Sie müssen früher raus als geplant. Hat es noch einmal Gespräche gegeben, die Zwischennutzung zu verlängern?
Mellmann Wir hatten uns überlegt, einfach alles auf die Treppe zu verlegen und während drin umgebaut wird, die Veranstaltungen und den Barbetrieb nach draußen zu verlegen. Das wurde von der Stadt allerdings abgelehnt, da auch die Treppe eingezäunt wird.
Gutbrod Wir haben das vorzeitige Ende jetzt so hingenommen, ohne große Widerrede. Wir wussten ja von Anfang an, dass es nur für eine Zwischennutzung ist.
Mellmann Die Zwischennutzung war auch eine große Verantwortung. Da durfte nichts schief gehen, wenn man schon das Vertrauen der Stadt bekommt.
Ist das auch ein Grund für den Charme des Wilhelmspalais, dass man immer wusste, es ist nur vorübergehend?
Mellmann Nein, das glaube ich nicht. Der Grund für den Charme war sicherlich die Vielfalt der Veranstaltungen. Das Wilhelmspalais hätte man locker noch fünf Jahre betreiben können, ohne dass es langweilig geworden wäre.
Gibt es zu wenig derartige Orte ?
Gutbrod Klar sind solche Orte wichtig für das Leben in der Stadt. Zwischennutzungen sind interessant und schaffen eine Win-Win-Situation – für die Stadt wie für die Leute. Doch wenn immer gemeckert wird, dass es hier zu wenig gebe, dann finde ich, ist das ein Luxusproblem. Für die Größe Stuttgarts ist hier eine Menge los. Es gibt immer neue Generationen, die sich engagieren wie derzeit in der Ebene 0 im Züblin-Parkhaus. Da sich die Stadt verändert, entstehen immer wieder neue Leerstände. Auch beim Wilhelmspalais hat die Stadt das maximal Mögliche getan. Das Gebäude hätte auch leer stehen können. Sicher könnte man statt Großveranstaltungen auch mal solche organisieren, die sich Kunst und Kultur widmen, wie mit Videokunst die ganze Stadt zu bespielen.
Ein großer Plan für die ferne Zukunft. Wie geht es in naher Zukunft weiter?
Mellmann Wir konzentrieren uns jetzt wieder auf die Wagenhallen, und versuchen den Schwung vom Wilhelmspalais mitzunehmen. Für uns war das eine tolle Erfahrung. Wir haben unseren Horizont erweitert, der davor von den Wagenhallen bis zum Schrottplatz gereicht hat (lacht). Wir wissen jetzt, dass man überall die Menschen erreichen kann, wenn man etwas mit Leben, mit Kultur und mit Anspruch füllt – damit erreicht man den Freak genauso wie den Banker.
Das klingt als wären Sie auf den Geschmack gekommen . . .
Gutbrod Das Wilhelmspalais ist als Location sicherlich erst mal nicht zu toppen. Aber wir sind nicht abgeneigt, wieder etwas in der Innenstadt zu starten. Die Wagenhallen sind inzwischen eine Institution, die wird es immer geben, aber uns macht es auch Spaß, die Innenstadt mitzugestalten. Vielleicht im neuen Schloss, da müsste ich mal den Ministerpräsidenten Kretschmann anrufen.