Egal, es herrscht ein dauerndes Riesenhallo, selbst wenn nur die Dings aus „Marienhof“ und der Bums aus „Verbotene Liebe“ auftauchen. Das hat schon beinahe etwas von Magischem Realismus, zumindest muss die Welt einen Sprung in der Schüssel haben. Die Diagnose erhärtet sich, rein medizinisch gesehen, weil gerade der Schönheitschirurg Werner Mang einem Reporter darüber Auskunft gibt, dass sich keine Dame in ein Dirndl zu quetschen brauchte, wenn sie sich vorher bei ihm die Brust modellieren ließe. Eine steile These, aber es kommt noch besser, weil der Reporter Herrn Mang bittet, seinen Lieblings-Wiesn-Hit vor laufender Kamera vorzutragen und der Chirurg plötzlich „Atemlos“ von Helene Fischer singt.

 

Gleichzeitig brüllt es aus einer anderen Ecke, in der sich wie aus dem Nichts Jürgen Drews und Ottfried Fischer materialisiert haben, lautstark: „Bussiii!“ Das ist schon viel auf einmal für einen Wiesn-Novizen, der weiß, dass es auf dem Wasen niemals ein Wimmelbild aus Promis geben wird. Manche haben den Abend übrigens trotz Einladung geschwänzt oder waren anderweitig verhindert, aber dafür stehen sie zumindest auf der Speisekarte: „6 original Nürnberger Rostbratwürstl von Uli Hoeneß“.

Zur späten Stunde sinken die abfotografierten Promi-Gesichter erschöpft auf ihre Sitzbänke, in der wohligen Gewissheit, sich demnächst in einer Sendung anschauen zu können. Die Wiesn ist ihnen gnädig gewesen in dieser Nacht, aber auf dieser liberalen Spielwiese kann theoretisch jeder sein Glück finden. Ob er auf der Gästeliste steht oder Otto-Normalbiertrinker ist, ob er seine Tracht bei Lodenfrey mit der Platincard bezahlt hat oder am „Dirndl Complete Sale“ teilgenommen hat. Für den Tagesgast bleibt nur die Kapitulation. An einem einzigen Tag kannst du das Universum Wiesn unmöglich verstehen. Aber zum Nachsitzen würde man nächstes Jahr gerne wieder kommen. Aus Las Vegas am Neckar.