Sie bleiben wahrscheinlich für immer das Traumpaar aus „Genial daneben“: Wigald Boning und Bernhard Hoëcker lassen auch im Stuttgarter Renitenztheater das Publikum einfach mal Fragen stellen – und finden frappierend schlüssige Antworten.

Stuttgart - Kein Konzept haben die beiden. Vorbereitung? Nicht existent. Was man an dieser Stelle für gewöhnlich verrisse, begeisterte am Montag das Publikum des Renitenztheaters. Wie das?

 

Bernhard Hoëcker und Wigald Boning kennen sich aus dem TV-Geschäft. Beide schlaumeierten etwa in der Ratesendung „Genial daneben“ oder führten waghalsige Experimente in der ZDF-Show „Nicht nachmachen!“ durch. Dass beide ungemein viel wissen, aber dennoch unfassbaren Unfug faseln können, bewiesen sie abermals in ihrem aktuellen Programm „Gute Frage!“.

Wie muss man sich’s vorstellen? Zunächst läuft der Sesamstraßensong „Wer wie was?“ vom Band. Das Publikum klatscht teilweise mit. Die Kindheit: eine prägende Zeit. Dann betreten die zwei Herren die Bühne. Live-Fragen, so stellen sie umgehend klar, haben Vorrang. Wer sich meldet, bekommt Auskunft. Doch das Publikum kann seine Nöte auch auf ausgeteilte Karten kritzeln und diese einreichen. Das Duo zieht dann abwechselnd aus den Sammeleimern und nimmt sich der Gästesorgen an. Gefragt werden kann alles.

Mit dem flachgelegten Fernsehturm den Stuttgarter Feinstaub wegpusten

In Stuttgart entwickelt sich der Abend so: „Wie viele Borsten hat eine Zahnbürste für einen Elefanten?“, will eine Zuschauerin wissen. So recht weiß das aber niemand. Hoëcker kennt sich zumindest im Terrain der Tierzahnmedizin aus und gibt den Jüngeren Berufstipps: „Tierzahnärzte gibt es sehr wenige, die werden gebraucht. Wobei viele allerdings nur noch einen Arm haben.“ Meist kichert der eine Künstler über den anderen, wenn jenem wieder mal brillanter Nonsense einfällt. Hoëcker tritt dabei leger im Kapuzenpulli auf, Boning zeigt sich im rosafarbenen, offenkundig ungebügelten Hemd.

Warum funktioniert solch eine Show? Im Grunde ist es die „Genial daneben“-Idee, die zugrunde liegt. Allein: Man hat die restlichen, stets in der Sendung auftauchenden Taugenichtse einfach gestrichen. So verbleiben nur die beiden eloquenten Quasselstrippen, bei denen Geistesblitze und Synapsenquatsch ineinander übergehen. Einerseits kann da über das Vorhaben spekuliert werden, den Stuttgarter Fernsehturm zu kippen und mit einem Rotor zu versehen, um den Feinstaub aus dem Kessel zu blasen. Andererseits diskutiert man, ob Farben an sich überhaupt existieren, da der Mensch deren Definition ja von der individuellen Leistung der lichtempfangenden Zapfen und Stäbchen im Auge abhängig machen muss.

Dazu gibt es immer mal wieder Anekdoten aus der Fernsehgeschichte: „Ich glaube, wenn Hugo Egon Balder heterosexuell wäre“, so berichtet Bernhard Hoëcker, „dann würde er sich auf Hella von Sinnen einlassen – äh, umgekehrt!“ Und Monsieur Boning weiß innerhalb einer Femtosekunde auf die Frage nach der Herkunft der angeblich auf islamistische Märtyrer wartenden Jungfrauen zu antworten: „Das sind pensionierte Stewardessen der Airline ‚Emirates‘“. Nach zweieinhalb Stunden könnten die verzückten Gäste noch immer tagelang weiterfragen. Im Gegensatz zum Wissen ist die Zeit jedoch begrenzt. Oder umgekehrt.