß ein Kind die jeweilige Sprache braucht, um mit seinen Eltern, Geschwistern oder Freunden reden zu können. Und eines noch: Kinder sind keine wandelnden Wörterbücher oder Dolmetscher – für Letztes braucht es nicht umsonst ein Studium.