2014 sind in Baden-Württemberg nur sieben Windräder ans Netz gegangen. Der Umweltminister hofft auf laufende Genehmigungsverfahren. Aber viele Pläne sind schon geplatzt.

Stuttgart - Die Bilanz fällt zappenduster aus: Gerade einmal sieben Windräder sind im Jahr 2014 im Südwesten ans Netz gegangen. Bei der Windenergie kommt das Flächenland Baden-Württemberg, das bundesweit bei den erneuerbaren Energien insgesamt auf Platz zwei liegt, nicht in die Gänge, sondern liegt nach wie vor weit abgeschlagen auf Platz 14. Insgesamt gingen seit dem Regierungswechsel 41 Windräder in Betrieb – 2013 waren es zwölf, 2012 und 2011 jeweils elf.

 

Damit ist die grün-rote Landesregierung Lichtjahre entfernt von ihrem ehrgeizigen Ziel, bis 2020 zehn Prozent der Stromerzeugung im Land mit sauberer Windenergie zu bestreiten. Rund 400 Windräder mit einer installierten Leistung von etwa 560 Megawatt drehen sich im Land. Tatsächlich sollten bis 2020 weitere 1200 hinzukommen. Von dieser Zahl hat sich der Umweltminister Franz Untersteller längst verabschiedet – zumal die modernen Windräder immer höher und auch leistungsfähiger werden. Nicht verabschiedet aber hat sich der Minister von dem Ziel: „Warum sollten wir ein halbes Jahrzehnt vor dem Zielzeitpunkt die weiße Fahne schwenken?“ Das sagte er noch im August im Gespräch mit der StZ.

Wenn Pläne platzen

Gleichwohl hatte er damals bereits seine Einschätzung vom Dezember 2013 korrigiert und den für 2014 erhofften Bauboom gleich weiter verschoben. Seine Hoffnung nährt sich daraus, dass aktuell Genehmigungen für 49 Anlagen vorliegen und 267 Anlagen sich im Genehmigungsverfahren befinden. Aber wie schnell solche Pläne platzen können, hat sich im Dezember gezeigt: Die Bundesaufsicht für Flugsicherung hat aus Sicherheitsgründen einen Windpark mit 15 Anlagen auf dem Schurwald im Kreis Esslingen abgelehnt. Ein weiterer Windpark im Kreis Göppingen bei Lauterstein ist von zunächst 30 auf 22 und nunmehr 16 Windräder geschrumpft, wegen Einwänden von Gemeinden, dem Vorkommen von Wanderfalken und Fledermäusen sowie den Segelfliegern auf dem Hornberg. Bei Geislingen moniert der Deutsche Wetterdienst die mögliche Störung des Wetterradars, ihm Hohenlohischen sind Belange von Bundeswehr und Tieffliegern zu beachten.

Windkraftsensible Vögel

Wo die windkraftsensiblen Vogelarten Rotmilan und Schwarzmilan brüten, steht nach zweijähriger Erfassung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) fest. Die Rotmilane sind weltweit sehr selten, in Baden-Württemberg mit rund 3000 Paaren (rund 17 Prozent des Weltbestands) jedoch weit verbreitet.

Die Karten mit 1010 Flächenquadraten, die jeweils 34 Quadratkilometer umfassen, sind im Internet zu finden und sollen als Orientierungshilfe dienen. „Diese sind kein Ausschlusskriterium für die Windkraft“, sagt ein Sprecher. Planer erhielten die Geodaten der Horstbäume auf Anfrage, dann aber müsse im Einzelfall geprüft werden, welcher Abstand zur Sicherheit der Mäusejäger einzuhalten ist. Laut LUBW sind in 185 Gebieten keine Rotmilane vorhanden, in 217 gibt es jeweils nur ein Revier, in 188 zwei Reviere.