Das Rennen am Sonntag könnte eines der letzten gewesen sein: Der Sachsenheim-Ring soll der Erweiterung des Gewerbeparks Eichwald zum Opfer fallen. Doch die Nutzer der Strecke wollen das mit allen Mitteln verhindern.

Sachsenheim - So schnell können die Zuschauer am Sachsenheim-Ring kaum gucken, wie die Windhunde an ihnen vorbeiflitzen – zumal das Blickfeld vieler durch Regenschirme eingeschränkt wird. Immerhin haben sich trotz des trüben Wetters am Sonntag einige Besuchergruppen beim Solitude-Rennen des Windhund-Rennsportvereins Solitude (WRSV) eingefunden. Doch es könnte eine der letzten Veranstaltungen auf dieser Bahn gewesen sein.

 

Wie ein Damokles-Schwert hängt die Ankündigung des Zweckverbandes Eichwald über der Veranstaltung, das bestehende Gewerbegebiet um 28 Hektar nach Süden vergrößern zu wollen. Das wäre das Aus für die Windhund-Rennbahn, die mitten im Erweiterungsgebiet liegt – auch wenn die Mitglieder des WRSV, Eigentümer der Bahn, das nicht wahr haben wollen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, so lautet das Credo der Hundebesitzer.

Rennbahn steht für eine große Familie

„Wir wollen gar nicht daran denken, dass das kommen könnte“, sagt Heidemarie Hillbrecht. Die Sachsenheimerin hat selbst zwei Hunde, mit denen sie jedes Wochenende auf dem Sachsenheim-Ring trainiert und die auch am Sonntag am Start waren. „Für uns steht die Rennbahn für eine große Familie“, sagt sie. Zumal die Strecke eine der besten Europas sei. Diese Kostbarkeit werde man keinesfalls kampflos aufgeben. Eine Unterschriftenaktion laufe bereits, zur Not werde sie auch Demonstrationen organisieren, „und wer weiß, vielleicht finden wir ja noch Juchtenkäfer“, spielt sie auf die Verzögerungen beim Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 an. Sie jedenfalls werde alles tun, um die Arena zu erhalten, „und das schaffen wir auch“.

Sylvia Wulz ist ähnlich kampfeslustig: „Die denken, so einen popeligen Verein kann man einfach wegpusten.“ Aber das mache sie nicht mit. „Wir haben doch so viel für die Region getan“, sagt die Stuttgarterin, die seit 20 Jahren im Verein ist. „Wären wir ein Fußballverein, würde man so etwas nicht mit uns machen“, glaubt sie. Selbst Gäste von weit her sind empört: „Das wäre eine Katastrophe“, sagt Stephan Arnold aus Leipzig. Seit der Wende komme er zwei Mal im Jahr zu den Rennen in Sachsenheim, „weil das die beste Bahn Deutschlands ist, das Maß aller Dinge“, schwärmt er. Andere Besucher loben die „tolle, familiäre Atmosphäre“ – allerorten herrscht Unverständnis darüber, dass das „Aushängeschild“ Sachsenheims in Gefahr ist.

Einzige Sandbahn in Baden-Württemberg

Fällt die Arena weg, „ist der Verein tot“, ist Helmut Rischer, Vorsitzender des WRSV, überzeugt. „Ein vergleichbares Grundstück bekommen wir heute nirgends mehr.“ Er könne gar nicht glauben, dass man diese einzigartige Einrichtung einfach aufgeben will. Der Sachsenheim-Ring sei die einzige Sandbahn in Baden-Württemberg, die nächste befinde sich 230 Kilometer entfernt im hessischen Hünstetten.

Von März bis Oktober sei das Gelände jedes Wochenende gut besucht und werde mit rund 40 Trainingsläufen an beiden Tagen hervorragend genutzt. Beim Rennen am Sonntag sind 120 Windhunde aus der ganzen Republik am Start gewesen – bei der Weltmeisterschaft vor fünf Jahren waren es gar 500 aus 15 Ländern.

Zum Frust über die drohende Schließung kommt noch der Ärger über die Kommunalpolitik: Von der Stadt Sachsenheim heißt es, seit Jahren sei klar, dass die Erweiterung des Gewerbeparks kommt. „Aber das stimmt nicht“, echauffiert sich Rischer. Erst im Februar habe er von den Plänen erfahren. Bei einem Treffen am Donnerstag habe der Bürgermeister Horst Fiedler zugesagt, dass die Arena noch bis Frühjahr 2013 genutzt werden könne. Was danach komme, sei ungewiss. Zumal der Pachtvertrag des Vereins immer nur für ein Jahr laufe. Rischer will jetzt alle Gemeinderäte anschreiben, um für die Arena zu werben. Ansonsten könne er nur abwarten und hoffen.