Die Städte und Gemeinden dürfen bei der Ansiedlung von Windrädern bald mehr mitreden. Im Kreis Ludwigsburg gibt es nur wenige optimale Standorte. Doch zahlreiche Kommunen untersuchen nun ihre Potenziale.


Möglingen untersucht, Remseck prüft, Vaihingen analysiert, Bönnigheim auch. Und so weiter. In allen Städten und Gemeinden im Kreis Ludwigsburg steht das Thema Windkraft weit oben auf der Tagesordnung, seit das Land seine richtungsweisende Gesetzesänderung angekündigt hat. Künftig soll vor Ort entschieden werden, wo der Bau von Windrädern zulässig ist. „Wir werden nun erst einmal prüfen, welche Standorte überhaupt infrage kommen“, sagt Anette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen.

 

Und diese Untersuchungen sind kompliziert. Der Naturschutz muss beachtet werden, die Vogelwelt, die Rotoren dürfen nicht zu nahe an Wohnhäusern stehen, Abstände zu Straßen und Bahnlinien müssen eingehalten werden – und es muss Wind wehen. „Das wird zu Interessenkonflikten führen“, warnt der Remsecker Bürgermeister Karl-Heinz Balzer.

Nicht nur mit Umweltschützern, auch mit Landwirten. „Wir sind gesegnet mit hervorragenden Ackerböden, die wir erhalten wollen“, sagt Michael Klumpp, der Umweltbeauftragte der Gemeinde Möglingen. „Da wird es schwierig mit anderen Nutzungen.“ Aus diesem Grund habe der Gemeinderat mehrfach Anfragen von Investoren abgelehnt, die entlang der Autobahn Fotovoltaikanlagen errichten wollten. „Bei Windkraft wird die Haltung ähnlich sein“, vermutet Klumpp.

Untersuchungsergebnisse in wenigen Wochen erwartet

Wie viele Rotoren mittelfristig im Kreis Ludwigsburg rotieren werden, weiß niemand. Absehbar ist, dass es nicht bei dem einen Windrad bleibt, das bald in Ingersheim in Betrieb geht. „Wir eruieren gerade die Potenziale in der Region“, sagt Bodo Skaletz, der Geschäftsführer der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim. Die Ergebnisse sollen in wenigen Wochen vorliegen, dann könne man Details und eventuell Standorte nennen. In Bönnigheim forciert eine private Initiative ein Projekt, bei dem Bürger am Bau eines Windrads beteiligt werden sollen. Auch die Genossenschaft, die hinter dem Ingersheimer Großprojekt steht, hält sich alle Optionen offen. Man werde jetzt weitere Erfahrungen sammeln, sagt der Vorsitzende Dieter Hallmann. „Dann werden wir unsere Schlüsse ziehen und gegebenenfalls über andere Standorte in Ingersheim nachdenken.“

Wenn es um Windkraft geht, klingen die Stellungnahmen aus den Rathäusern immer ähnlich. „Wir sind bei diesem Thema sehr aufgeschlossen“, sagt der Bönnigheimer Bürgermeister Kornelius Bamberger. „Grundsätzlich stehen wir dem sehr positiv gegenüber“, heißt es aus Ludwigsburg. „Auch wenn es bei uns wohl nur wenige geeignete Gebiete gibt, gehen wir sehr offen an dieses Thema heran“, erklärt Gerd Maisch, der Oberbürgermeister von Vaihingen/Enz. „Natürlich muss es passen, aber wir sind offen“, bekräftigt Bietigheim-Bissingen.

Widerstand aus der Bevölkerung

Dabei sind Windkraftanlagen in der Bevölkerung selten unumstritten. Die Ingersheimer Genossenschaft liegt seit Jahren im Clinch mit einer Bürgerinitiative, die bereits angekündigt hat, den Protest auch in andere Kommunen tragen zu wollen. Die Windradgegner argumentieren, dass der Wind in der Region „einfach nicht ausreicht“, um solche Anlagen rentabel zu betreiben. Allein stehen sie mit dieser Meinung nicht. „Wir suchen in Baden-Württemberg Standorte für Windräder, aber nicht im Kreis Ludwigsburg“, sagt Rainer Kübler, der Geschäftsführer der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen. Denn die hiesigen Gebiete seien, was die Windstärke angeht, „eher grenzwertig“.

Dieter Hallmann von der Energiegenossenschaft ist dennoch überzeugt, dass sich das Großprojekt in Ingersheim rentieren wird. „Die Diskussionen um weitere Standorte im Kreis Ludwigsburg begrüßen wir außerordentlich“, sagt er. „Wenn wir die Energiewende erfolgreich umsetzen wollen, müssen wir alle möglichen Windpotenziale ausschöpfen.“ Der Umweltschutz müsse ausreichend gewürdigt werden, dürfe aber „nicht zum Alibiargument“ werden.